Kamera
Schokolade

Tag 1 der FBM 2024: Ein Gefühl der Leere

Veröffentlicht in Gesellschaft, Kultur, Kunst, Literatur, Medien, Politik, Unterhaltung | 16. Oktober 2024 | 21:21:43 | Roland Müller

Natürlich fühlt es sich toll an, einmal auf dem roten Teppich zu stehen. Aber tatsächlich ist das nur ein Aufmerksamkeit schaffender Bildaufmacher für unseren ersten Tag auf der 76. Frankfurter Buchmesse.

Tatsächlich herrschte zumindest auf der Anreise zur Messe einiges Gedränge in der S-Bahn und auf den Rolltreppen. Alles Fachbesucher natürlich nund verspätetes Verlagspersonal. Alles hektisch und meist in die allfälligen Smartphones parlierend. Nun ja, man kennt das.

Immerhin ging es in den Gängen sehr gesittet zu. Noch keine Menschenmassen in Sicht, nur eifrige Rucksackträger:innen und ein Mindestmaß an Presse.

Wie üblich besuchen wir in einem ersten Orientierungslauf Halle 3.0 – bereits hier zeigt sich, dass das Hinzufügen von Halle 1.2 für den zu erwartenden New Adult und Young Adult Rummel gewaltig Druck aus der Messe nehmen wird, indem Platz geschaffen wird für die Besucher. Breite Gänge tun sich auf. Und gleich am Eingang massive Präsenz von Thalia. Nun ja, eingedenk des Umsatzsprungs im aktuellen Buchjahr kein Wunder. Zumal die Buchhandelkette mittlerweile auch als Verleger auftritt.

Wir schlendern weiter, an einem strahlenden Kollegen vorbei – Andreas Eschbach –, der bei Bastei Lübbe überlebensgroß für „Die Abschaffung des Todes“ wirbt.

Wir notieren ganz neue Sitten bei Hoffmann und Campe, die bei dieser Buchmesse ihre Neuerscheinungen auf direktem Wege an den Mann und die Frau bringen wollen.

Bei Droemer Knaur steht wie immer die bekannte Rotunde mit der Parade der Bestsellerautor:innen im Zentrum des Messeauftritts. Details sparen wir uns für einen späteren Besuch auf.

Bei KiWi fällt uns im Vorbeiflanieren zweierlei auf: Einerseits die Überpräsenz von Frank Schätzings neuem Bestseller „Helden“, der sein Altwerk „Tod und Teufel“ zur Trilogie erweitern soll. Der dritte Teil der Mittelalter-Saga steht wohl für nächstes Jahr an? Ein zumindest für uns ungewohnt erscheinender Schritt zurück, bedenkt man die bisherigen Lieblingsthemen des Autors, die meist in einer nahen Zukunft spielten. Andererseits fasziniert uns die Idee, aus Buchrücken eine so aparte Sitzgelegenheit zu bauen – eine Art besitzbares Bücherregal. Durchaus nachbauenswert, wie wir finden.

Wir flattern an der unverkennbaren Ullstein-Eule vorbei und nehmen uns auch hier vor, am nächsten Messetag die Neuerscheinungen genauer in Augenschein zu nehmen.

Anschließend betreten wir vom Obergeschoss aus – Halle 3.1 – die Ballustrade, um frische Luft und einen sonnigen Mittwochmittag zu genießen. Und natürlich, um Euch Daheimgebliebene ein wenig neidisch zu machen. Denn das hier ist allerfeinster goldener Oktober. So weit das Auge über die Agora reicht …

… und reicht …

… und reicht …

… und reicht. So lassen sich sogar die wie immer zahlreichen Raucherinnen und Raucher ertragen, die sich bevorzugt hier draußen versammeln.

Wir beschließen, nach einem kurzen Rundgang über die Agora im Parterre von Halle 4 vorbeizuschauen, wo ARD/ZDF/3sat traditionell ihre Bühne aufgtebaut haben. Und tatsächlich. Hier herrscht bereits reger Sendebetrieb. Wir lauschen eine Weile Jürgen Trittin, der sein neues Werk „Alles muss anders bleiben“ vorstellt, im Gespräch (aka Bücher-Talk) mit Bärbel Schäfer.

