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Wie visionär ist Apples Vision Pro?

Veröffentlicht in Apple & Co, Gadgets, Internet, multimedia, Technologie, Unternehmen | 07. Juni 2023 | 15:13:13 | Roland Müller

Die WWDC 2023 ist vorüber. Tim Cook hat unter anderem und vor allem die Apple Vision Pro präsentiert bzw. angekündigt und damit den Eintritt in die Welt des Spatial Computing eingeläutet. Das Publikum applaudiert und grübelt: Ist dieses „one more thing“ das „next big thing“ nach dem iPhone?

Dazu haben wir uns ein paar unverbindliche Gedanken gemacht. Gestützt auf mehr als drei Dekaden persönlicher Erfahrungen mit Apple und Apple-Produkten, der Teilnahme als akkreditierte Journalisten an zehn MacWorld Expos in San Francisco und einem bis heute anhaltenden Interesse an der Digitalisierung der Welt.

Wie Lars Heidemann, Gründer und Geschäftsführer der Wuppertaler Digitalagentur shetani bereits auf LinkedIn dargelegt hat, haben wir alle, die wir willig oder manchmal auch widerwillig Apple seit mehr als zwanzig Jahren auf seinem Weg von mageren 2,5% Marktanteil zum heutigen Billionen-Dollar-Giganten begleitet haben, das Gefühl: Da ist gerade etwas passiert! Okay, seit Monaten schon geistert das Gerücht durch die Gänge, dass Apple eine AR/VR-Brille entwickelt. Nichts wirklich Neues also.Aber denken wir mal zurück … der iPod war nicht wirklich neu, Musicplayer gab’s schon zuvor. das iPhone war nicht neu, Mobiltelefone gab’s schon zuvor. Das iPad war nicht neu, Tablet-Computer gab’s schon zuvor … Aber alle Innovationen, eigentlich Re-Innovationen, aus Cupertino vereinte eines: maximale Bedienungsfreundlichkeit und das Einbetten in ein proprietäres Ökosystem, das einen permanenten zustrom von passender Software generierte.

Betrachtet man vor diesem Hintergrund Apples AR/VR-Brille und lässt Zuckerbergs Metaverse dort liegen, wo es hingehört, nämlich links, dann mag langsam die Erkenntnis dämmern, dass diese AR/VR-Brille eigentlich gar keine AR/VR-Brille im Sinne von Oculus Rift und Konsorten ist, sondern etwas ganz anderes … und dass offenbar alle anderen Anbieter bisher zu kurz gesprungen sind.

Was also ist die Apple Vision Pro?

Ganz einfach: Der entfesselte Computer fürs 21. Jahrhundert. Das next big thing. Ich denke, zum ersten Mal seit vielen Jahren hat Steve Jobs seine helle Freude gehabt an dem, was in Cupertino vorgestellt worden ist. Man darf auf die kommenden Evolutionsstufen gespannt sein …

(Copyright Foto: Apple)

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Ausgerechnet am Tag des Grundgesetzes

Veröffentlicht in Gesellschaft, Klimakrise, Politik | 24. Mai 2023 | 15:56:57 | Roland Müller

Ist das noch ein Rechtsstaat? Ich komme langsam ins Grübeln …

Eigentlich wollte ich zum heutigen Tag des Grundgesetzes ein paar wohlgesetzte Worte posten zu den Grundvätern und Grundmüttern der Republik und zu den Verfasser:innen des Grundgesetzes. Und das im Kontext der 1848er Revolution und jener Menschen, die sich damals vor und in der Frankfurter Paulskirche versammelt hatten, um von den deutschen Fürsten Freiheit und Bürgerrechte einzufordern.

