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Ein historischer Tag

Veröffentlicht in Gesellschaft, Klimakrise, Politik | 20. August 2023 | 10:44:51 | Roland Müller

Heute vor fünf Jahren hat sich eine junge Schülerin mit einem handgemalten Plakat in Sichtweite des schwedischen Parlaments auf den Boden gesetzt, um gegen die Untätigkeit der Regierung im Kampf gegen die heraufziehende Klimakrise zu protestieren. An diesem 20. August 2018 begann nicht nur Greta Thunbergs freitäglicher Schulstreik, ein Affront für Eltern weltweit. Sondern auch der lange Weg einer bis heute wachsenden Bewegung von jugendlichen Klimaaktivist:innen unter dem schnell gefundenen Namen Fridays for Future. Heute, gerade mal fünf Jahre später ist nicht nur das Thema Klimakrise der Klimakatastrophe nähergerückt, mit der wir es längst zu tun haben. Es ist auch zum Dauerbrenner im Bewusstsein einer leider immer mehr überforderten Öffentlichkeit geworden, die längst alle Anzeichen einer posttraumatischen Belastungsstörung zeigt. Sollte wider Erwarten das Szenario, das T.C. Boyle in Blue Skies mit der ihm eigenen Ironie und Hellsicht als neues Normal des Alltagslebens beschrieben hat, nicht Realität werden, dann wird man Greta dereinst in Bronze gießen und an jedem Platz aufstellen, der noch nicht überflutet oder von der Sonne verbrannt wurde. Zu Recht!

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Ein Nachruf am Welttag des Buches

Veröffentlicht in Arktis, Gesellschaft, Klimakrise, Literatur, Medien, Politik | 23. April 2023 | 10:09:24 | Roland Müller

Birgit Lutz: "Nachruf auf die Arktis", btb Verlag 2022 (Verlagsgruppe Random House)

Klar, heute ist der 23. April 2023, der Welttag des Buches. Also Anlass, ganz generell über das Schreiben, das Lesen und die wunderbare Welt der Bücher zu schwadronieren. Das tun heute aber schon andere Blogger. Ich möchte stattdessen die Gelegenheit nutzen, hier ein Buch vorzustellen, das über diesen Tag hinaus zur Pflichtlektüre gehören sollte. Für jedermann und jederfrau in unserem westlichen Kulturkreis. Die Autorin Birgit Lutz, Journalistin und Expeditionsleiterin mit mehr Arktiserfahrung als ich sie je ansammeln werde, ist mit Nachruf auf die Arktis etwas gelungen, was mir bisher unmöglich schien – Eine umfassende Beschreibung aller Aspekte der Klimakrise, wie sie sich im arktischen Raum darstellt, eingebettet in eine Spitzbergen-Tour und angereichert mit Beobachtungen, Einschätzungen und Informationen führender Wissenschaftler. Dies reicht von den klimatologischen und glaziologischen Tatsachen über ökonomische Effekte bis zur psychologischen und philosophischen Einordnung der Geschehnisse.

Nach 246 von 490 Seiten, die ich in den wenigen Tagen seit Erwerb gelesen, nein verschlungen habe, kann ich nur meinen Hut ziehen. Birgit Lutz, der man die persönliche, tief emotionale Betroffenheit anmerkt, die das dramatische Siechtum der Arktis in ihr auslöst, versucht mitunter verzweifelt, sich und uns zu vermitteln, dass doch noch etwas zu retten sei. Obgleich die wissenschaftlichen Fakten anzeigen, dass wir gerade von einem Kipppunkt zum nächsten schlittern. Etwas, das Wissenschaftlern, mit denen Lutz spricht, die Tränen in die Augen treibt. Tränen der Ohnmacht, des Verzweifelns an der Ignoranz der medialen Öffentlichkeit, ja der Medien insgesamt. Noch können wir die Welt retten, so lautet die Unterzeile des Titels. Können wir das tatsächlich? Und vor allem: Wollen wir es? Oder sind die psychologischen Verdrängungsmechanismen längst so weit gediehen, dass wir bis zuletzt wegschauen werden? Je mehr ich in diesem Buch versinke, um so mehr Verständnis wächst in mir für die Letzte Generation und ihre Verzweiflung über die immer noch rein wirtschaftspolitisch und lobbyfreundlich agierende Politik hierzulande und weltweit. Trotzdem ist Nachruf auf die Arktis ein Buch, das Mut machen soll und kann. Noch ist Zeit, das Ruder herumzureißen. Hart backbord oder hart steuerbord, ganz egal.

Mich selbst bestärkt die Lektüre darin, weiter und noch mehr als zuvor, auf meinen ökologischen Fußabdruck zu achten. Es bestärkt mich außerdem darin, meine eigenen Buchprojekte voranzutreiben – mein erster von mehreren in der Arktis spielenden Umwelt-Thrillern erscheint im Frühjahr 2024 im Aufbau Verlag, Berlin. Und nicht zuletzt bestärkt es mich darin, politisches Handeln, wirtschaftliche Interessen und die oft unheilige Verflechtung von beidem noch stärker zu hinterfragen als ich es bisher schon tat.

Meine abschließende Einschätzung zu Nachruf auf die Arktis kann also nur lauten: sechs Sterne von fünf möglichen …

© Foto: Roland Müller

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