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Archiv für die Kategorie ‘Gesellschaft’

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Ein historisches Datum

Veröffentlicht in Gesellschaft, Politik, Technologie | 15. April 2023 | 20:19:02 | Roland Müller

Der 15. April 1912 markierte ein historisches Datum, das bis heute unmissverständlich klarmacht, dass sich die Natur nicht durch Technik kontrollieren lässt. Die Titanic, wie kaum ein Menschenwerk vor ihr Symbol für die Hybris, eben diese absolute Kontrolle ausüben zu können, hat in jener Nacht mit ihrem Untergang verdeutlicht, wo unsere Grenzen liegen. Jenseits heroisierender Hollywood Blockbuster erinnert uns diese vor 111 Jahren passierte Katastrophe bis heute an unsere Grenzen und daran, mit einer gewissen Demut rationale Risikoabschätzungen zu treffen und ihnen gemäß zu entscheiden. Was das mit dem heutigen 15. April 2023 zu tun hat?

Nun, ganz einfach: Auch der heutige Tag ist ein historisches Datum, zumindest hier in Deutschland. Denn heute werden die letzten drei Atomkraftwerke der Republik abgeschaltet. Endgültig. Über die Auswirkungen mag man trefflich streiten. Über die Richtigkeit der vor einer Dekade getroffenen Entscheidung nicht. Denn ihr liegt eine Risikoabwägung zugrunde, die sich nicht widerlegen lässt. Atomstrom ist eine Energieform, die nur vordergründig preiswert und nahezu unerschöpflich ist. Was beides so nicht den Tatsachen entspricht. Keine Energie ist in der Erzeugung teurer als Atomenergie, wenn man die Summe der baulichen Investitionen, Steuervergünstigungen, Subventionen, Instandhaltung und Entsorgung addiert. Knapp 200 Mrd. Euro über die vergangenen 40Jahre, die seitens des Staates auf die Bürger:innen umgelegt wurden. Apropos Entsorgung. Wie war das nochmal? Kein deutsches Endlager für unseren radioaktiven Müll in Sicht, stattdessen eine schier endlose Endlagersuche. Und studiert man die Zahlen des Bundesumweltministeriums, fällt auf, dass die Hälfte des Gesamtetats, eine gute Milliarde Euro, jedes Jahr in die Lagerung des Atommülls aus den letzten 50 Jahren Atomkraftnutzung fließt. Und das für die nächsten 30.000 Jahre. Bis heute bleibt es erschreckend, wie leichtfertig politische Entscheider die strahlenden Hinterlassenschaften und deren Kosten vor sich herschieben. Fast, als gäbe es sie gar nicht.

So gesehen – und erst recht nach Tschernobyl und Fukoshima – ist der heutige 15. April ein guter Tag für dieses Land, seine Menschen und seine Zukunft. Feiern wir ihn!

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Hurra, wir lesen noch!

Veröffentlicht in Gesellschaft, Kultur, Kunst, Literatur, Medien | 17. Oktober 2022 | 14:25:17 | Roland Müller

Wir tun mal so, als habe es die Corona-Pandemie nie gegeben. Denn endlich, endlich findet die Frankfurter Buchmesse wieder physisch statt. In voller Pracht und mit immer noch gebotener Vorsicht. Anlass für uns, ihr nach knapp zweijähriger Sendepause des digitalen Cafés unsere volle Aufmerksamkeit zu widmen. Voraussichtlich ab Mittwoch werden wir wieder im Dienste unserer Leser:innen durch die Hallen und Flure der Frankfurter Messe streifen und festhalten, was festzuhalten ist, kritisieren, was zu kritisieren und empfehlen, was zu empfehlen ist.

Insofern: stay tuned!

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Was ist Luxus?

Veröffentlicht in Gesellschaft | 20. Oktober 2020 | 13:53:38 | Roland Müller

Man hat uns glauben gemacht, das Seltene, das Teure, das Exklusive, alles, was unerreichbar scheint, sei Luxus… Nun realisieren wir, dass es jene kleinen Dinge des alltäglichen Lebens sind, deren Wert wir nicht zu schätzen wussten, als wir sie noch besaßen. Und nun, wo sie verschwunden sind, vermissen wir sie… Luxus ist, gesund zu sein. Luxus ist, nicht in eine Klinik zu müssen. Luxus ist, durch die Straßen zu gehen ohne durch eine Maske zu atmen. Luxus ist, sich mit der Familie zu treffen oder mit Freunden, wann immer uns danach ist. Luxus ist, einen anderen Menschen zu umarmen und zu küssen. Luxus ist, jeden einzelnen Sonnenaufgang zu genießen. Luxus ist das Privileg, zu lieben und zu leben. All das ist Luxus, und wir haben es einfach übersehen…

(Inspiriert von einem Post in einem englischsprachigen Uhrenforum)

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Lesen stärkt die Immunität

Veröffentlicht in Gesellschaft, Literatur, Politik | 10. Mai 2020 | 10:37:45 | Roland Müller

Zwei Bücher, die man in diesen Tagen gelesen haben sollte

Nachdem in diesen Tagen immer mehr Menschen in eng gepackten Massen gegen die Einschränkungen auf die Straße gehen, mit denen die Regierung versucht, der Pandemie Herr zu werden, kann ein wenig Fachlektüre nicht schaden, um eine gewisse Resistenz auszubauen gegen die grassierende Unvernunft. Denn die besagten Demonstrationen sind längst unterwandert und instrumentalisiert worden von einem merkwürdigen Amalgam linker wie rechter Verschwörungstheoretiker, Impfgegnern, rechtsnationaler Völkler und knallharter Neofaschisten. Mit der traurigen Folge, dass die durchaus begrüßenswerte kritische Diskussion der durchaus nicht immer angemessenen verfassungseinschränkenden Maßnahmen gegen die Ausbreitung von COVID-19 dabei längst in den Hintergrund getreten ist.

