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Archiv für Mai 2008

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Das größte Missverständnis des Westens

Veröffentlicht in Gesellschaft, Kultur | 13. Mai 2008 | 13:03:01 | Roland Müller

supraplanung.jpg

Bevor es hier im Café nach einem sonnigen (und faulen) Pfingstfest mit einem ziemlich heißen Apple-Thema weitergeht – nämlich dem Thema Sicherheit unter Mac OS X – nutze ich aus aktuellem Anlass die Gelegenheit, auf Prof. Harro von Sengers neuestes Werk hinzuweisen. Aktueller Anlass? Aber ja! Denn im Vorfeld der Olympischen Spiele und des medial so trefflich in Szene gesetzten Tibet-Konflikts möchte ich ein wenig näher auf dieses Buch eingehen, das wie derzeit kein zweites mit dem vielleicht größten Missverständnis des Westens aufräumt, das im Umgang mit der VR China im Schwange ist. Eigentlich müsste diese kurze Rezension ja ähnlich wie Kapitel 4 von Harro von Sengers wirklich erhellendem Buch mit „Supraplanung, Sinomarxismus und Strategemkunde“ überschrieben sein. Denn genau darum geht es in seiner präzisen Analyse des politischen und wirtschaftlichen Langzeitplanungssystems der VR China. Die Kombination jahrtausendealter systematischer Listenerkennung und -anwendung in Kombination mit dem sinomarxistischen Ideologie, basierend auf (immer noch!) Maos Dreiweltenmodell und der Hauptwiderspruchslogik sowie die in Dekaden bis Jahrhunderten zielgebende und vorausplanende Suypraplanungsmethodik „Moulüe“ stellen in ihrer methodischen und praktischen Gesamtheit eine Herausforderung gerade für die westlich geprägte Kultur dar, die historische Ausmaße hat. Tragischerweise wird dies aber nahezu komplett ignoriert. Insbesondere die von Harro von Senger unwiderlegbar bewiesene Tatsache, dass a) der von westlichen Medien und Politikern den Chinesen unterstellte „Pragmatismus“ überhaupt nicht existiert und b) die VR China entgegen allem ebenfalls medial befeuerten Kapitalismusgerede ein durch und durch marxistisch gelenkter Staat ist und bleibt, hat mir persönlich einige regelrecht einzementierte Vorurteile genommen und buchstäblich die Augen geöffnet. Ich folge von Senger darin, dass es allerhöchste Zeit ist, sich intensiv – neben Strategemen und Supraplanung – mit der Ideologie des von der VR China aus dem herkömmlichen und im Westen gescheiterten Marxismus zu einem sehr spezifischen und offensichtlich sehr erfolgreichen Sinomarxismus auseinanderzusetzen. Der, um dies hier vorweg zu nehmen, „mangelnde Produktivität der Staatswirtschaft gegen wachsende materielle und geistige Bedürfnisse des Volkes“ seit 1978 als zu lösenden Hauptwiderspruch formuliert hat und als Mittel eine sozialistische Marktwirtschaft realisiert. Ohne dies und die Dialektik des Sinomarxismus zu verstehen, kann man China nicht verstehen, geschweige denn seine Intentionen erkennen und mit diesen aktiv umgehen! Mein vorläufiges Fazit zu diesem neuen Buch des führenden Sinologen der westlichen Welt lautet somit: Ein „must read“ ohne jede Einschränkung und vielleicht das wichtigste Buch, das in den letzten 50 jahren über China erschienen ist.

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Hüh und Hott bei Microflott

Veröffentlicht in Gesellschaft, Internet | 08. Mai 2008 | 16:14:01 | Roland Müller

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Nachdem Yahoo entweder a) eine Nummer zu groß oder b) eine Nummer zu unverschämt oder c) eine Nummer zu ungeschickt war, schaut sich Redmond nun bei anderen Web 2.0 Applikationen um. Und wird laut dem Wallstreet Journal möglicherweise fündig bei Facebook, einer „Plattform, die dich mit den Leuten um dich herum verbindet“. Neue Zuckerli für Mark Zuckerberg, der Facebook vor gerade mal vier Jahren an der Harvard University entwickelt hat? Durchaus möglich. Denn Microsoft hält seit 2007 einen 1,6-Prozentanteil im Wert von (damals) 240 Millionen US$, der sich sicher problemlos aufstocken ließe. Vielleicht ist das ganze aber auch nur ein geschickter Schachzug von Ballmer und Co., um Yahoo doch noch auf den Boden der monetären Tatsachen zurückzuzwingen? Immerhin hat Yahoo-CEO Jerry Yang laut NZZ zwischenzweitlich durchblicken lassen, dass man durchaus zu weiteren Gesprächen zur Verfügung stünde. Ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, dass MS sich in der „Eternal Battle“ mit Google lediglich auf die jeden Datenschutzbeauftragten in die Verzweiflung treibende Freundschaftplattform Facebook verlassen würde. Da braucht es schon mehr, andere und schärfere Munition, um gegen den innovationsfreudigen Googleganten anzutreten. Auch wenn der in letzter Zeit immer wieder mal Topleute an Facebook verliert. Wie gerade eben wieder.

