


Aus aktuellem Anlass beginnen wir unsere diesjährige Berichterstattung von der Frankfurter Buchmesse nicht mit den üblichen Bildern, sondern starten direkt mittendrin, auf der Agora zwischen den heiligen Messehallen. Denn hier trifft am Mittwochmorgen, pünktlich um 10 Uhr 30, unser Held ein: ein junger Mann, der in sieben Monaten mehr als 10.000 Kilometer durch 16 Bundesländer zurückgelegt hat, um mit seiner „Literadtour“ Menschen fürs Lesen zu begeistern.

Herzlich willkommen, lieber Lennart Schäfer! Es war uns ein Vergnügen, dich auf Instagram als einer der ersten Follower auf dieser langen Strecke zu begleiten. Mehr als 10.000 Kilometer mit einem E-Lastenrad voller Bücher, Klamotten, Verpflegung und Reparaturmaterial, das ist schon mal eine Ansage. Von den sieben Plattfüßen unterwegs ganz zu schweigen.

Während Lennarts Start vor sieben Monaten noch lediglich bei Buchmarkt-Insidern und natürlich den Buchhandlungen und Verlagen, die er ansteuerte, Aufsehen erregte, sieht das heute, nach dieser Marathon-Tour des jungen Buchbotschafters schon anders aus. Ein ganzer Pulk TV-Teams, Pressefotografen und Journalisten erwarteten den jungen Mann beim Zieleinlauf und stellten Fragen, Fragen, Fragen. Na klar, wir natürlich auch. Und nun sind wir sehr gespannt darauf, wie Lennart weitermachen wird mit seiner Mission, für die er brennt. So viel hat er uns schon verraten: Er wird die Erlebnisse auf dieser Tour in einem Buch verarbeiten, sobald er zurück ist in seiner Heimatstadt Hamburg. Nach allem, was wir hören, hat sich auch bereits ein Verlag gemeldet …

Nach diesem luftigen Start in den Messemittwoch lassen wir uns beschwingt in die Messehallen treiben, schwimmen mit dem um diese Zeit noch moderaten Besucherstrom Richtung Halle 3.

Die Literaturbühne von ARD, ZDF und 3sat ist am Vormittag des ersten Messetages noch menschenleer.

Auch die Messehallen füllen sich erst langsam. Wir genießen das und wollen uns noch nicht ausmalen, was hier in den kommenden Tagen los sein wird.

Auch bei den Mörderischen Schwestern stapeln sich noch keine Leichen. Wirklich ungewohnt. Das wird sich im Verlauf der Messe aber ändern, ganz sicher!

Dafür treffen wir einen lieben Autorenkollegen, Oliver Baier, der am Stand von Mainbook seinen Debüt-Thriller „Frankfurt Beats“ präsentiert. Wir konnten ihm ja neulich bereits auf einer Lesung lauschen und sind ziemlich begeistert von dieser beklemmenden Mischung aus Frankfurt Vibes und psychologisch tief ausgearbeiteten Figuren.

Wir schlendern weiter und schauen am Stand von Reclam ein paar Besuchern über die Schulter, als sie am Reclam-Bücher-Automat Notizbücher ziehen. Eine witzige Idee in nostalgischer Verpackung.

Ein Stück weiter präsentieren auf der Leseinsel der unabhängigen Verlage die Verantwortlichen der Kurt Wolff Stiftung den Jubiläumskatalog der unabhängigen Verlage. Längst so etwas wie die Bibel der kleinen, unabhängigen Verlage. Die Stiftung versteht sich als Interessenvertretung der zahllosen deutschsprachigen unabhängigen Verlage und engagiert sich für eine vielfältige Verlags- und Literaturlandschaft.

Nachdem sich mittlerweile – es geht auf 13 Uhr zu – Hunger in uns breitmacht und wir nicht unbedingt das durchaus vielfältige und schon mal fette Angebot der diversen Food-Trucks und Stände auf der Agora nutzen wollen, besuchen wir unseren Geheimtipp außerhalb der Messe. Im Ramen Jun Westend in der nahegelegenen Wilhelm-Hauff-Str. 10 meditieren wir über unser weiteres Messebegehen, während wir eine köstliche Ramen schlürfen (und schlabbern, sorry, aber das gehört dazu). Da wir um die Beliebtheit der Adresse wussten, haben wir rechtzeitig vorher online reserviert. Solltet Ihr auch tun!

Zurück auf der Messe stand unser einziger fixer Termin des Tages an, ein Treffen mit Kolleginnen und Kollegen des Autoren-Forums Montségur. Aber naja, viele kamen nicht. Immerhin aber eine liebe Freundin und Kollegin. Allein wegen ihr hat sich das Date gelohnt (Danke nochmal, Inez!).

Anschließend stürzten wir uns wieder in den nun schon zunehmenden Messetrubel. Vorbei an den üblichen Verdächtigen des Droemer Knaur Verlags.

Und zumindest heute ließen wir auch Sen Lin Yus „Alchemised“ links liegen, ein 1.200 Seiten schweres Dark Fantasy Epos, das nach allem, was zu hören ist, auf einer Fanfiction des Harry-Potter-Universums basiert, in dem Draco und Hermine ein Kind bekommen. Um Urheberrechtsstreitigkeiten zu vermeiden, wurden alle derartigen Bezüge rausgewaschen. Ullstein hat den weltweiten Megaseller ins Programm genommen und mit einer bombastischen Startauflage von 300.000 Exemplaren plus entsprechendem Marketing-Budget in die deutsche Lesewelt gesetzt.

Wir lassen die Fantasy hinter uns und steuern den Stand der Aufbau Verlage an, die derzeit ihren achtzigjährigen Verlagsgeburtstag feiern. Unser Besuch ist durchaus nicht ganz uneigennützig und natürlich von Neugier getrieben.

Und ja, das sieht doch ausgesprochen gut aus, was da unter dem Imprint Aufbau Taschenbuch Verlag im Regal platziert ist. Auch wenn es sich immer noch ein wenig weird anfühlt, zugleich Berichterstatter vom literarischen Hochamt des Buchmarktes, der Frankfurter Buchmesse, zu spielen und selbst Thriller-Autor zu sein. Wer mir auf Instagram folgt (@rm.eisrausch) weiß, dass ich „Eisfalle“ für den eisigsten Thriller des Jahres halte. Und hey, ich muss es ja wissen, oder?

Und dann treffen wir ihn doch noch. Gerade wollen wir uns auf den Nachhauseweg machen, den Messe-Mayer! Matthias Mayer mit Klarnamen, seit vielen Jahren ein Berichterstatter vom Geschehen im Buchmarkt und vor allem hinter dessen Kulissen. Was er im für ihn typischen Outfit tut und im für ihn typischen ironischen und satirischen Ton. Ein Genuss, ihm auf buchmarkt.de zu folgen und zu begleiten. Wir können’s nur empfehlen!
Soviel für heute, am ersten Tag der Frankfurter Buchmesse 2025. Morgen geht’s weiter und zwar heftig! Schließlich müssen wir uns ja den Pavillon des Ehrengasts Philippinen genauer anschauen und einen Blick auf deren hierzulande noch viel zu unbekanntes literarisches Schaffen werfen. CU tomorow!
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