Kamera
Schokolade

Die D3X und das Ende der analogen Fotografie (1)

Veröffentlicht in Fotografie | 13. Dezember 2009 | 18:53:15 | Roland Müller

D3X_Logo

Dieser Tage flatterte uns die Einladung des Nikon Professional Service ins Haus, im Rahmen einer bundesweiten Try&Buy Aktion für 24 Stunden eine Nikon D3X nebst dreier Profi-Objektive plus Systemblitz auszuleihen und intensiv in Augenschein zu nehmen. Das haben wir natürlich gern getan. Immerhin dient uns derzeit eine Nikon D2X als Redaktionsarbeitsgerät. Ist der Unterschied zum derzeitigen Nikon-Digitalflaggschiff wirklich so gravierend? Wir versuchten, uns ein Bild zu machen…

D3X_Koffer1

Nach schneller telefonischer Kontaktaufnahme mit dem für uns zuständigen Frankfurter Nikon-Fachhändler GM Foto in der Taunusstraße gelang es uns noch rechtzeitig vor dem Run auf das verführerische Angebot den schwergewichtigen Aktionskoffer zu reservieren und umgehend abzuholen. Gegen eine angemessene Leihgebühr, versteht sich, die bei einem etwaigen Kauf natürlich angerechnet wird. Der Inhalt summiert sich immerhin auf fast 15.000 EUR…

D3X_Koffer2

Gehäuse Nikon D3X, die drei Zoom-Objektive AF-S 14-24 mm 1:2,8G ED, AF-S 24-70 mm 1:2,8G ED, AF-S 70-200 mm 1:2,8G IF-ED VR II sowie der neue Systemblitz SB-900. Dafür muss selbst ein Profifotograf schon eine ganze Weile stricken. Das rechtfertigt dann auch einen etwas näheren Blick auf die versammelten Preciosen. Und das ganze auch gleich noch mal in Aufsicht

Doch kommen wir zum eigentlichen Kern des ganzen Systems, dem D3X Gehäuse, für das allein knapp 7.000 EUR auf den Tisch zu blättern sind.

D3X_Kamera

Die technischen Daten sind beeindruckend: 35,9 x 24 mm großer Vollformat CMOS Bildsensor – also in etwa das Originalformat des klassischen Kleinbildfilms. 24,4 Megapixel Auflösung sind rein rechnerisch etwa das Doppelte dessen, was die „normale“ D3 bzw. die neue D3H leisten. Oder auch die alte D2X mit ihrem kleinerformatigen Sensor. Die Dateigröße der Bilder liegt bei ca. 10 bis 13 MB im Fine-Modus als JPG (in der Spitze 20 MB) und bei rund 30 (in der Spitze 50) MB im RAW-Modus. Womit schon mal klar ist, dass der weitere digitale Workflow nicht auf veralteter Computer-Hardware ablaufen sollte.

D3X_2slots

Eine besonders erfreuliche Neuerung an bzw. im neuen Nikon-Flaggschiff ist ohne Zweifel der doppelt vorhandene Slot für CF Speicherkarten. Wobei man die Wahl hat, auf der einen Karte JPG und auf der anderen simultan RAW zu speichern oder die 2. Karte als Spiegelung der 1. Karte zu verwenden. Ein wichtiger Sicherheitsaspekt für Profis irgendwo draußen im Busch. Back-up eingebaut gewissermaßen.

Der Empfindlichkeitsbereich der D3X reicht bis ISO 6.400 – gemessen an analogen Zeiten, wo Filme als „schnell“ galten, wenn sie ISO 400 oder mehr erreichten oder mit gepushter Entwicklung und zunehmend grobem Korn auf ISO 1.600 gebracht werden konnten, ist das astronomisch.

Aber: Auch hier ist das Bessere des Guten Feind. Die D3 und noch mehr die D3H mit nur halb so vielen, dadurch aber doppelt so großen Pixeln auf dem Vollformatsensor kann hier noch deutlich mehr leisten und ist und bleibt deshalb insbesondere bei Nachtaufnahmen in der City erste Wahl.

Die D3X ist nach dem Einschalten sofort „da“. Von einer Einschaltverzögerung ist subjektiv nichts zu spüren. Bemerkenswert eingedenk der sehr hohen Auflösung ist der wirklich sauschnelle Serienbildmodus bei höchster Bildqualität und gleichzeitigem Aufzeichnen von JPG und RAW: 5,2 Bilder pro Sekunde und das bis zu 25 Sekunden lang – also maximal 130 Bilder! Und gestützt auf einen ebenfalls äußerst schnellen und präzisen Autofokus. Was natürlich zu hemmungslosem Herumballern verführt. Nicht unbedingt das, was ein sauber komponiertes Foto auszeichnet… aber okay, speziell im News- oder Sport-Einsatz sind derlei Werte sprichwörtlich eine Lebensversicherung für hauptberufliche Fotografen.