Nichts gegen Jürgen Trittin – seine Einblicke in die Befindlichkeiten der Gesellschaft sind tatsächlich lesenswert –, aber noch spannender fanden wir das Interview von WDR Cosmo Moderatorin Claudia D’Avino mit der hierzulande immer noch viel zu wenig bekannten italienischen Bestsellerautorin Susanna Tamaro. Ihr neuestes Buch „Der Wind weht, wohin er will“ hat das Zeug dazu, unser erster Lesetipp dieser FBM zu werden. Wir werden morgen mal am Stand ihres deutschen Verlegers hineinlesen.

Da die Mittags-, sprich: Lunch-Zeit naht, begeben wir uns zum Ausgang, winken den erschreckend schlaffen Flaggen mit dem roten Buchmesse-Logo zu (vermutlich kommt morgen mehr Wind auf) und machen uns auf den Weg zu unserem Lieblings-Japaner ganz hier in der Nähe.

Wir durchqueren der gepflegten Friedrich-Ebert-Anlage und amüsieren uns über ein wenig felide Kunst auf einer Sitzbank im Grünstreifen.

Kurz darauf nehmen wir unsere sicherheitshalber reservierten Plätze im Ramen Jun Westend in der Wilhelm-Hauff-Straße ein, um eine der wirklich vorzüglichen japanischen Nudelsuppen zu schlürfen. Die perfekte Mittagsnahrung an einem anstrengenden Messetag. Sehr empfehlenswert!

Nach einer kurzen Verdauungspause geht’s wieder zurück zur Buchmesse, wo wir uns erstmals in die neue Halle 1.2 wagen, über die an den kommenden Tagen der Sturm der NA und YA Fans hereinbrechen wird. Dank breiter Auslauf- und Relax-Zonen und Meet and Greet Flächen weitaus gefahrloser als vergangenes Jahr in Halle 3.0! Hier treffen wir dann auch liebe Freunde. Die Drei vom BVjA, dem Bundesverband der jungen Autorinnen und Autoren. Links übrigens die rührige Ute Bareiss, Weltenbummler-Autorin. Und rechts die liebe Kollegin Karin Seemayer, die nicht weit von uns zu Hause ist. Ach ja, und in der Mitte natürlich Tobias Kiwitt, der Vorstandssprecher.

Nachdem die 8.000 Quadratmeter der Halle 1.2 derzeit noch wenig zu bieten haben, verziehen wir uns erneut zur Literaturbühne von ARD/ZDF/3sat, um noch ein wenig der BUCHZEIT zu lauschen, moderiert vom sehr geschätzten Gerd Scobel Von den vier präsentierten und mit kurzen Videotrailern angespielten Romanen von Richard Powers („Das große Spiel“), Iida Turpeinen („Das Wesen des Lebens“), Nora Bossong (Reichskanzlerplatz“) und Chetna Maroo „Western Lane“)interessiert uns eigentlich jeder. Obwohl da die vier Präsenteure Barbara Vinken (Universität München), Sandra Kegel (FAZ) und Katrin Schumacher (MDR) sowie Gerd Scobel selbst nicht immer gleicher Meinung waren.

Den Abschluss dieses ersten Messetages bildete für uns ein erster Besuch des Stands der Aufbau Verlage, Berlin, wo man sich während der abendlichen Happy Hour natürlich ganz besonders über den unvermuteten Gewinn einer Literaturnobelpreisträgerin freute: Aufbau ist der deutsche Herausgeber der Werke von Han Kang, deren neuestes Buch Anfang Dezember bei Aufbau erscheinen wird. Titel: „Unmöglicher Abschied“. Vorbestellungen sind bereits möglich!

So, das war’s für heute. Gila und ich hoffen, dass Euch dieser erste, unorganisierte Rundgang Spaß gemacht hat und freuen uns darauf, wenn Ihr uns auch morgen wieder begleitet. Bis dann!

Tags: , , , , , , , , , , , , , , ,

weitere Artikel

« | »

Hinterlasse eine Antwort