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Moderne Zeiten

Veröffentlicht in Apple & Co, Medien | 05. September 2010 | 17:03:24 | Roland Müller

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Ist das nicht lustig? Kaum beenden wir unsere verdiente Sommerpause im digitalen Café, schon schickt uns der FOCUS eine thematische Steilvorlage mit seinem Aufmacher von Ausgabe Nr. 35/10! Wieso Steilvorlage? Nun, wer uns persönlich und unsere Apple-nahe Vergangenheit kennt, weiß, dass sich Mitglieder unserer Redaktion unter dem Label MacGuardians fast acht Jahre lang für die Interessen der Apfelmarke aus Cupertino stark gemacht haben. Zu einer Zeit, als Microsoft noch Microsoft war und der Dominator der IT-Welt und Apple noch der pirateske Underdog, auf den allerlei MS-nahe Trolle gerne eindroschen. Oh ja, das ist noch gar nicht so lange her. Und heute, im Herbst 2010, titelt nun FOCUS mit einem sehr boulevardhaften „Der Imperator“ seine aktuelle Ausgabe und bildet dazu Steve Jobs ab, den CEO von Apple. In Schwarzweiß. Schwarzweißmalerei also? Wir haben uns dazu ein paar Gedanken gemacht…

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Dass Steve Jobs genial und gefürchtet ist, darf man ohne Zweifel abhaken. Es gibt wohl derzeit kaum einen global agierenden Konzern innerhalb oder außerhalb der IT- und Unterhaltungselektronik-Branche, der so sehr mit einer einzigen Person identifiziert wird wie Apple. Und dies trotz der Nachfolge-Weichenstellungen der vergangenen Monate. Wie kommt das? Wie erklärt sich dieser mediale Hype? Darauf zu verweisen, dass die Mehrzahl herkömmlicher CEOs von der Öffentlichkeit als eher blutarm und langweilig wahrgenommen wird, wäre wohl etwas zu kurz gegriffen. Natürlich macht kaum jemand gegen die Präsenz und das Charisma eines Steve Jobs eine gute Figur. Schon gar nicht bei Präsentationen „on stage“. Den Mann aber als Imperator abzustempeln, nur weil er den Mut, das Rückgrat und die Chuzpe hat, seine ganz persönlichen Visionen einer „menschlichen“ Technologie im Markt durchzusetzen, wirkt auch ein wenig populistisch.

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Insofern ist Jobs-Bashing in diesen Tagen durchaus auflagensteigernd. Wenn’s denn nicht die gleichen Leute täten, die in vergangenen Tagen Microsofts Bill dafür huldigten, dass er gnadenlos die Macht eines 90-Prozent-Marktanteils bei Betriebssystemen ausbeutete, um zweit- oder drittklassige Lösungen zu pushen. Da sind uns die Apple-eigenen, durchaus proprietären Produkte allemal lieber. Denn die sind alles, nur nicht zweitklassig. Zudem sollte es in einer den Gesetzen des (Entschuldigung!) Kapitalismus gehorchenden Welt durchaus legitim sein, wenn man den Markt entscheiden lässt, ob er ein Produkt wie iPad oder iTunes Music Store gut findet oder nicht. In beiden Fällen tut er es, allen Unkenrufen zum Trotz. Da sticht auch nicht die China-Karte! Denn wer, der heute hierzulande eine Solaranlage auf dem Dach hat (die VR China ist weltweit größter Lieferant von Solarpanels für deutsche Weiterverarbeiter), Kinderspielzeug bei Toys ‚R‘ us oder Textilien bei C&A oder Kik kauft (in beiden Fällen kommen 90% der Weltproduktion aus der VR China), kann sich anmaßen, den Apfelkonzern dafür zu schmähen, dass er ebenfalls in Fernost fertigen lässt?

Was sicher ein Handicap ist und bleibt, da gibt’s keinen Zweifel, ist die Tatsache, dass kein anderes Unternehmen dieser Größenordnung immer noch so sehr auf seine (Mit)Gründerpersönlichkeit fokussiert ist wie Apple. Da bleibt noch einiges zu tun. Allerdings – und das kann nur beurteilen, wer bereits einmal in Cupertino gewesen ist und mit Apple-Mitarbeitern gesprochen hat – auch nach einem Weggang des „iMperators“ Jobs wird Apple Apple bleiben. Denn seine Denkungsart und Kreativität hat das Unternehmen bis in die letzte Ecke durchdrungen und wird auch dann weiterwirken, wenn der cholerische, ungeduldige Visionär Steve Jobs längst seine Rente genießt.

Insofern bleibt als Fazit der FOCUS-Titelstory eigentlich nur das bestehen: Wo Erfolg ist, treten ganz schnell Neider auf den Plan. Hierzulande womöglich noch schneller und vermehrter als irgendwo sonst auf der Welt 😉

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3 Antworten zu “Moderne Zeiten”

  1. 05. September 2010 um 22:13:26 | dan sagt:

    yeeaaaah, thats the „macguardian“ spirit !!!! those good old days!

  2. 06. September 2010 um 21:11:56 | Roland sagt:

    Danke 😉

  3. 10. September 2010 um 19:36:11 | claude sagt:

    jaja apple ist im
    vainstream angekommen.
    habe ich das gerade erfunden?
    cool