Kamera
Schokolade

Alle Vögel sind schon da, alle Vögel, alle?

Veröffentlicht in Apple & Co, Internet | 09. Mai 2009 | 16:20:39 | Roland Müller

Sony, Universal Music, Disney, TiVo… Was hat man Apple nicht schon an wilden Übernahmespekulationen unterstellt. Und es nimmt kein Ende damit. Nun pfeifen es die Spatzen von den Dächern, dass es da ein Kaufinteresse an Twitter gäbe. 700 Mio. US$, so zwitschern die Vögelein, wolle man sich in Cupertino den Web 2.0 Senkrechtstarter kosten lassen. Aber: Ergibt das irgendeinen Sinn? Wir machen uns dazu bei einer guten Tasse frisch gebrühtem Kaffee unsere Gedanken…

Bei aller Wertschätzung, die Apple Twitter entgegenbringt muss man sich doch die Frage stellen, welchen halbwegs vernünftigen ökonomischen Grund es für einen globalen Anbieter von Computer-Hardware, Software und Lifestyle-Gadgets geben könnte, ausgerechnet einen Messaging Service ins Portfolio zu nehmen?

Profitabilität? Nun, nach unseren Recherchen sieht’s da zwar ganz gut, aber doch noch nicht so rosig aus, dass einem Controller das Herz bzw. die Brieftasche aufginge. Auch wenn mit der am 23. März von Microsoft veröffentlichten Ankündigung, eine von MS gesponsorte Executive Twitter Site zu starten, werden wohl nicht größere Dollarberge angehäuft werden. ExecTweets befindet sich derzeit im Betastadium. Schauen wir also mal, ob und wie diese soziale Plattform für Manager von eben jenen angenommen wird. Immerhin wird es immer offensichtlicher, dass die Kommerzialisierung von Twitter voranschreitet. Zumal im März auch Salesforce.com Twitter in sein Service-Portfolio aufgenommen hat.

In dieses Bild passt dann auch recht gut, dass Twitter im späteren Verlauf dieses Jahres plant, kommerzielle Twitter-Accounts einzuführen. Es wird also auf längere Sicht nicht ausbleiben, dass Twitter zunehmend als Marketing- und PR-Kanal für Unternehmensinteressen eingesetzt wird. Was sicher einerseits einen gewissen Cash Flow generieren wird. Andererseits dürfte dieser aber kaum eine Größenordnung annehmen, die beispielsweise Apple veranlassen könnte, eine Übernahme von Twitter ernsthaft in Erwägung zu ziehen.

Wenn die ökonomischen Reize nicht genügen, was sonst könnte die Entscheider Cupertino veranlassen, Twitter zu akquirieren? Und wozu? Nur weil auch Microsoft und FaceBook Interesse gezeigt haben an einer Twitter-Übernahme? Bis dato sind bei Apple keinerlei Tendenzen erkennbar, in das Geschäft mit sozialen Netzen einzusteigen. Zumal das Risiko eines solchen Einstiegs nicht zu unterschätzen ist. Wir erinnern uns: Als neulich Facebook versucht hat, neue, kommerzieller orientierte AGBs durchzusetzen, scheiterte dies an der massiven Gegenwehr der User. Soziale Plattformen leben nun mal von der Freiwilligkeit ihrer Nutzung und ein Stück weit auch von dem Eindruck, eben nicht überkommerzialisiert zu sein. In dem Moment, wo ein globaler Konzern den Eigentümer gibt, nehmen die Sensibilitäten auf Seiten der Nutzer aller Voraussicht nach deutlich zu. Vermutlich auch auf Seiten der überraschend zahlreichen Non-Profit-Organisationen und sozialen Projekte, die allein in Deutschland auf Twitter aktiv sind. Auch dieses Risiko spricht eher gegen ein Apple-Engagement auf diesem Sektor.

Fazit also: Wie so viele spektakuläre Übernahmegerüchte der vergangenen Jahre gehört wohl auch dieses auf die große Medien-Gerüchtehalde.

(Die obige Logo-Montage ist eine Eigenkreation. Die Rechte an den Einzellogos liegen bei den jeweiligen Rechteinhabern Twitter.com bzw. Apple Inc.)

Tags: , ,

weitere Artikel

« | »

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.