Es hat lange gedauert, der Kampf war hart, die Gegner eisern, bis zuletzt. Doch irgendwann bricht jeder Widerstand, egal, wie stark der Geist auch sein mag. Mein Widerstand brach am vergangenen Donnerstag Abend gegen 18.30 Uhr. Im Nachhinein muss ich sagen, dass der Kampf es nicht wert war. Ich hätte mich früher geschlagen geben sollen.
Ja, es stimmt, nachdem ich über Monate immer und immer wieder verbal auf das rosarote Magentamonster einschlug, habe ich mir nun doch ein iPhone samt Vertrag bei T-Mobile zugelegt. Und was soll ich sagen? Es ist genial. Aber das wisst Ihr iPhone-Besitzer ja längst aus eigener Erfahrung.
Seit einem Jahr gibt es das Smartphone von Apple nun schon in Deutschland, seit Juli diesen Jahres rollt das 3G das Feld der Smartphones unaufhaltsam von hinten auf. Und auch mich hat diese Lawine erfasst und mitgenommen. Und ich bin dankbar dafür, denn kein anderes technisches Gerät – nicht mein erster Computer, meine Powerbooks, mein aktuelles 2006er MacBook – wird meine Medien- und Internetnutzung so nachhaltig beeinflussen und verändern wie das iPhone.
Es ist hier zwar erst seit zweieinhalb Tagen im Einsatz, aber schon jetzt hat sich mein Computernutzungsverhalten verändert. Morgens mache ich nicht als erstes den Mac an, denn alles, was morgens wichtig ist – Mails, News, Twitter – erledige ich mit dem iPhone in fünf Minuten am Frühstückstisch. Meine Frau muss nicht dreimal rufen, bis ich mich endlich vom Rechner trenne und Kaffee koche. Das mache ich jetzt nebenbei, während ich Mails beantworte, meinen Kalender aktualisiere und meine ToDo-Liste bearbeite.
Das Beste am iPhone: Es gibt mir das Gefühl, immer online zu sein. Das Internet ist für mich schon seit Jahren nicht mehr nur ein Sahnehäubchen auf der täglichen Kommunikation. Ich arbeite und lebe online. Ein Beispiel: Am Samstag waren meine Frau und ich auf dem Wochenmarkt. Wir parkten im Halteverbot, besorgten schnell ein Suppenhuhn und andere Dinge fürs Wochenende. Während meine Frau noch Obst kaufte, eilte ich zurück zum Auto, um der Gefahr des Abschleppens zu entgehen.
Und während ich im Wagen wartete, beantwortete ich ein paar neue Mails, las ein wenig in der New York Times und bestellte die CD "Stadtaffe" von Peter Fox (Übrigens sehr empfehlenswert!). Normalerweise hätten mich diese Warteminuten im Halteverbot wahnsinnig gemacht. Aber nun war ich entspannt, blieb auf der Höhe des Geschehens und hatte en passant einige weitere Tagesaufgaben erledigt. Zu Hause blieb der Mac weiterhin aus, das iPhone lag auf dem Küchentisch, piepte hin und wieder, ich kochte und erledigte nebenbei weitere Mails, twitterte ein wenig und war digital und analog zugleich.
Das iPhone ist noch einen guten Weg davon entfernt, auch nur annähernd perfekt zu sein. Ich sage nur Flash, Copy & Paste, Akkulaufzeit, Datentransfer, MMS, Bluetooth fürs Synchronisieren und als Netzwerkoption, usw. usf. Aber dennoch ist es das beste Telefon bzw. der mobilste Computer, das / den ich jemals hatte. Und bisher ist mit T-Mobile auch alles bestens gelaufen. Nur die Umstellung auf den Journalistentarif haben sie noch nicht hinbekommen. Ansonsten: alles gut. Und ich habe mir meinen Weihnachtswunsch schon erfüllt.
An dieser Stelle möchte ich herzlich Frau A. aus dem T-Punkt auf der Lister Meile grüßen. Wenn alle so einen Service wie Sie böten, Frau A., dann ist es um Deutschland bestens bestellt.
Und nach ich so lange geätzt und gelästert habe, hier die wohl überfallige Entschuldigung: Mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa.
Da ich schon von verschiedener Seite gefragt wurde, welche Apps ich auf dem iPhone nutze, hier eine vorläufige Favoritenliste: Air Sharing (zeigt Dokumente an, iPhone wird per WLAN als Laufwerk erkannt), allRadio (2000 internationale Radiosendeer), Fahrplan, Flashlight, Geocaching Toolkit, Hotspot (verbindet automatisch mit T-Hotspots), Labyrinth LE (Kugel-Balance-Spiel), NYTimes, RegenRadar, Remember The Milk (ToDo-Liste), Remote (steuert den heimischen Mac fern), Seismic (zeigt die aktuellsten Erdbeben weltweit an), Shazam (Musikerkennung), SimplifyMedia (streamt die heimische Musiksammlung), Solitaire City Lite, UsedBudget (zeigt die aktuelle Tarifauslastung an), WordPress (direkter Zugriff auf das eigene WP-Blog), Twittelator Pro (das mit Abstand beste Programm für Twitter, kann parallel beliebig viele Konten verwalten, lädt Bilder direkt bei Twitpic hoch, Geolocation, etc.). Twinkle und Twitterfon habe ich ausprobiert, aber wieder gelöscht, da sie nicht an Twittelator heranreichen.
Und was nutzt Ihr an Apps? Hinterlasst Eure Tipps in den Kommentaren!