Ein Sieg der Unvernunft?
Veröffentlicht in Gesellschaft, Politik | 24. Juni 2016 | 15:53:08 | Roland Müller
Nun ist es also doch geschehen: Eine knappe Mehrheit der Briten hat sich für den BREXIT, das Verlassen der Europäischen Union, entschieden. Insofern ist der 23. Juni 2016 ein historisches Datum. Denken wir die Situation einmal weiter, jenseits der langwierigen Scheidungsverhandlungen, die auf uns zukommen, dann kann es einem durchaus angst und bange werden um die Briten. Stop! Nein, nicht um die Briten, die Bewohner des Vereinigte Königreichs, sondern um die Engländer. Denn was wird weiter geschehen? Die Schotten werden, wenn man ihren Ankündigungen glauben darf, alles daran setzen, in einem erneuten eigenen Plebiszit das United Kingdom zu verlassen, um selbst in der EU bleiben zu können. Da eine sehr große Mehrheit der Schotten sich heute für den Verbleib entschieden hat und sich nun gegen eigenen Willen von London aus dem gemeinsamen Markt ausgeschlossen fühlt, darf man einem solchen Begehren wesentlich größere Chancen zurechnen als beim letzten, eh schon knappen Mal. Und dann sind da noch die Nordiren. Ebenso EU-freundlich gesonnen und ebenso unglücklich über die britische Entscheidung. Schon strecken sie erste vorsichtige Fühler aus in Richtung Dublin – kündigt sich womöglich eine Wiedervereinigung auf der Grünen Insel an? Wir werden es sehen. Käme es auch hierzu, dann sähe sich England zwar als Herr im eigenen Lande und über die eigenen Grenzen. Diese aber wären zugleich Zollaußengrenzen nach Norden – Schottland – wie nach Westen – Nordirland! Reduziert sich also das große Vereinigte Königreich unter einem in New York geborenen zukünftigen Primeminister Alexander Boris de Pfeffel Johnson auf den Kern England? Das wäre dann das, was man als Treppenwitz der Geschichte bezeichnet. Ach ja, und wenn man ganz genau hinschaut, dann erkennt man, dass auf der Insel eigentlich eine alte, nostalgisch rückwärtsgewandte 60+ Klientel die Zukunft und Prosperität ihrer eigenen jungen und sehr weltoffenen Folgegenerationen mit zwei Federstrichen buchstäblich durchkreuzt hat. Ja, der BREXIT war bei Licht besehen ein Krieg der Generationen, den die Jungen verloren haben – und das ist die eigentliche große Tragik dieser knappen Entscheidung. Es bleibt zu hoffen, dass man in der verbliebenen EU daraus Erkenntnisse gewinnt…
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