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Frankfurter Buchmesse 2022 (4): Ehrengast Spanien

Veröffentlicht in Kultur, Kunst, Literatur, Medien | 22. Oktober 2022 | 17:33:47 | Roland Müller

Creatividad Desbordante. Sprühende Kreativität. Unter diesem Motto ist der diesjährige Ehrengast der Frankfurter Buchmesse, Spanien, angetreten, uns in sein literarisches Schaffen einzuführen. Wir wollen uns ein Bild machen, inwieweit dieser Anspruch gerechtfertigt ist und besuchen den spanischen Pavillon im 1. Geschoss der Halle Forum …

Spanien empfängt uns mit einem frischen, farbenfrohen Design …

… und einem Zitat von Federico Garcia Lorca: „Poesía es la unión de dos palabras que uno nunca supuso que pudieran juntase, y que forman algo así como un misterio.“ Was man in etwa so übersetzen könnte: „Poesie ist die Vereinigung zweier Wörter, von denen man nie gedacht hätte, dass sie zusammenkommen könnten, und die so etwas wie ein Mysterium darstellen.“ Wenn das mal keine Ansage ist.

Wir schauen uns um und stolpern hinein in die 2000 Quadratmeter große Präsentation des Ehrengastes und als erstes über farbenfrohe elektronische Displays, vor denen Mikrofone aufgehängt sind …

Die Dolmetscherin

Spricht man in ein solches Mikrofon wie gewünscht ein Wort in der eigenen Muttersprache, setzt eine KI dieses Wort in ein bunt waberndes Farbbild um.

Schreibplotter

Ein paar Meter weiter entdecken wir auf einem dreistrahligen Tisch eine Installation, die eher weniger mit Literatur zu tun haben scheint, sondern nach IT und Robotertechnik ausschaut. Was soll das? Wir gehen näher heran …

UniversalPoem

Aha! Da steckt doch mehr dahinter als eine IT-Spielerei. Die mechanischen Arme, die hier am Werk sind, schreiben am Projekt Universal Poem. Einem von der ganzen Menschheit geschriebenen Gedicht. Erfunden vom spanischen Kollektiv Poetas. Bislang umfasst es Verszeilen aus 74 Ländern. Hier auf der Buchmesse werden sicher noch einige hinzukommen. Die ersten 23.000 Verse haben bereits eine lange Reise angetreten – per Funk in den etwa 600 Lichtjahre entfernten Kohlensacknebel. Lust mizumachen? Dann kann man einen eigenen Vers unter dem Hashtag #universalpoemuptofrankfurt posten. Via Twitter und www.universalpoem.com. Faszinierend …

Ein schneller Rundblick zeigt: Spanien präsentiert sich ganz anders als erwartet. Nämlich modern, innovationsfreudig, technikaffin und verspielt. Hier steht ein bisschen mehr darüber, was die Hintergedanken der Installationen waren.

Panta rei, alles fließt. Auch auf den flirrenden Gazevorhängen, die als bewegte Projektionsflächen für Formen, Wörter, Buchstaben dienen …

Ein Zauberwald der Schriftsprache. Irgendwie magisch, kontemplativ und wahnsinnig schön. Hier verbringen wir eine deutlich längere Zeit als eigentlich geplant. Vielleicht, weil die umherwehenden Buchstaben und Textfragmente uns aus dem Hier und Jetzt einer naturgemäß hektischen Buchmesse entrücken?

Wir kehren zurück ins Zentrum der Präsentationshalle. Es wird dominiert vor einer sich windenden Schlange von beleuchteten Acryltafeln, über die sich Verszeilen eines Gedichts ziehen, beidseits lesbar …

… und irgendwie an ein Exponat erinnernd, das man in einer Kunstausstellung erwarten würde. Auch hier fließt alles ineinander. Wie dies für fast alle Installationen zu gelten scheint.

Lange, semitransparente Stoffbahnen trennen Bereiche der Halle ab. Wir lugen durch einen Spalt und sehen, wie sich dahinter ein Auditorium mit Menschen füllt. Wir gesellen uns zum Publikum…

Ach wäre unser Spanisch doch besser. Wir verstehen so gut wie nichts von der klangvollen Sprache. Schade. Wir ziehen weiter …

Sitzschlange

… und lassen uns nieder auf einer sich endlos dahinwindenden Sitzschlange. Im Hintergrund wellt sich eine lange Bücherwand, auf der die mehr als 600 Bücher spanischer Autor:innen präsentiert werden, die in diesem Jahr neu in deutscher Übersetzung vorgestellt wurden.

Gleich nebenan erhaschen wir einen Blick auf das Team, das hinter den Kulissen dafür sorgt, dass alle Installationen so funktionieren, wie das geplant ist.

LED-Panel

Zum Beispiel drüben, das interaktive LED-Panel, das die Bewegungen vorüberschreitender Besucher:innen in Farben und Bewegungen umsetzt. Erneut: Panta rei! Allerdings, all diese verwirrenden Farben und interaktive Installationen machen Durst. Wir schauen uns um. Und ja, auch die spanischen Ehrengäste haben an das leibliche Wohl ihrer Gäste gedacht. Weiter hinten, nah am Rand der Halle, befindet sich eine Cafeteria mit spanischen Spezialitäten, Kaffee und Getränken. Wir machen uns auf den Weg, unsere nonliterarischen Grundbedürfnisse zu stillen …

Workspace

… und sehen im offenen Workspace neben der Cafeteria bereits eine Menge Menschen intensiv damit beschäftigt, ja, womit wohl? Messeberichte schreiben? Texte aus dem Spanischen, Katalanischen oder Baskischen ins Deutsche zu übersetzen? Im Internet zu recherchieren? Was auch immer, unser Besuch im spanischen Pavillon war eine ausgesprochen spannende und inspirierende Erfahrung.

Womit wir es für heute bewenden lassen. Morgen, am letzten Publikumstag der Buchmesse, werden wir eine letzte Runde drehen und vielleicht noch die eine oder andere Skurrilität aufschnappen. Bis dann!

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