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Frankfurter Buchmesse 2022 (5): Beobachtungen am Rande

Veröffentlicht in Kultur, Kunst, Literatur, Medien | 23. Oktober 2022 | 16:32:48 | Roland Müller

Es geht aufwärts

Ein letztes Mal drehen wir unsere Runde. Und ja, es geht aufwärts. Nicht nur für den Buchmarkt, der sich trotz eines zweiprozentigen Einbruchs bei den Absatzzahlen nicht unterkriegen lässt – was im Vergleich zu anderen Branchen marginal erscheint. Sondern auch für die Zentausende Besucher, die wieder voller Begeisterung die Messehallen stürmen. Das Gewimmel an den Publikumstagen spricht da Bände. Trotz massiv gestiegener Produktionskosten: das Bucht lebt!

Wer Bücher liebt, kauft in der Buchhandlung. So mahnt uns das riesige Poster an der Frontseite von Halle 3. Berechtigterweise. Wir werden unsere wachsende Einkaufsliste ganz gewiss bei unserer lokalen Buchhandlung abarbeiten. Zuvor aber, heute, werfen wir uns ein letztes Mal ins Getümmel …

Stand der Bundesregierung

Obwohl, Getümmel ist vielleicht nicht in allen Fällen korrekt. Da hätte sich die Bundesregierung vermutlich mehr erhofft, trotz aller grünen Dekoration, die sich hier dem dominanten Gelb unterordnet.

Stand der Bundesregierung

Nebenan setzt sich die Tristesse fort. Sieht so die vielbeschworene Zeitenwende aus? Aber zurück zum Büchermarkt …

Skambraks Verlag

Auch hier tun sich mitunter Lücken auf. Sei es, weil die Bahn mal wieder nicht pünktlich fuhr, Corona jede Planung über den Haufen warf oder einfach die Druckerei nicht rechtzeitig liefern konnte. Im Falle des Michael Skambraks Verlags werden wir es vermutlich nie erfahren.

Claudia Roth

Auf dem Weg Richtung Halle 4 gelingt es uns gerade noch, der kommunikationsfreudigen Claudia Roth auszuweichen …

… und im Labyrinth der Rolltreppen unterzutauchen, die uns zur Halle 4 bringen.

Awareness Team

Im Vorbeihasten fällt uns der Stand des Awareness Teams der Buchmesse auf. Offenbar gibt es einen Bedarf für diese Unterstützungsstelle bei Diskriminierungsfällen. Auch hier! Seit den Vorfällen bei der letzten Buchmesse kein Wunder. Was dem Code of Conduct der Buchmesse entspricht, von der überwiegenden Medienmehrheit von TAZ bis Süddeutsche begrüßt wird, stößt natürlich auf den erbitterten Widerstand der üblichen Verdächtigen, die sich in abstrusen Vergleichen ergehen. Erwartbar.

Halle 4

Weiter zur Halle 4. Hier sind die ausländischen Verlage untergebracht. Belletristik, Sachbuch, die ganze bunte Vielfalt. Plus einiger Besonderheiten, die wir hier finden wollen.

International Journalists Association

Pünktlich zur Verleihung der diesjährigen Auszeichnung treffen wir am Stand der International Journalists Association ein. Der Verein berichtet in seinem Magazin Journalist Post regelmäßig über die weltweite Situation der Pressefreiheit sowie die Gefahren und Probleme, denen Journalist:innen ausgesetzt sind und veröffentlicht Berichte von Journalist:innen im Exil. Die diesjährige Auszeichnung des Vereins ging an den ukrainischen Journalisten Volodymyr Bober (rechts im Bild), Chefredakteur der Zeitung Poglyad, der über die Berichterstattung im Kriegsgebiet Schreckliches zu erzählen wusste und darauf hinwies, dass bereits mehr als 40 Journalisten zu Tode kamen. Übergeben wurde die Auszeichnung von Yunus Erdogdu, ebenfalls ukrainischer Chefredakteur von ukraynahaber. Und plötzlich ist er uns wieder ganz nah, dieser verdammte Krieg …

detektor.fm Podcasts

Einige Gänge weiter treffen wir auf das Online-Radio- und Podcast-Studio von detektor.fm und kommen mit den Leipziger Medienschaffenden in ein kurzes Gespräch. Seit vier Jahren sind sie auf der Frankfurter Buchmesse präsent und berichtenähnlich wie wir vom Messegeschehen.

detektor.fm Messestudio

Ein durchaus spannender Erfahrungsaustausch. Zumal sich herausstellt, dass die Kolleg:innen ein ähnlich ausgerichtetes Programm verfolgen wie wir selbst. Inklusive Podcasts mit interessanten Autor:innen im Rahmen der offiziellen Kooperation als Podcastpartner der Buchmesse.

Näheres zum Programm und den unter dem Label N99 gesammelten Beiträgen findet sich hier. Das ganze Projekt und auch die Inhalte machen einen sehr professionellen Eindruck. Vielleicht sollten wir uns in Zukunft auch ein wenig mehr mit den Möglichkeiten von Audiobeiträgen und Podcasts auseinandersetzen, Augenmenschen, die wir leider sind? 😉

Messestand Slowenien

Aber leider bleibt uns gerade noch die Zeit, beim Messestand des nächstjährigen Ehrengasts der Frankfurter Buchmesse vorbeizuschauen, Slowenien. Wir sind sicher, auch aus diesem eher kleinen Land werden wir wieder große Literatur geboten bekommen.

Auf dem Rückweg lassen wir ein letztes Mal usneren Blick über das weitläufige Messegelände schweifen. Den Transform Minds Pavillon – die kulturpolitische Bühne der Messe – haben wir leider nicht geschafft, zu besuchen. Aber man man nun mal nicht alles haben. Genausowenig konnten und wollten wir uns ins Bookfest stürzen, mit seinen mehr als 60 Veranstaltungen an 20 Orten in Frankfurt. Was bleibt nun als Fazit von dieser 74. Frankfurter Buchmesse?

Vielleicht das: Bücher sind einfach nicht totzukriegen. Solange Menschen fasziniert sind von Geschichten, vom Erzählen, vom Schmökern, wird es immer Bücher geben. Literaturagenten, die gute Geschichtenerzähler finden. Und Verlage, die diese dem breiten Publikum zugänglich machen. Dies auf vielen, auch neuen Wegen, analog und digital. Da können die Kosten für Papier und Druck noch so sehr steigen. Bei uns hinterlässt diese Frankfurter Buchmesse 2022 trotz der schwierigen Umfeldbedingungen ein gutes Gefühl!

Plakatierung zur OB-Abwahl

Nicht einmal die Tatsache, dass in Kürze die Frankfurter Bürger:innen hoffentlich zahlreich darüber abstimmen werden, ob der noch amtierende Oberbürgermeister seinen Posten räumen muss, vermag unsere gute Laune zu beeinträchtigen. Denn wir sind der Meinung, dass die Buchmessestadt Frankfurt Besseres verdient hat als einen Repräsentanten, der zunehmend als Peinlichkeit wahrgenommen wird. Aber das ist eine andere Geschichte …

Wir bedanken uns bei allen, die uns bis hierher gefolgt sind. Wir hoffen, wir konnten Euch ein wenig den Eindruck vermitteln, selbst auf der Frankfurter Buchmesse gewesen zu sein. Bleibt und gewogen!

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