Kamera
Schokolade

Die Café Digital 1-Euro-Gewinnfrage…

Veröffentlicht in Apple & Co | 28. Oktober 2008 | 22:05:41 | Roland Müller

Wenn die Börsenkurse fallen,
regt sich Kummer fast bei allen,
aber manche blühen auf:
Ihr Rezept heißt Leerverkauf.

Keck verhökern diese Knaben
Dinge, die sie gar nicht haben,
treten selbst den Absturz los,
den sie brauchen – echt famos!

Leichter noch bei solchen Taten
tun sie sich mit Derivaten:
Wenn Papier den Wert frisiert,
wird die Wirkung potenziert.

Wenn in Folge Banken krachen,
haben Sparer nichts zu lachen,
und die Hypothek aufs Haus
heißt, Bewohner müssen raus.

Trifft’s hingegen große Banken,
kommt die ganze Welt ins Wanken –
auch die Spekulantenbrut
zittert jetzt um Hab und Gut!

Soll man das System gefährden?
Da muss eingeschritten werden:
Der Gewinn, der bleibt privat,
die Verluste kauft der Staat.

Dazu braucht der Staat Kredite,
und das bringt erneut Profite,
hat man doch in jenem Land
die Regierung in der Hand.

Für die Zechen dieser Frechen
hat der Kleine Mann zu blechen
und – das ist das Feine ja –
nicht nur in Amerika!

Und wenn Kurse wieder steigen,
fängt von vorne an der Reigen –
ist halt Umverteilung pur,
stets in eine Richtung nur.

Aber sollten sich die Massen
das mal nimmer bieten lassen,
ist der Ausweg längst bedacht:
Dann wird bisschen Krieg gemacht.

Unsere Frage lautet: Wer hat dieses hübsche Gedicht geschrieben? Und wann? Dem ersten, der die richtige Antwort gibt, winkt als Gewinn 1 Euro und eine Tafel feinster belgischer Dolfin Schokolade…

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9 Antworten zu “Die Café Digital 1-Euro-Gewinnfrage…”

  1. 28. Oktober 2008 um 23:05:52 | macixus sagt:

    Autor: Kurt Tucholsky
    Zeitpunkt: 1930

    Ich bitte, die Tafel Dolfin Schokolade höchstselbst zu geniessen – als kleiner Dank für die stets vergnüglich zu lesende Café Digital Site. Und den Euro in die Café-Kasse.

    P.S. So spendabel bzw. uneigennützig bin ich sonst nicht. Aber da das Gedicht heute schon Theme im macsofa-Forum war, fiel mir die Antwort sehr leicht. 😉

  2. 29. Oktober 2008 um 06:32:58 | Smie sagt:

    Kurt Tucholsky, 1930, veröffentlicht in „Die Weltbühne“

  3. 29. Oktober 2008 um 06:43:48 | Smie sagt:

    Ein wirklich sehr treffendes Gedicht in Bezug auf die Finanzkrise und so wird damals wie heute der kleine Mann die Zeche zahlen. Konsequenzen? Fehlanzeige! Dabei will man doch nur unser Bestes…

  4. 29. Oktober 2008 um 08:15:23 | Ulrich Auer sagt:

    Schönen guten Morgen,

    Kurt Tucholsky, 1930
    Veröffentlicht in „Die Weltbühne“

    Unglaublich, wie zutreffend das formuliert wurde. Schön, das Ihr das ausgegraben und veröffentlicht habt.

  5. 29. Oktober 2008 um 08:22:25 | Ulrich Auer sagt:

    Kommando zurück, es wird nur Tucholsky nachgesagt, soll aber doch nicht von ihm stammen.
    Egal, zutreffend ist das Gedicht allemal.

  6. 29. Oktober 2008 um 08:54:21 | DrWatson sagt:

    Es ist wohl nicht der Herr Tucholsky von vor 80 Jahren, sondern ein Herr von politisch möglicherweise eher fragwürdiger Ausrichtung:
    http://commonsblog.wordpress.com/2008/10/22/kurt-tucholsky-uber-die-finanzkrise/

  7. 29. Oktober 2008 um 09:45:12 | Smie sagt:

    Schade, dabei hatte ich mich schon so auf die leckere Schokolade gefreut 😉

  8. 29. Oktober 2008 um 09:49:23 | Roland sagt:

    Lieber Dr. Watson,

    große Gratulation! Es handelt sich in der Tat um eine urban legend oder, genau besehen, Schlimmeres. Denn der Autor ist eben nicht Kurt Tucholsky, wie derzeit überall zu lesen steht, sondern in der Tat ein eher rechtsnational angesiedelter Wiener Möchtegernschriftsteller, der sich offenbar inspirieren ließ von Tucholskys 1922 unter dem Pseudonym Theobald Tiger in der Weltbühne veröffentlichtes „Merkt ihr nischt –?“ Richard K. Kerschhofer aka Pannonikus scheint es also tatsächlich geschafft zu haben, ohne großen Aufwand und nur durch Ritt auf der derzeitigen Finanzkrisenwelle einen Hoax platziert zu haben. Peinlich insbesondere für die Qualitätsmedien. Wobei man sich durchaus hätte denken können, dass hier etwas faul ist. Denn sooo hellsichtig war nicht einmal KT!

    Nochmal: Chapeau! Der EUR und die Tafelschokolade gehören Dir! Bitte maile uns die Versandadresse!

  9. 29. Oktober 2008 um 12:14:41 | DrWatson sagt:

    Naja, meine „Leistung“ bestand ja nicht darin, herauszufinden, von wem das Gedicht stammt, sondern herauszufinden, wo es steht, dass wer herausgefunden hat, vom wem es tatsächlich ist 😉 Insofern gebührt die Ehre/Schokolade nicht mir.