Stattdessen sitze ich nun hier und versuche zu verarbeiten, was da heute geschehen ist. Razzien bei Mitgliedern der Letzten Generation im Stile dessen, was ich noch aus Zeiten der Rote Armee Fraktion (RAF) erinnere. Ausgelöst in seltener Eintracht von der demnächst in Hessen wahlkämpfenden Innenministerin Nancy Faeser (SPD!) und dem bayerischen wahlkämpfenden Minsiterpräsidenten Markus Söder bzw. der Generalstaatsanwaltschaft München und dem Bayerischen LKA. Geht’s noch? Vielleicht noch eine Nummer größer? SEK-Einsätze zum Beispiel?

Ich gehe davon aus, dass diese Aktion formaljuristisch in Ordnung ist, ich hoffe das wirklich, weil sonst … Egal, mir erscheint es offensichtlich, dass da gerade etwas gewaltig aus dem Ruder läuft. Ist es tatsächlich verhältnismäßig? Oder ahne ich da die harte Faust eines Rechtsstaates, der bei einer ganz besonderen Zielgruppe Angst verbreiten möchte, bei Jugendlichen nämlich, die nur noch eine einzige Angst verspüren, die vor der heraufdämmernden und vermutlich nicht mehr aufzuhaltenden Klimakatastrophe. Mein Gott, wie will man dieser Generation überhaupt Angst machen? Möglicherweise – ich stelle das mal als Hypothese in den Raum – war die heutige Aktion ein kapitaler innenpolitischer Fehler, der zeitnah das hervorrufen wird, was später in den Geschichtsbüchern als „Klimaterrorismus“ beschrieben werden wird. Und ich rede da nicht von verzweifelten Jugendlichen und sonstigen Klimaaktivisten, die sich auf den Asphalt einer Durchgangsstraße kleben …

Ich hätte mir mehr Augenmaß gewünscht und weniger Law and Order. Vergleichbares Durchgreifen in der immer aggressiveren rechten Szene. Und ein wenig mehr Respekt vor der Idee des Grundgesetzes. Gerade an einem Tag wie heute.

© Screenshot: Roland Mueller

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Ein Nachruf am Welttag des Buches

Veröffentlicht in Arktis, Gesellschaft, Klimakrise, Literatur, Medien, Politik | 23. April 2023 | 10:09:24 | Roland Müller

Birgit Lutz: "Nachruf auf die Arktis", btb Verlag 2022 (Verlagsgruppe Random House)

Klar, heute ist der 23. April 2023, der Welttag des Buches. Also Anlass, ganz generell über das Schreiben, das Lesen und die wunderbare Welt der Bücher zu schwadronieren. Das tun heute aber schon andere Blogger. Ich möchte stattdessen die Gelegenheit nutzen, hier ein Buch vorzustellen, das über diesen Tag hinaus zur Pflichtlektüre gehören sollte. Für jedermann und jederfrau in unserem westlichen Kulturkreis. Die Autorin Birgit Lutz, Journalistin und Expeditionsleiterin mit mehr Arktiserfahrung als ich sie je ansammeln werde, ist mit Nachruf auf die Arktis etwas gelungen, was mir bisher unmöglich schien – Eine umfassende Beschreibung aller Aspekte der Klimakrise, wie sie sich im arktischen Raum darstellt, eingebettet in eine Spitzbergen-Tour und angereichert mit Beobachtungen, Einschätzungen und Informationen führender Wissenschaftler. Dies reicht von den klimatologischen und glaziologischen Tatsachen über ökonomische Effekte bis zur psychologischen und philosophischen Einordnung der Geschehnisse.

