Kamera
Schokolade

Der gute Mensch von Hollywood

Veröffentlicht in Gesellschaft, Kultur | 28. September 2008 | 13:45:02 | Roland Müller

pauln.jpg

Nein, Paul Leonard Newman war gewiss nicht der typische Leinwandheld. Kein artifizielles Produkt der Stars in Serie produzierenden und sie anschließend wieder ausspuckenden Glorifizierungsmaschinerie der Traumfabrik. Dazu war er zu eigensinnig, zu selbstbestimmt und zu wenig egomanisch in seiner Selbstwahrnehmung. Kein Wunder, dass einer wie er, der zeitlebens und wissentlichAbstand hielt zum Glamour seiner Branche, nicht genügend dazugehörte, um bereits in jungen Jahren Oscars abzuräumen. Nur sehr widerstrebend und spät ließ sich der Hollywood-Olymp und insbesondere die Jury der alljährlichen Oscar-Show der cineastischen Eitelkeiten im Rahmen ihrer Nabelschau herab, das prestigeträchtige Metallhascherl an Newman zu vergeben – nach immerhin 9 Nominierungen. Gelegenheit hätte es also über Dekaden reichlich gegeben. Nein, Paul Leonard Newman war etwas in Hollywood unerhört seltens: Er war nicht käuflich..

Er konnte sich das wie nur wenige andere am Set leisten. Denn zum einen war er Unternehmer und mit seiner eigenen Feinkostmarke überaus erfolgreich. Zum anderen hatte er nicht nur künstlerisches, sondern auch politisches Rückgrad. Bis zuletzt war er deshalb auf eine Auszeichnung ganz besonders stolz gewesen – auf Richard Nixons berüchtigter Liste seiner politischen Hauptgegner auf Rang 19 platziert gewesen zu sein. Keine schlechte Leistung für einen Schauspieler. Dass er zudem mit den Millionen seines erfolgreichen Feinkostprojekts in großem Maßstab soziale und humanitäre Projekte unterstützte – insgesamt runde 200 Millionen US$ sollen über die Jahre dazu aufgewendet worden sein –ist selbst in der auf derlei Generosität so angewiesenen wie sie gewöhnten zivilen US-Gesellschaft bemerkenswert.

Mit seinem nicht unerwarteten Tod aufgrund eines Lungenkrebsleidens – der Mann rauchte wie ein Schlot – hinterlässt Paul Newman eine schmerzliche Lücke im Filmgeschäft wie in der Welt. Was bleibt, sind ein paar strahlend blauer Augen, die sich in unser Gedächtnis gebohrt haben wie kein Augenpaar zuvor. Und die Gewissheit, dass es eben doch möglich ist, ohne sich zu verbiegen in einer Branche Karriere zu machen, die ihre Helden nur allzugerne auffrisst, halb verdaut und anschließend auf den Zementboden spuckt. Dorthin, wo sich dann die Hand- und Fußabdrücke finden, die angeblich Unsterblichkeit verheißen…

Zur Filmografie geht es hier entlang. Und zur gelungenen Hommage in der Süddeutschen hier entlang.

Tags: ,

weitere Artikel

« | »

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.