Paperworld 2016 in Frankfurt am Main. Das alljährliche Highlight der Schreib- und Schreibwarenkultur. Zusammen mit den parallel laufenden Messen Christmasworld und Creativeworld haben 83.000 Fachbesucher 2.873 Aussteller besucht. Darunter auch wir vom digitalen Café. Wobei wir uns zugegebenermaßen auf nur wenige Aussteller beschränkt haben. Aber die waren, soviel sei im Vorhinein verraten, ausgesprochen sehenswert…
Auffällig gleich von Beginn unseres Messerundgangs an war der hohe Anteil asiatischer Besucher. Bedenkt man, dass das Leitmessen-Trio weltweite Reputation genießt und sich zudem sehr positiv entwickelt seit seiner Herauslösung aus der früheren Frankfurter Frühjahrsmesse, verwundert dies allerdings weniger.
Unser Rundgang beginnt wie gewohnt in Halle 6, wo ein Großteil der uns interessierenden Anbieter von Füllfederhaltern, Journalen und Notebooks ihre Stände haben. Gleich am Eingang der gewohnt groß geratene Stand von Moleskine. Leider können wir auch 2016 nicht vermelden, dass die ansonsten sehr beliebten Moleskine-Notebooks endlich ein rundum füllerfreundliches Papier verwenden. Tun sie leider nach wie vor nicht.
Wir werfen einen kurzen Blick auf die Auslagen bei Otto Hutt, wo man seit jeher mit Luxusschreibgeräten in Sterlingsilber das Hochpreissegment bedient und eine juweliergemäße Verarbeitungsqualität liefert. Was nicht unbedingt der Leichtigkeit des Schreibens entgegenkommt, sich aber zweifellos sehen lassen kann.
Immerhin, mit der neuen Serie 07 hat Otto Hutt sehr attraktiven und modern designten Zuwachs im Programm feiner Schreibgeräte. Das könnte durchaus einen zweiten Blick wert sein und vielleicht sogar einen Testbericht.
Fast schon alte Bekannte für uns sind Sebastin Gutberlet und Gemahlin, die beide die Kaweco Familientradition in mittlerweile 5. Generation fortführen. Auch in diesem Jahr wieder mit dem bewusst rustikal und handwerklich aufgemachten Stand, der uns bereits 2015 begeistert hat und etlichen neuen Ideen…
Endlich! Endlich gibt es funktional befriedigende Konverter für die Kaweco-Modelle. Der simple Quetsch-Konverter hat damit ausgedient. Auch wenn natürlich das Tintenvolumen eher knapp bemessen ist, sind die Neuen ein deutlicher Fortschritt.
Neues gibt es auch bei der beliebten Kaweco Sport Linie. Die Verbindung von eloxiertem Aluminium und Karbonfaser bei den AC Sport Modellen in den beiden neuen Farben Goldorange und Grün kann sich sehen lassen. Ebenso wie die himmelblaue AL Sport Version…
Neben den SKYLINE Sport in Weiß und Pink gibt’s die klassischen Kaweco AL Sport nun auch in Cappucchino und Orange. Sowie eine Demonstratorversion in transparentem Acryl. Qualitativ hochwertige Denim-Etuis runden das Sortiment ab. Zudem verriet uns Sebastian Gutlebert, dass darüber noch etliche weitere Neuheiten in der Pipeline sind, es aber nicht auf die Messe geschafft hatten.
Ein haptisches Highlight und das typisch gute Marketing von Kaweco war diesmal dieser Do-it-yourself Aufbau, an dem sich Besucher ihren eigenen Kaweco selbst zusammenbauen konnten. Eine witzige Idee, die für reges Gedränge rund um den Stand sorgte. Wir haben uns wie immer ein paar Neuheiten für einen späteren Testbericht vorgemerkt. Und wollen hier nochmal dediziert darauf hinweisen, dass die Kaweco Füller, so man sie hier direkt ordert, auch von vornherein mit Goldfedern erhältlich sind!
