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Schokolade

Der ultimative Schokoladentest (11)

Veröffentlicht in Genuss | 15. März 2008 | 15:10:19 | Roland Müller

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Hin und wieder stolpert man über ein Produkt, das verblüfft. Einmal rein optisch, beispielsweise weil es in einer für das Genre ungewohnten Verpackung daher kommt. Andererseits weil diese ungewohnte Äußerlichkeit einher geht mit einer Produktqualität, die Maßstäbe setzt. Aber damit verrate ich nun schon fast zu viel. Tatsache ist, dass mir vor ein paar Tagen eine liebe Kollegin während eines Kundenmeetings eine Tafelschokolade zugesteckt hat, verbunden mit dem augenzwinkernden Wunsch, die doch einfach mal zu verkosten. Genau das habe ich getan. Und von den Ergebnissen soll nun hier im Café die Rede sein…

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Ausnahmsweise ist dieser Tafelschokoladentest etwas umfänglicher als von den ersten 10 Tests gewohnt. Was zugegebenermaßen viel, aber nicht nur mit der Verpackung der in’t Veld Criollo zu tun, um die es hier geht. Holger in’t Veld, Spross einer alten niederländischen Seemannsfamilie, hat sich 2006 mit der Schokoladenherstellung hier in Deutschland einen lang gehegten Wunsch erfüllt. Und er macht keine halben Sachen: 80 Prozent indonesische Criollo-Kakaobohnen, das lässt sich hören. Ebenso wie die mutige Entscheidung, auf eine Conche zu verzichten und nur Kakao und Rohrzucker zu verarbeiten. Präsentiert wird das Ganze in einer maritim anmutenden Kartonschachtel. Eingewickelt in Zellophanpapier. Zugegeben, der optische Eindruck hat was.

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Doch wer die Café Digital Testcrew kennt, weiß, es braucht mehr, um uns zu beeindrucken als den schönen Schein. Wir packen weiter aus: Aha, drei dünne Täfelchen übereinander stapeln sich hier zur Tafel, wiederum getrennt durch je ein Zellophan-Zwischenblatt. Alle Achtung, wenn das kein Perfektionismus ist!

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Und dann halten wir eines der Täfelchen in der Hand, dem Genuss schon ganz nah. In den Ohren das ferne Rauschen der Weltmeere (was sonst soll ein Ozeandampfer auf einer Tafel Schokolade sonst schon assoziieren?). Die Frage ist, was 80 Prozent Kakao auf großer Fahrt für eine geschmackliche Wirkung zeigen? Die, das muss man bei einem Preis von heftigen 5 EUR für 75 Gramm attestieren, außergewöhnlich sein sollte, um hier einem Verriss zu entkommen. Wir kosten…

Die Café Digital Bewertung 

Duft: Sehr feinen Nase nach Zedernholz, dezente Bitternote, im Hintergrund eine subtile Säure, 18 Punkte
Optik: seidenmatt, kräftiges Kakaobraun mit deutlichem Rotton, feinstkörnige Struktur, messerscharfe Bruchkante, 19Punkte
Konsistenz: sehr fest, deutlicher Knack im Abbiss, feiner, sich langsam entwickelnder Schmelz, der den Speichelfluss anregt, 19 Punkte
Geschmack: Wow! Die erwartete Wucht eines Achtzigprozenters, zuerst mild und fast nussig mit wiederum Zedernholztönen, gefolgt von etwas Leder, dann baut sich mit jedem weiteren Zerkauen der dünnen Tafel eine geradezu unglaubliche Fruchtfülle auf, die die natürliche Bitterkeit des hochdosierten Kakaos in eine perfekte Balance zwingt, sensationell! 20 Punkte
Abgang: Auch im Abgang bleibt der Drogencharakter erhalten, lang anhaltende Kakaonote, die selbst die Fruchtfülle am Gaumen überdauert und überraschend mild ausklingt, 19 Punkte

Unfassbar: Der eigentlich happige Preis von 5 EUR relativiert sich nach wenigen Bissen. Das ist keine Tafelschokolade, das ist die pure Kakaodroge! Zudem ist uns die sehr eigenständige Verpackung einen Zuschlag von 0,5 Punkten wert. Nur wenig, und da am ehesten noch auf dem Duftsektor, trennt diese Schokolade von einer 100-Punkte-Bewertung…

Gesamtwertung: bis dato unerreichte 95,5/100[Bezugsquelle D/A: in’t veld Shop/Online-Shop in Berlin, Prenzlauer Berg]

Nachtrag: Ich denke, wir fassen ein in’t Veld Schokoladen-Abo für die Redaktion ins Auge…

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