Nach 246 von 490 Seiten, die ich in den wenigen Tagen seit Erwerb gelesen, nein verschlungen habe, kann ich nur meinen Hut ziehen. Birgit Lutz, der man die persönliche, tief emotionale Betroffenheit anmerkt, die das dramatische Siechtum der Arktis in ihr auslöst, versucht mitunter verzweifelt, sich und uns zu vermitteln, dass doch noch etwas zu retten sei. Obgleich die wissenschaftlichen Fakten anzeigen, dass wir gerade von einem Kipppunkt zum nächsten schlittern. Etwas, das Wissenschaftlern, mit denen Lutz spricht, die Tränen in die Augen treibt. Tränen der Ohnmacht, des Verzweifelns an der Ignoranz der medialen Öffentlichkeit, ja der Medien insgesamt. Noch können wir die Welt retten, so lautet die Unterzeile des Titels. Können wir das tatsächlich? Und vor allem: Wollen wir es? Oder sind die psychologischen Verdrängungsmechanismen längst so weit gediehen, dass wir bis zuletzt wegschauen werden? Je mehr ich in diesem Buch versinke, um so mehr Verständnis wächst in mir für die Letzte Generation und ihre Verzweiflung über die immer noch rein wirtschaftspolitisch und lobbyfreundlich agierende Politik hierzulande und weltweit. Trotzdem ist Nachruf auf die Arktis ein Buch, das Mut machen soll und kann. Noch ist Zeit, das Ruder herumzureißen. Hart backbord oder hart steuerbord, ganz egal.

Mich selbst bestärkt die Lektüre darin, weiter und noch mehr als zuvor, auf meinen ökologischen Fußabdruck zu achten. Es bestärkt mich außerdem darin, meine eigenen Buchprojekte voranzutreiben – mein erster von mehreren in der Arktis spielenden Umwelt-Thrillern erscheint im Frühjahr 2024 im Aufbau Verlag, Berlin. Und nicht zuletzt bestärkt es mich darin, politisches Handeln, wirtschaftliche Interessen und die oft unheilige Verflechtung von beidem noch stärker zu hinterfragen als ich es bisher schon tat.

Meine abschließende Einschätzung zu Nachruf auf die Arktis kann also nur lauten: sechs Sterne von fünf möglichen …

© Foto: Roland Müller

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Ein historisches Datum

Veröffentlicht in Gesellschaft, Politik, Technologie | 15. April 2023 | 20:19:02 | Roland Müller

Der 15. April 1912 markierte ein historisches Datum, das bis heute unmissverständlich klarmacht, dass sich die Natur nicht durch Technik kontrollieren lässt. Die Titanic, wie kaum ein Menschenwerk vor ihr Symbol für die Hybris, eben diese absolute Kontrolle ausüben zu können, hat in jener Nacht mit ihrem Untergang verdeutlicht, wo unsere Grenzen liegen. Jenseits heroisierender Hollywood Blockbuster erinnert uns diese vor 111 Jahren passierte Katastrophe bis heute an unsere Grenzen und daran, mit einer gewissen Demut rationale Risikoabschätzungen zu treffen und ihnen gemäß zu entscheiden. Was das mit dem heutigen 15. April 2023 zu tun hat?

Nun, ganz einfach: Auch der heutige Tag ist ein historisches Datum, zumindest hier in Deutschland. Denn heute werden die letzten drei Atomkraftwerke der Republik abgeschaltet. Endgültig. Über die Auswirkungen mag man trefflich streiten. Über die Richtigkeit der vor einer Dekade getroffenen Entscheidung nicht. Denn ihr liegt eine Risikoabwägung zugrunde, die sich nicht widerlegen lässt. Atomstrom ist eine Energieform, die nur vordergründig preiswert und nahezu unerschöpflich ist. Was beides so nicht den Tatsachen entspricht. Keine Energie ist in der Erzeugung teurer als Atomenergie, wenn man die Summe der baulichen Investitionen, Steuervergünstigungen, Subventionen, Instandhaltung und Entsorgung addiert. Knapp 200 Mrd. Euro über die vergangenen 40Jahre, die seitens des Staates auf die Bürger:innen umgelegt wurden. Apropos Entsorgung. Wie war das nochmal? Kein deutsches Endlager für unseren radioaktiven Müll in Sicht, stattdessen eine schier endlose Endlagersuche. Und studiert man die Zahlen des Bundesumweltministeriums, fällt auf, dass die Hälfte des Gesamtetats, eine gute Milliarde Euro, jedes Jahr in die Lagerung des Atommülls aus den letzten 50 Jahren Atomkraftnutzung fließt. Und das für die nächsten 30.000 Jahre. Bis heute bleibt es erschreckend, wie leichtfertig politische Entscheider die strahlenden Hinterlassenschaften und deren Kosten vor sich herschieben. Fast, als gäbe es sie gar nicht.