Das große und hoch auflösende 3″-Display der D3X ist ein Genuss. Das Fehlen eines gehäuseinternen und damit an jedem Objektiv verfügbaren optischen Bildstabilisators hingegen nicht. Dafür offeriert Nikon eben in einzelne Objektive integrierte Bildstabilisatoren wie etwa das neue VR II System im mitgelieferten 70-210er Telezoom. Aber okay, das ist eben klassische Nikon-Doktrin, mit der man leben muss. Erfreulich hingegen der integrierte Live View Modus, der ergänzt werden kann durch die Einblendung eines Gitterrasters sowie eines digitalen Horizonts. Beides überaus praktisch bei Architektur- und Landschaftsaufnahmen. Allerdings wird im Live View Modus manuell scharfgestellt respektive nach Hochklappen des Spiegels. Aber das kennen wir ja schon von unserer Olympus E-330. Insbesondere im Stativ- oder Studiobetrieb ein gängiger Usus. Zumal die Kamerafernsteuerung per USB-Kabel und der zusätzlichen Software ‚Camera Control Pro‘ gerade Studioeinsätze lässig von der Hand gehen lässt. Bilddaten werden simultan via HDMI-Anschluss an einen externen Monitor weitergegeben. Kein Wunder, dass die D3X zunehmend auch für die Modefotografie eingesetzt wird und hier beginnt, im früheren klassischen Mittelformatgebiet zu „räubern“.

Insgesamt ist die D3X nach unserem allerersten, rein haptischen und technischen Eindruck, mit das Beste, was neben der entsprechenden Canon und unterhalb Leicas neuer S2 für die digitale Systemfotografie in der Profiliga angeboten wird.

Bevor wir im kommenden zweiten Teil dieses sicher subjektiven Tests auf die Ergonomie und vor allem die Bildergebnisse zu sprechen kommen, hier noch die wesentlichen technischen Eckdaten der Kamera:

•    24,4 Megapixel
•    CMOS-Sensor im Vollformat 35,9 x 24,0 mm
•    max. 5,2 Bilder pro Sekunde
•    Bild-Format JPEG (unterschiedlicher Auflösung), RAW, TIFF
•    CF I, CF II oder MD Speicherkarten
•    2.500 mAh Akku für 4.400 Bilder (CIPA-Wert)
•    Nikon F Bajonett (immer noch!)
•    3,0″ Display
•    920.000 Pixel Displayauflösung
•    ISO Empfindlichkeit von 50 über 100, 200, 400, 800, 1600, 3200 bis 6400
•    Belichtungskorrektur von +/-5 in 1/3 Stufen

Wir sind gespannt, wie sich Nikons Megapixel-Flaggschiff im Tagesbetrieb bewährt. Der zweite Teil dieses Tests wird darüber Aufschluss geben. Er wird aller Voraussicht nach Anfang der kommenden Woche online gehen. Insofern: stay tuned!

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3 Antworten zu “Die D3X und das Ende der analogen Fotografie (1)”

  1. 07. Februar 2010 um 00:30:22 | A.Stanzl sagt:

    Zu Ihrem Artikel:

    Das Telezoom ist ein 70-200mm und kein 70-210mm und D3H gib es auch keine wenn dann eine D3s.
    Wenn Sie das Objektiv schon in den Händen halten kann man die Bezeichnung doch wenigstens richtig schreiben…
    Mangelhaft.

    Gruß
    A.S.

  2. 11. Februar 2010 um 14:32:06 | Roland Müller sagt:

    Vielen Dank für den überaus freundlichen Kommentar;-) Es handelt sich wie beschrieben bei dem getesteten Zoom um das neue AF S VR 70-200/2,8 G IF-ED VR II, den Nachfolger des alten 70-210er VR. Weshalb sich wohl aus alter Gewohnheit die „1“ eingeschlichen hatte. Selbst wir digitalen Caféschreiber sind eben nur Menschen. Und was Ihren anderen Punkt angeht, so war zum Zeitpunkt des Tests die neue D3s noch nicht vorgestellt worden und deshalb in der Nachfolge der D2H lediglich von einer D3H die Rede. Also bleiben Sie bitte entspannt 😉

  3. 17. März 2010 um 17:01:07 | A.Stanzl sagt:

    Bin ganz entspannt 🙂

    Der Nachfolger der D2H ist die D3 (die es zu dem Zeitpunkt ja sehr wohl gab) – Der Nachfolger der D2X ist die D3X.

    Die „S“ Versionen sind nur Upgrades des jeweiligen Models. So gibt es also zu den Modellen D2X / D2H / D3 die Upgradeversionen D2Xs / D2Hs / D3s und nächstes Jahr vermutlich die D3Xs.

    Die normale D3 (bzw. D3s) ist als Reportagekamera ausgelegt – niedrigere Auflösung bei hoher Bildrate
    Die X Versionen (D2X / D2Xs / D3X) sind Studiokameras mit hoher Auflöung und niedrigen Bildraten.

    Eine D3H als Nachfolger der D2H ist also einfach nur Unsinn, denn 1.) ist die D2Hs das letzte Model vor der D3 gewesen und 2.) Gibt es den nachfolger der D2Hs ja schon: Die D3 selbst. Dass der Nachfolger der D3 D3s heißen wird war fast 100% sicher.

    Also: Bin ganz entspannt, aber ich lese ungern Artikel die nur des Artikels wegen geschrieben wurden – damit halt was da steht.