Gleich um die Ecke werfen wir einen Blick auf den Waldmann Stand und sprechen kurz mit einem Vertriebsverantwortlichen, der sich sehr zufrieden über das Geschäftsergebnis 2015 äußert und dies unter anderem auch darauf zurückführt, dass die auf Sterlingsilber-Schreibgeräte spezialisierte Nobelmarke nicht nur über die herkömmlichen Vertriebswege verkauft, sondern auch über Juweliere.
Interessant für uns Füller-Verrückte wurde es dann am Monteverde-Conklin-Stand. Die vor einigen Jahren unter der Leitung von YafaBrands in Canoga Park, Kalifornien, wiederbelebte traditionsreiche US-Marke Conklin ließ sich in Frankfurt nicht lumpen und zeigte das komplette Programm inklusive etlicher Neuerscheinungen für 2016.
Neben den bekannten Klassikern wie Duragraph und Crescent-Füller – ersterer für uns immer noch einer der besten US-amerikanischen Einstiegsfüller überhaupt – waren erstmals auch Demonstrator-Versionen des bereits von Mark Twain geschätzten Crescent am Start.
Rot, blau und voll transparent machen die Neuen eine wirklich gute Figur, zumal damit die einzigartige Mechanik noch mehr ins Auge springt als bei den klassischen Crescent-Modellen. Allerdings handelt es sich um eine limitierte Auflage von exakt 1898 numerierten Exemplaren – analog zum Gründungsjahr von Conklin.
Auch so etwas wie ein neues Flaggschiff gibt es zu bewundern: den redesignten Word Gauge, der drei Modellen der neuen Heritage Collection vorsteht, die historische frühe Modelle von Conklin feiern. Witzig: Wie der Name schon andeutet, ist das Tintensichtfenster des Word Gauge so kalibriert, dass es die noch verbleibende Zahl von Wörtern anzeigt (in 1000er-Schritten), die das Tintenreservoir noch zu schreiben zulässt. Alle Conklin-Modelle werden in (leider) nur drei Stärken der sogenannten Conklin Cushion Point Federn angeboten: F, M und (immerhin!) eine 1.1 Stub-Feder. Die Federn selbst stammen von Bock.
Womit wir zu einem der Ausstellungs-Schwergewichte der Paperworld kommen, das Schweizer Familienunternehmen Caran d’Ache.
An deren opulentem Stand gab es die schon bekannten Tinten in ihren markanten Gläsern zu sehen. Und natürlich die diesjährige limitierte Sonderedition der Caran d’Ache Füller,…
den „Year of the Monkey“ als Reminiszenz an das aktuelle chinesische Kalenderjahr des Affen. Sicher ein Renner im Reich der Mitte. Interessanter aus unserer Sicht ist allerdings der von seiner Form her leicht überarbeitete Léman…
…in der aktuellen Modefarbe Violett, das bei näherem Augenschein deutlich Richtung Lavendel tendiert, also einen recht hohen Gelbanteil enthält.
Eine Version in Türkisgrün ist ebenfalls neu im Programm. Müßig, die fantastische Material- und Verarbeitungsqualität der Léman Füller zu loben. Die darf man wohl als bekannt voraussetzen.
Das war’s dann schon von der Füllfederhalter-Front. Die üblichen Verdächtigen gewissermaßen. Wenn uns da nicht noch der Hardtmuth aufgefallen wäre, im Vorbeigehen. Und sei es nur aufgrund der geradezu dramatischen Präsentation. LOL. Wir können auf die Schnelle nicht sagen, inwieweit es sich hierbei um ein Produkt der traditionsreichen Firma Koh-i-Noor Hardtmuth aus Budweis in Böhmen handelt. Oder ob eine Beziehung zu dem 2006 geschlossenen, alt eingesessenen Wiener Schreibwarengeschäft Theyer & Hardtmuth besteht. Immerhin gemahnt die Inszenierung des Schreibgeräts ein wenig an den Wiener Jugendstil…
Themawechsel! Wir wenden uns den füllertauglichen Papierwaren zu. Angefangen bei Leuchtturm1917.
Die bekannten und bewährten Jottbooks und Notebooks sind zu zahlreich, um alle Modelle hier aufführen zu können. Es gibt wie erwartet neue Farben – hier olivgrün und ein helles Blau – sowie diverse neue Formate. Interessant und aufschlussreich: erstmals bietet Leuchttum seine Composition Notizbücher auch in B5 an! Einem in USA und Fernost beliebten Format zwischen DIN A5 und DIN A4.
