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Rückblick auf den 11. September

Veröffentlicht in Gesellschaft, Politik | 14. September 2023 | 13:56:53 | Roland Müller

Zwei Mal 11. September … Theodor W. Adorno, zusammen mit Max Horkheimer Begründer der Kritischen Theorie und der wenig später von Jürgen Habermas weiterentwickelten Frankfurter Schule, wurde am 11. September 1903 in Frankfurt am Main geboren. Ebenfalls an einem 11. September, nämlich dem des Jahres 2001, fanden jene Terroranschläge statt, die zumindest politisch das Gesicht der Welt veränderten. Was verbindet das eine, eine Gesellschaftstheorie, die eine neue Dialektik postuliert, mit dem anderen, einem blindwütigen Terrorangriff auf Symbole des westlich geprägten, politischen und kapitalistischen Systems? Vielleicht ist es dieser Kernsatz aus Adornos 1966 erschienenem philosophischen Hauptwerk, der Negativen Dialektik: „Leiden ist Objektivität, die auf dem Subjekt lastet.“

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Heute vor 60 Jahren

Veröffentlicht in Gesellschaft, Politik | 28. August 2023 | 15:46:41 | Roland Müller

Heute von genau 60 Jahren, am 28. August des Unruhejahres 1963, hielt Dr. Martin Luther King jr. die vielleicht berühmteste Rede des 20. Jahrhunderts. Eine Viertelmillion Menschen hatten sich um das Lincoln Memorial im Herzen Washingtons versammelt, um seinen Worten zu lauschen. Als Vorletzer von insgesamt 18 Rednern fasste er die Forderungen der Bürgerrechtsbewegung in Form einer Zukunftsvision für die USA zusammen:

„Even though we face the difficulties of today and tomorrow, I still have a dream. It is a dream deeply rooted in the American dream.

I have a dream that one day this nation will rise up and live out the true meaning of its creed: ‚We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal.‘

I have a dream that one day on the red hills of Georgia, the sons of former slaves and the sons of former slave owners will be able to sit down together at the table of brotherhood.

I have a dream that one day even the state of Mississippi, a state sweltering with the heat of injustice, sweltering with the heat of oppression, will be transformed into an oasis of freedom and justice.

I have a dream that my four little children will one day live in a nation where they will not be judged by the color of their skin but by the content of their character.”

Genau diese Worte fanden sich allerdings nicht auf seinem Redemanuskript. Erst als ihm die Gospelsängerin Mahalia Jackson lauthals zurief: „Tell them about the dream, Martin!“, legte er sein Manuskript beiseite, wechselte in freie Rede und sprach die heute legendären Worte.

Und der Traum, wurde er verwirklicht? Wenn wir uns heute in den USA umschauen, müssen wir leider feststellen, dass er weitgehend ein Traum geblieben ist. Und das ist sehr traurig. Nicht nur für die Vereinigten Staaten von Amerika, sondern für die ganze Welt.

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Ein historischer Tag

Veröffentlicht in Gesellschaft, Klimakrise, Politik | 20. August 2023 | 10:44:51 | Roland Müller

Heute vor fünf Jahren hat sich eine junge Schülerin mit einem handgemalten Plakat in Sichtweite des schwedischen Parlaments auf den Boden gesetzt, um gegen die Untätigkeit der Regierung im Kampf gegen die heraufziehende Klimakrise zu protestieren. An diesem 20. August 2018 begann nicht nur Greta Thunbergs freitäglicher Schulstreik, ein Affront für Eltern weltweit. Sondern auch der lange Weg einer bis heute wachsenden Bewegung von jugendlichen Klimaaktivist:innen unter dem schnell gefundenen Namen Fridays for Future. Heute, gerade mal fünf Jahre später ist nicht nur das Thema Klimakrise der Klimakatastrophe nähergerückt, mit der wir es längst zu tun haben. Es ist auch zum Dauerbrenner im Bewusstsein einer leider immer mehr überforderten Öffentlichkeit geworden, die längst alle Anzeichen einer posttraumatischen Belastungsstörung zeigt. Sollte wider Erwarten das Szenario, das T.C. Boyle in Blue Skies mit der ihm eigenen Ironie und Hellsicht als neues Normal des Alltagslebens beschrieben hat, nicht Realität werden, dann wird man Greta dereinst in Bronze gießen und an jedem Platz aufstellen, der noch nicht überflutet oder von der Sonne verbrannt wurde. Zu Recht!

