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Schokolade

So klingt die Zukunft

Veröffentlicht in Kultur, Musik | 10. Juni 2010 | 10:52:12 | Dirk Kirchberg

Foto: abrahamburton.com

Foto: abrahamburton.com

Am vergangenen Montag Abend war ich im Jazz Club in Hannover, um mir das Konzert von Abraham Burton und Eric McPherson anzuhören. Meine Güte, haben wir erstklassig auf die Ohren bekommen! Auch wenn Kompositionen mit einer Länge von 20 bis 30 Minuten gewöhnungsbedürftig, sehr gewöhnungsbedürftig sind, hat es sich gelohnt. Es war ein Abend, der forderte, aber auch bereichernd war.

Denn Jazz darf nicht ständig Nachmusiziertes sein, sondern muss neue Wege beschreiten. Und das taten Burton, McPherson & Co. Meine Konzertkritik, die ich für die Hannoversche Allgemeine geschrieben habe, nach dem Klick auf

Abraham Burton und Eric McPherson wollen nicht langsam warm werden mit dem Publikum. Von Beginn an legen der Tenorsaxofonist und der Schlagzeuger aus New York ein Tempo vor, dass den Gästen beim letzten Saisonkonzert am Montagabend im Jazz-Club die Luft wegbleibt.

Zusammen mit dem Pianisten ­David Bryant und dem Bassisten Dezron Douglas brennen sie ein virtuoses Feuerwerk ab, das in seiner Intensität ein ums andere Mal an das legendäre Quartett um John Coltrane erinnert. Die beiden Kompositionen „Flower“ und „Cat“, verbunden durch gewagte Rhythmuswechsel, dauern geschlagene 20 Minuten. Erst dann greift Burton zum Mikro, um sich zu vergewissern, ob das Programm dem Publikum gefällt. Es gefällt. Und als die Zuhörer ihm versichern, dass tatsächlich Montag sei, entgegnet er schmunzelnd: „Fühlt sich gar nicht an wie ein Montag.“

Während der Kompositionen und Soli scheinen die vier in verschiedene Richtungen zu laufen, sich zu verrennen, um von Burton mit wenigen Themawiederholungen wieder zusammengeführt zu werden. So klingt ­“Future“, die Zukunft, und so heißt auch die neueste CD des Quartetts. Erst kurz vor der Pause wird es bedächtiger; Zeit zum Durchatmen.

Die folgende 35-minütige Stücke-Melange lässt auch Burton kurz die Orientierung verlieren: „Womit haben wir eigentlich angefangen?“ Egal, Hauptsache weiter. „Es tut so gut, wieder hier zu sein“, sagt Burton, der zum fünften Mal in Hannover spielt, nach einem kraftvollen Solo.

Auch nach zwei Stunden Hochleistungsjazz wirken die Musiker nicht erschöpft. Die Zugabe, die harmlos mit einem Basslauf beginnt, geht über in salsaartige Klänge. Äußerst beschwingt entlassen Burton und McPherson die Gäste in die Nacht. Und so was an einem Montag.

Damit Ihr mal eine Idee bekommt, wie das klingt, was ich beschrieben habe:

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