So gesehen – und erst recht nach Tschernobyl und Fukoshima – ist der heutige 15. April ein guter Tag für dieses Land, seine Menschen und seine Zukunft. Feiern wir ihn!

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XXVIII. Mainzer Kolloquium

Veröffentlicht in Internet, Kultur, Kunst, Literatur, Medien, Technologie | 04. Februar 2023 | 15:12:58 | Roland Müller

Gut gefülltes Atrium maximum der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz

Die Algorithmisierung der Buchwelt – Arbeitsentlastung oder Dystopie?

Was da am 27. Januar 2023 im Atrium maximum meiner Alma Mater als XXVIII. Mainzer Kolloquium angeboten wurde, darf man getrost als wegweisend bezeichnen. Spätestens seit ChatGPT und Konsorten ist das Thema Künstliche Intelligenz dort angekommen, wo es die Wenigsten erwartet hatten: in den Kreisen der Geistesarbeiter.

Maschinen schreiben, illustrieren und vertreiben Bücher. So konnte es nicht ausbleiben, dass Ende Januar die rasante Entwicklung der KI zum Generalthema des Mainzer Kolloquiums erkoren wurde. In einem so spannenden wie abwechslungsreichen Programm diskutierten Fachleute aus der Buchbranche die neuesten Entwicklungen. Angestoßen und organisiert von den renommierten deutschen Buchwissenschaftlern Prof. Dr. Christoph Bläsi und Prof. Dr. Gerhard Gerhard Lauer vermittelte die Veranstaltung ein teils erschreckendes, teils unterhaltsames, immer aber erhellendes Bild der Revolution, die sich derzeit in der Buchwelt abspielt.

Prof. Dr. Christoph Bläsi

Die Vorträge deckten alle relevanten Bereiche ab, von der Darstellung der technischen Herausforderung durch Algorithmen verfasster Bücher, über den aktuellen Stand neuronaler maschineller Übersetzung, die Zukunft des Blockchain-Publishing, bis zum Einsatz von KI im Buchmarketing.

Was nach dem Besuch als Erkenntnis bleibt, ist zweierlei: Erstens ist eine KI alles, nur nicht intelligent, solange sie nicht „versteht“, was sie tut, sondern lediglich statistische Verfahren verwendet, um gigantische Datenmengen zu verarbeiten. Gleichwohl sind die Ergebnisse bereits jetzt erstaunlich. Vorausgetzt, es kommt nicht zum berüchtigten „Garbage in – Garbage out“ Effekt. Zweitens ist das, was wir heute als State-of-the-art wahrnehmen, bereits morgen der Schnee von gestern. In wohl keinem Bereich der Digitalisierung schreitet die Entwicklung derart schnell voran wie auf dem Feld der KI. Was vermutlich den Software-Riesen Microsoft bewegt hat, weitere zig Milliarden US$ in OpenAI zu investieren. Oder Google dazu, demnächst eine eigene Sprach-KI in seine Suchmaschine einzubinden. Dass dies alles Probleme heraufbeschwört, was das Unterscheiden von menschlicher und maschineller Urheberschaft angeht, liegt auf der Hand. Und hat ausgerechnet die ChatGPT-Entwickler animiert, eine Software anzukündigen, die in der Lage ist, maschinell generierte Texte zu erkennen. Schöne, neue Buchwelt … Da fragt man sich doch als Texter und Autor, wann die ersten KI-generierten belletristischen Werke auftauchen. Aber stop! Noch „versteht“ die KI ja nicht den Kontext, den sie generiert. So mag es demnächst höchstens zu einem Mainstream Standard-Genre-Machwerk reichen, ohne komplexen Plot, raffinierte Spannungsbögen und vielschichtige Charaktere. Aber morgen oder übermorgen? Wer weiß …

Copyright Fotos: Roland Müller

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