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Schokolade

Der Apfel und die Kaffeebohne

Veröffentlicht in Apple & Co | 07. September 2007 | 17:18:25 | Roland Müller

Gut, es gibt also einen neuen iPod namens Touch. Tusch! Schöne Adaption des iPhones, wenn auch mit 16 GB Speicher ein bisserl schwach auf der Videobrust. Dafür fügt er sich aber perfekt in Apples iPod-Strategie ein. Auch preislich, wie es scheint. Obwohl es absehbar ist, dass die normalen, nun Colalike „Classic“ umgetauften iPods früher oder später aufgrund eingeschränkter Features das Zeitliche segnen werden.

Egal.

Spannender als die Featuritis eines neuen iPods scheint mir etwas ganz anders zu sein: Apple tändelt mit Amerikas gewerkschaftsgepeinigtem Kaffeeröster number one herum. Schau an. Apple und Starbucks! Ausgerechnet. Ein bestimmter Redaktionskollege aus MacGuardians-Tagen muss in diesem Moment schäumen. Nicht vom zarten Milchschaum auf einem Starbucks-Produkt. Sondern aufgrund dieses Schlages gegen die analoge Kaffeekultur europäischer Provenienz. Aber gut, ich schweife ab…

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Apple und Starbucks.

Muss uns das die Bohne kümmern? Ja, ich denke schon. Denn hier offenbart sich eine marketingstrategische Meisterleistung der Lifestyle-Adepten aus Cupertino. Auch wenn diese vorerst noch sehr US-zentriert daherkommt. Machen wir uns das mal klar: Ab sofort läuft in 7.600 nationalen und 3.100 internationalen Filialen des weltgrößten Kaffeehaus-Kette (sorry, Bert, schon wieder!) Musik, die Starbucks-hörige iPod-User zum spontanen Songkauf animiert. Inklusive Kopfgeld für Howard Schultz. Auch wenn derzeit heiß diskutiert wird, wer denn eigentlich mehr profitieren wird von diesem Deal, Starbucks oder Apple. So oder so, wenn es klappt, wenn die User ticken, wie Apple vermutet, dann kündigt sich da eine neue Welle von lokalisiertem Direktmarketing an. Denn Apple wird es wohl kaum bei Starbucks belassen. Musik ist (leider, aber das ist ein anderes Thema) so digital, dass sie jederzeit und an jedem Ort distribuiert werden kann. Nur auf das auslösende Moment kommt es an. Und da scheint Apple einen Dreh gefunden zu haben, der einiges Raffinement offenbart. Wann werden McDonalds, Burger King, Wendy’s als Distributionspartner folgen? Wann werden DEA/Texaco, Shell und andere Spritlieferanten links und rechts der Highways iTunisiert? Von GAP- und Nike-Stores ganz zu schweigen. Wir werden es erleben. Steve Jobs schwebt ganz offensichtlich ein Äther vor (herrlich altmodisches Wort, irgendwie narkostisierend), der vollständig apfeldurchdrungen ist. Und wisst Ihr was: Es kann klappen! Denn nichts ist einfacher, intuitiver und schneller als einen Song aus dem iTunes-Store herunterzuladen. Und wer weiß, irgendwann auch ein Musikvideo, eine Soapfolge, ein Spielfilm?

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Eine Antwort zu “Der Apfel und die Kaffeebohne”

  1. 07. September 2007 um 21:29:20 | Dirk sagt:

    Spannend ist auch, dass Shultz das Vorgänger-Unternehmen von Starbucks, „Il Giornale“, mit Hilfe von Bill Gates‘ Vater, der damals in die Kaffee-Idee investierte, aufkaufen konnte…