Bei der Gelegenheit stelle ich einmal mehr fest, dass Networking über derlei Plattformen ein zweischneidiges Schwert ist. Hätte ich nicht die Disziplin, mich auf XING und nebenher noch ein paar ehrenamtliche Tätigkeiten zu konzentrieren, könnte ich locker 90 Pozent meiner Arbeitszeit damit vergeuden, an meinen Netzwerken zu basteln und Tausenden von Leuten, darunter sicher jede Menge argusäugiger Marketingprofis, mehr oder weniger intime Details meiner Vita, meiner Einkommensverhältnisse und meiner persönlichen Vorlieben zu verraten. Nur um dann noch gezielter mit Werbung zugemüllt zu werden. Nö! Das muss nicht sein. schon gar nicht, wenn irgendwo dahinter Google oder Microsoft stehen, worauf es im Endeffekt und über einen Zeithorizont von vielleicht 10 Jahren wohl hinauslaufen wird…

(©Logo: facebook.com)

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Keith nimmt HillBill volley

Veröffentlicht in Gesellschaft, Internet, Medien | 07. Mai 2008 | 11:48:18 | Dirk Kirchberg

Keith Olbermann ist die schärfste Zunge von MSNBC. Und keinem US-amerikanischen Medienmenschen schaue ich lieber beim Zerpflücken von Politikern und ihren Worthülsen bzw. Lügen zu als ihm.

Nun steht’s ja nicht gerade gut um Hillarys Kampagne, aber wie sagte schon Churchill so schön (Hat er wohl nicht gesagt, aber für das Gegenteil gibt’s eben auch keinen Beweis…): »Ich glaube keiner Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe.« Und getreu diesem Motto wird vom Team Clinton nach jeder verlorenen Wahl die Aussagekraft der gerade verlorenen Wahl neu definiert.

Was lernen wir daraus? Es gibt eben nicht nur swing states, sondern auch swing politicians. Und jetzt viel Spaß bei Olbermanns kleiner Sezierstunde:

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Amazee ist Public Beta

Veröffentlicht in Freunde, Gesellschaft, Internet, Medien, Mobilität, Sport | 05. Mai 2008 | 16:15:45 | Dirk Kirchberg

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Ich habe ja bereits an verschiedener Stelle (1, 2) über die Social-Collaboration-Plattform Amazee geschrieben, die es sich zum Ziel gesetzt hat, anderen eine Plattform für die Verfolgung ihrer Ziele zu bieten.

Heute ist Amazee nun endlich in den Public-Beta-Status eingetreten, der es allen Interessierten ermöglicht, sich zu registrieren und eigene Projekte zu starten.Da ich irgendwann mal leichtsinnigerweise via Twitter gefragt hatte, wann es denn endlich ein Amazee Golfturnier geben würde, und als Antwort postwendend die Aufforderung erhielt, das doch gefälligst selbst zu organisieren, habe ich mich ebenfalls schon registiert – und das Projekt Amazee & Café Digital International Open auf den Weg gebracht.

Die Amazee & Café Digital International Open sollen „nicht nur Spaß machen und uns Geeks und Nerds Bewegung verschaffen, sondern auch etwas Gutes erzeugen.“ Denn ich habe mir gedacht, die Startgebühren und eventuelle Sponsorengelder sollen in eine Art Stipendium für kreative, aber noch völlig unbekannte Köpfe des Web 2.0 fließen.

Wer sich registriert und ein eigenes Projekt aus der Taufe hebt, kann sogar noch richtig Geld gewinnen. Denn die besten drei Projekte können sich über ein geteiltes Preisgeld von 10.000 Euro freuen. Damit es ein Projekt ins Finale schafft, braucht es viele gute Bewertungen und viele Mitglieder. Es wird sicher den einen oder anderen Golfer in unserer Leserschaft geben, oder?

In diesem Sinne: „Hit it hard. It will land somewhere.“

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Lange Nägel mit großen Köpfen

Veröffentlicht in Apple & Co | 05. Mai 2008 | 11:37:58 | Dirk Kirchberg

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Man muss die Musik der Nine Inch Nails nicht mögen, aber ihr Engagement im Internet ist vorbildlich, veröffentlichen sie doch immer wieder kostenlos Tracks im Internet. Es sei hier als abschreckendes Beispiel nur an Metallica erinnert, die alles und jeden verklagen, der nicht bei drei auf den virtuellen Bäumen sitzt. Wobei die Truppe sich ja nun auch umorientiert und nun auch das Internet für sich entdeckt haben will. Wer’s glaubt…

Aber zurück zu den Nägeln. Die habe selbige gleich mit riesigen Köpfen versehen und ihr neuestes Album The Slip heute komplett getaggt und kosten- sowie DRM-frei im Internet veröffentlicht. Wer das Album haben will, muss sich nur mit einer E-Mail-Adresse eintragen und bekommt dann einen persönlichen Download-Link geschickt.

Das Album gibt’s nicht nur als MP3 und FLAC Lossless, sondern darüber hinaus auch als M4A Lossless und WAVE 24/96. Die audiophilen Vertreter unserer Leserschaft wissen damit sicher etwas anzufangen. Allein die Größe letzteren Pakets – geschmeidige 1,2 GB! – lässt erahnen, dass sich darin ein monströser Klang verbirgt. Aber etwas anderes habe ich von NIN auch gar nicht erwartet.

gefunden bei Netzpolitik

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