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Karenin habe ich geliebt!

Veröffentlicht in Gesellschaft, Kultur, Literatur | 13. Juli 2023 | 14:08:56 | Roland Müller

Milan Kundera ist tot. Der wohl einzige Schriftsteller des vergangenen 20. und frühen 21. Jahrhunderts, der in der Lage war, mit unfassbar leichter Hand und Sprache gegen politische Unterdrückung und staatliche Willkür anzuschreiben. Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins, sein insgesamt berühmtester Roman, mag hierfür als exemplarisch gelten. Auch wenn es aus heutiger Rücksicht seinen 80iger-Jahre-Charme nicht mehr wirklich ausspielen kann, oftmals hart am Rande zum Kitsch balanciert.

Und ja, ich habe insbesondere Karenin geliebt, den Hund, den Tomas nach der Heirat seiner Tereza zum Geschenk gemacht hat – Karenin, von Tereza benannt nach dem Namen ihres Lieblingsbuches Anna Karenina und kein Rüde, sondern eine Hündin, halb Deutscher Schäferhund, halb Bernhardiner. Damit ganz nebenbei als Metapher auf unsere heutige Genderdiskussion unfassbar modern. In Kunderas Vorstellung waren Hunde, weil niemals aus dem Paradies vertrieben, Quelle einer bedingungslosen Freude. Genau das vermittelte Karenin im Buch Tereza; bis zu seinem Tod am Ende der Novelle.

Milan Kundera, in Tschechien geboren und aufgewachsen, Opfer des Prager Frühlings, ausgeschlossen aus der kommunistischen Partei, der seine tschechische Staatsbürgerschaft aberkannt bekam und in Paris eine französischsprachige Schriftstellerkarriere begann, die ihre Spuren durch die letzten Jahrzehnte des Jahrhunderts zog. Erst 2019 machte Kundera seinen Frieden mit seinem Geburtsland, nahm erneut die tschechische Staatsbürgerschaft an. Gleichwohl arbeitet er sich ein Leben lang an den Erfahrungen ab, die er jenseits und diesseits des damaligen Eisernen Vorhangs gemacht hatte. Am 11. Juli 2023 ist er in seiner Wahlheimatstadt Paris verstorben.

© Foto: privat

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Sommeranfang für Literaturbegeisterte

Veröffentlicht in Kultur, Literatur | 21. Juni 2023 | 14:41:35 | Roland Müller

Heute beginnt nicht nur – kalendarisch – der Sommer. Heute feiert auch einer der großartigsten Schriftsteller unserer Zeit seinen 75. Geburtstag: Ian Russell McEwan. Spätestens seit „Abbitte“ einer der großen britischen Erzähler und Meister des Eintauchens in die Psyche seiner Figuren. Wobei er in den letzten Jahren immer wieder und mehr denn je Zeitfragen aufgreift und in der ihm eigenen Weise die komplexe Moral aufdeckt, die sich dahinter verbirgt. Was auch und erst recht für seinen letzten und erstmals fast autobiographischen Roman „Lektionen“ gilt.

Lieber Ian, alles Liebe und Gute zum Geburtstag! Mögest du uns noch lange erhalten bleiben und mit Beobachtungen des Lebens und der Menschen beglücken, literarisch auf Augenhöhe mit Virginia Woolf, Charles Dickens oder Eugene O’Neill. Sprachlich und inhaltlich. Und mögest du Generationen von aufstrebenden Autoren inspirieren, es dir gleichzutun. Auch wenn das fast ans Unmögliche grenzt 😉

Copyright Foto: Roland Müller

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