Kamera
Schokolade

Der digitale Allesfresser (1)

Veröffentlicht in Fotografie | 25. November 2007 | 17:33:37 | Roland Müller

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Ich fotografiere viel und durchaus ambitioniert. Einerseits beruflich, andererseits als Hobby. Oft geht das eine in das andere fließend über. Überfließen tut allerdings auch iPhoto auf meinem Mac. Aktuell beläuft sich die Zahl der dort gespeicherten Bilder aus 35.512 Fotos. Immer mehr davon sind ganz klassisch in schwarzweiß aufgenommen. Und immer mehr davon stammen aus einer reichlich gewagten Verbindung. Der Verbindung von digitaler und analoger Fotowelt.

Während ich mit der Nikon D2H und vielleicht bald der D3 einen Teil meiner Brötchen digital aufgenommen und automatisch scharfgestellt verdiene, nutze ich seit einiger Zeit, ausgelöst durch Gary Todoroffs Erfahrungen, eine Olympus E-330 im sogenannten Four Thirds Format als Versuchsplattform zur Wiederentdeckung vergangener, vielleicht sogar vergessener fotografischer Tugenden. Mittels eines Adapters verträgt sich die Oly mit so ziemlich jeder jemals produzierten Optik.

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Ganz besonders feine Ergebnisse stellen sich ein, wenn man die derzeit bei Ebay geradezu verschleuderten Leica-R Objektive erjagt. Meine Sammlung umfasst mittlerweile das 19mm f/2,8 Elmarit-R (ROM-Version), Elmarit-R 28mm f/2,8, Summicron-R 35mm f/2,0 und 50mm f/2,0, das legendäre Makro-Elmarit-R 60mm f/2,8 mit 1:1 Adapter, das kompakte Summicron-R 90-mm f/2,0 sowie das bis heute im mittleren Telebereich Maßstäbe setzende APO-Telyt-R 180mm f/3,4. Jede einzelne dieser „Scherben“ liefert Kontrast und Schärfe genau jener Preisklasse, in der diese Objektive zu ihrer aktiven Zeit mal anzutreffen waren – weit außerhalb meiner damaligen finanziellen Möglichkeiten. Vor allem aber erziehen sie mich wieder zum Sehen! Die von mir eigenhändig,mit zittrigen Fingern und Chirurgenbesteck mit einer Schnittbild-Mikroprismenscheibe von Katz Eye Optics umgerüstete Olympus E-330 weiß zwar das Potenzial der Leica-R-Optiken zu nutzen, erfordert aber manuelles Scharfstellen mit Arbeitsblende. Bevor nun jemand herumnöhlt, das sei ja vorsintflutlich: Vorsicht! Der bewusste und gewollte Nebeneffekt dieser Rückkehr zu fotografischen Ursprüngen ist der, dass man wieder denkt und komponiert, bevor man den Auslöser betätigt. Was ich in einer weiteren Folge dieses Erfahrungsberichts gerne mit Bildern belegen werde…

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Dieses archaische Vorherdenken und Komponieren befriedigt um so mehr, wenn man zugleich eine weitere sehr eigene Option der Olympus nutzt, den Monochrom-Modus, der die Bilder in Schwarzweiß umsetzt und sie auch auf dem LCD-Display in Schwarzweiß anzeigt. Gewissermaßen als Gegenentwurf zur überbunten Welt des Jahres 2007. Nimmt man dann noch den Live View Modus B der Oly in Anspruch, dann kann man das fotografische Objekt der Begierde in 10facher Vergrößerung aufs Display bringen, um so punktgenau scharfzustellen. Keine Funktion für Actionfotografie, klar. Aber die Gewähr genau jener einzigartigen Schärfe und Plastizität, die Leica-Objektive aus den Motiven herauskitzeln können.

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Übrigens nicht nur Leica-Objektive. Im zweiten Teil meines Erfahrungsberichts im Umgang mit dem unterschätzten digitalen Allesfresser Olympus E-330 werde ich von A bis Z auf die schönen Töchter anderer Mütter eingehen – Asahi Pentax, Konica, Minolta, Nikon, Olympus und Zeiss – und wie man sie mit der Oly vermählt. Insofern: stay tuned!

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2 Antworten zu “Der digitale Allesfresser (1)”

  1. 31. Dezember 2007 um 20:35:53 | Thyl Engelhardt sagt:

    Wobei ja auch durchaus Adapter vorstellbar wären, bei denen z.B. die eingestellte Blende erfasst und auf elektronischem Wege an das Four-Thirds-Bajonett weitergegeben wird. Ist den Herstellern solcher Adapter aber wohl zu anspruchsvoll.

  2. 31. Dezember 2007 um 23:06:23 | Roland sagt:

    Nun ja, das gibt’s ja durchaus. Wenn auch derzeit meines Wissens nur für die Canon 5D. Da wird das AF-System insoweit eingebunden als ein LED im Sucher aufleuchtet, wenn scharfgestellt ist. Soll angeblich ziemlich gut funktionieren…