Lesen bildet auch hier. Nämlich eine gesunde Grundimmunität gegen die Einflüsterungen geistig gestörter Apologeten abstruser oder einfach nur gefährlicher Theorien – Menschenfänger, denen es schon immer nur um eines ging: Macht über Menschen zu erlangen.

Wir empfehlen gegen die Einflüsterungen jener, die unter dem Etikett eines neuen Patriotismus den klassischen Faschismus auferstehen lassen wollen Michaela Murgias fundierte und gleichwohl satirische Anleitung „Faschist werden“. Ein tiefsinniger Spaß mit überaus ernstem Hintergrund, der vielleicht dem einen oder anderen die Augen öffnen wird, wer sich da auf unseren Straßen umtut.

Mit Prof. Dr. Michael Butters „Nichts ist, wie es scheint“ lassen sich so ziemlich alle gängigen Verschwörungstheorien wissenschaftlich korrekt als das erkennen, was sie im Grunde sind: Ausdruck einer diffusen Angst und verzweifelter Versuch, einer komplexe Welt mit einfachen Antworten gerecht zu werden, mögen diese auch noch so absurd sein. Butter analysiert kühl, präzise und unwiderlegbar die Mechanismen, die Verschwörungstheorien zugrunde liegen.

Beides zusammen die perfekte Wochenendlektüre in Zeiten wie diesen. Enjoy!

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Gegen den Home Office Blues

Veröffentlicht in Gesellschaft, Internet | 25. April 2020 | 13:40:43 | Roland Müller

Gemälde des Cajun-Künstlers George Rodrigue (1944-2013)

Vielen Selbstständigen und zwangsweise im Home Office Tätigen fällt früher oder später die Decke auf den Kopf – sie entwickeln einen „Home Office Blues“. Die einen früher, die anderen später. Ganz selten nur jene, die eh seit Jahren von Zuhause aus arbeiten wie unsereiner. Um Euch allen da draußen das heimische Arbeitsleben ein wenig leichter zu machen, nachfolgend ein paar Tipps, was man gegen das erste Aufkeimen des Home Office Blues tun kann…

Regel 1: Dem Tag eine Struktur geben

Feste Regeln gliedern den Tagesablauf. Zum Beispiel um 8 Uhr aufstehen, waschen, ankleiden. 8 Uhr 30 Kaffee kochen und in Ruhe das Frühstück genießen. Ab 9 Uhr 30 an den Laptop setzten und bis zum Mittag alles abarbeiten, was kreative Energie benötigt. Mittagspause von 12 Uhr bis 13 Uhr 30 (inklusive Mittagessen zubereiten und verzehren). Bis 14 Uhr in Ruhe verdauen und die Gedanken sammeln. Von 14 bis 16 Uhr 30 dann wieder an den Laptop und die eher „mechanischen“ Tagesaufgaben abarbeiten. Anschließend eine Runde spazieren gehen, um den Tag zu resümieren. Und so weiter, je nach individueller Beschaffenheit und Biorythmus. Mehr Arbeitszeit ist kaum vonnöten, denn zuhause strukturiert arbeiten ist gut 30 Prozent effektiver als die Anwesenheit im Büro. Zumal die lästigen Endlos-Meetings wegfallen.

Regel 2: Kontakt halten mit Kolleginnen und Kollegen

Per Mail, Skype oder Conferencing-Software wie MS Teams oder Zoom (Version 5.0, weil erst diese halbwegs sicher ist). Auch das gute alte Telefon ist hilfreich! Ansonsten gilt es, sich bewusst zu wehren gegen lässiges Zwischendurch-mal-facebook-schauen auf dem Mobilphone.

Regel 3: Arbeitsplatz-Kleidung auch im Home Office

Nicht mit Jogginghose und T-Shirt an den Laptop setzen. Dies garantiert ein schleichendes Abgleiten vom Arbeitsmodus in den Privatmodus. Und das ist extrem ineffizient. Aus dem gleichen Grund sollte der häusliche Arbeitsplatz klar getrennt sein vom sonstigen privaten Lebensraum. Laptop am Wohnzimmertisch, das geht gar nicht!

Regel 4: Keine Ablenkungen dulden

Arbeit ist Arbeit. Jede Unterbrechung von außen behindert des Flow des Abarbeitens aller Aufgaben. Das muss auch für die sonstigen Angehörigen des eigenen Privathaushaltes einsichtig sein. Ohne Disziplin ist das kaum zu schaffen. Ein klärendes Gespräch zu Beginn der Home Office Phase mag da Klarheit schaffen.

Regel 5: Diese Regeln sind nicht in Stein gehauen

Wenn sich im persönlichen Tagesablauf herausstellt, dass die eine oder andere Regel nicht durchsetzbar ist, so what? Jeder Mensch ist anders. Also nachdenken und an die eigenen Befindlichkeiten und Erfordernisse anpassen!

Good luck 🙂

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