Unser ganz persönliches Highlight unter den Myriaden von Notebooks auf der Messe wollen wir natürlich ebenfalls niemandem vorenthalten. Es ist uns mehr oder weniger zufällig begegnet. Bereits die technischen Daten der Nuuna Notebooks lesen sich wie die Wunschliste fürs ultimative Notizbuch: 256 Seiten, 120-Gramm-Papier von Munken, Fadenheftung, Farbschnitt, Cover aus flexiblem Smooth Bonded Leather – sprich: recycelten Lederresten – mit oft sehr kreativen Titeln in Sieb- oder Thermodruck,…
…Dot Grid, perfekte Planlage aufgrund der Buchbindung, erhältlich in zwei Formaten, wovon das größere mit 165 x 220 mm ausgesprochen Meeting-tauglich ist. Made in Germany von Brandbook. Und im Handel oder online für rund 25 Euro zu haben. Wir werden Testexemplare anfordern oder im Flagship Store in Frankfurt persönlich abholen!
Auf unserem weiteren Weg fällt uns anschließend noch der Strand eines türkischen Notebook Produzenten auf, sehr designorientiert und hilfsbereit. Auf Anfrage wird uns erläutert, dass zumindest ein Teil der Produkte füllertauglich seien. Auch da wird wohl nur ein Test aufschluss geben können. Immerhin finden wir witzige und sehr gut verarbeitete Notebooks vor. Darunter die hier abgebildeten Teile der Crypto Serie, deren lasergeschnittenes Cover nach Kundenwunsch maßgefertigt werden kann. Mehr dazu auf der Homepage von Happily Ever Paper.
Tja, und dann haben wir doch tatsächlich auf Ebene 0 der Halle 6 den winzigen Stand von Tomoegawa gefunden. Wir hatten die Chance, uns eine ganze Weile mit Megumi Maeda vom Marketing des legendären japanischen Büromaterialien- und Spezialpapierherstellers zu unterhalten, der sich seit Jahren beharrlich weigert, einen deutschen Distributor für sein unerreichtes Tomoe River Schreibpapier zu benennen. Jenes Papier mit nur 52 Gramm Grammatur, auf dem jeder, aber auch jeder Füller perfekt schreibt, ohne Ausbluten, mit wunderbar scharfen Konturen. Wir konnten der jungen Dame versprechen, ihr mit einigen Adressen von potenziellen Distributoren in Deutschland auszuhelfen. Natürlich, nachdem wir ihr vorher vorgeschwärmt haben, dass Tomoe River nicht nur in USA, sondern hierzulande in fülleraffinen Kreisen Kultstatus genießt.
Unser nächstes Ziel im zunehmenden Gewühl war in Halle 4 gelegen. Dort steuerten wir auf den Stand des bekannten französischen Papierherstellers Clairefontaine zu. Warum? Nun, weil zu dessen Programm Rhodia gehört. Deren Notebooks und Dotpads mit zum Besten gehören, was im Markt zu finden ist.Auch hier gibt es einige neue Produkte, über die wir gesondert berichten werden.
Mittlerweile sind wir einigermaßen erschöpft, lassen die neuen DiaryFlex Notiz- und Skizzenbücher von Hahnemühle erstmal links liegen, notieren sie uns aber für ein späteres Nachfassen.
Abschließend erfreuen wir uns an den wunderschönen, aber leider völlig tintenuntauglichen Washi-Papieren der kleinen japanischen Papiermanufaktur Awagami aus Togushima. Möglicherweise lässt ihr neues Inkjet-Papier ja auch uns Füller-Freaks wieder hoffen? Es käme auf einen Test an…
Damit endet unser diesjähriger Rundgang über die Paperworld in Frankfurt, die weltweite Leitmesse für Schreibgeräte, Schreibwaren und Papier. Wir werden in loser Folge hier und im deutschen Penexchange-Forum Test- und Erfahrungsberichte zu einigen der uns ins Auge gesprungenen Produkte veröffentlichen. CU!
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