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iPhone & Twitter: Gute Nacht, klassische Medien

Veröffentlicht in Apple & Co, Fotografie, Internet, Medien, Mobilität | 16. Januar 2009 | 14:36:37 | Dirk Kirchberg

Natürlich ist Twitter oftmals nur ein weiteres Prokrastinationstool für uns Geeks, die tagtäglich stundenlang vorm Rechner sitzen und arbeiten. Aber Twitter ist eben auch viel mehr als – es ist das derzeit schnellste soziale Netzwerk, das ich kenne. Wir haben bei den Anschlägen von Bombay erlebt, wie schnell dieser Dienst ist. Und nun haben wir es wieder erlebt.

In New York, wie Ihr sicher alle längst mitbekommen habt, hat der Pilot Chesley B. „Sully“ Sullenberger III ein Flugzeug nach dem Zusammenstoß mit einem Vogelschwarm, der die Triebwerke beschädigte, heroisch im Hudson gelandet. Lediglich eine Person, die sich beide Beine brach, wurde schwerer verletzt. Alle anderen 154 Passagiere kamen heil aus dem Wrack heraus.

Janis Krums befand sich zum Zeitpunkt auf einer Fähre, als plötzlich direkt vor ihm der Flug 1549 im Hudson notlandet. Was macht Krums? Er fotografiert die irreale Szene mit sein iPhone und twittert das Bild mit der Nachricht, dass direkt vor ihm gerade ein Flugzeug im Hudson gelandet ist. Sofort machte sich Krums zusammen mit anderen Menschen auf der Fähre daran, die Menschen von den Tragflächen des untergehenden Flugzeugs zu retten.

Ein iPhone und Twitter – und schon haben die klassischen Medien ausgespielt. Sogar David Pogue hat nun verstanden, dass Twitter eben nicht nur Quatsch liefert, sondern eben auch superschnelle Qualität. Janis Krums hat mittlerweile mehrere Interviews (1, 2) gegeben.

Foto: Janis Krums

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5 Antworten zu “iPhone & Twitter: Gute Nacht, klassische Medien”

  1. 16. Januar 2009 um 17:01:20 | dirk (diblg) sagt:

    Ich gebe zu, ich kann mich mit Twitter nicht so richtig anfreunden – habe zwei Anläufe gestartet, aber es nach sehr sehr kurzer Zeit jeweils wieder sein gelassen. Wenn ich auf meinem iPhone mal nach langer Zeit wieder TwitterFon öffne, sehe ich zwar schon einige ganz interessante Nachrichten, aber irgendwie fehlt mir da die Substanz. Man erfährt zwar, was gerade so (meist im Netz) läuft, aber um die Details zu bekommen, muss man doch den ganzen Blogeintrag o.ä. lesen. Der einzige Vorteil ist meiner Erfahrung nach die hohe Geschwindigkeit, mit der man informiert werden kann. Da ich aber eher Tech-Twitterern folge, ist es mir eher unwichtig, ob ich jetzt von einem Gerücht zwei, drei Stunden früher oder später erfahre.

    Was den Flugzeug-Absturz betrifft: es ist sehr faszinierend was – nennen wir es – ein Augzenzeugenbericht mit heutiger Technologie leisten kann. Mir stellt sich aber die Frage, warum Twitter so in den Vordergrund gestellt wird. Hätte Mr. Krums das Handyphoto in sein Blog (gähn 😉 ), bei facebook oder flickr gepostet, hätte es – jeweils genug Leser bzw. friends vorausgesetzt – den selben Effekt erzielt, nämlich die schnelle Information der Internet-Öffentlichkeit. Insofern sehe ich den Twitter-Teil der Story als etwas überbewertet an; die Geschichte beweist meiner Meinung nach nicht den Erfolg der Plattform Twitter als wirkliches Zukunfts- geschweige den Massenmedium.

  2. 17. Januar 2009 um 13:26:49 | Dirk Kirchberg sagt:

    Ich glaube, dass eben Twitter so zukunfsweisend ist, weil die Information im Vordergrund steht. Ich habe zig Schnittstellen, mit denen ich diesen Kanal bespielen kann, und ich habe verschiedene Wege, um diesen Kanal zu empfangen. Das ist bei all den anderen Diensten nicht so. Außerdem ist Twitter, zumindest noch zum jetzigen Zeitpunkt, ein Dienst, der vornehmlich von Menschen mit sehr hoher Medienkompetenz genutzt wird. So wird aus einem Bild mit einer sehr kurzen Info eine sehr schnelle Nachricht, die rund um die Welt geht. Bevor die Agenturen überhaupt wussten, was los ist in New York, war die News schon bei Twitter einmal rum. Kein Blog, kein Facebook- oder Friendfeed-Eintrag hat das geschafft, sondern eben das virtuelle Gezwitscher…

  3. 18. Januar 2009 um 19:24:23 | blue-skies sagt:

    „Gute Nacht, klassische Medien“? „Superschnelle Qualität“? Kaum. Einmal, zweimal eine wichtige Nachricht in einem Meer von belanglosen Gezwitscher. Dies hat nur wenig bis nichts mit Journalismus zu tun … eher mit dem Prinzip des Bild-Leserreporters.

  4. 19. Januar 2009 um 19:49:17 | Dirk Kirchberg sagt:

    @blue-skies Wenn Du mal in einer Redaktion gearbeitet hast, dann weißt Du, wie da teilweise mit Nachrichten und aktuellen Entwicklungen umgegangen wird…

    Außerdem ist Twitter eben nicht als journalistisches Medium gedacht, sondern als soziales Netzwerk. Aber genau diese sozialen Netzwerke werden zukünftig auch als Informationsfilter fungieren. Wir folgen Links von Menschen, die wir schätzen. So wird die Infowelle ein wenig flacher. Und haben wir zweimal bei einer Person Links geklickt, die sich dann als Quatsch herausstellen, fliegt diese Person als mögliche Quelle für Infos raus. Und schon steigt die Qualität.

    Twitter ersetzt natürlich nicht die Recherche. Kann es nicht, soll es nicht. Aber Twitter ersetzt den Agenturfilter, der oftmals ewig braucht, bis überhaupt was durchkommt. Und wenn Du mal die tägliche Agenturmeldungsflut verfolgt hast, weißt Du, dass da oft auch von journalistischer Qualität keine Rede sein kann…

  5. 13. Februar 2009 um 09:20:54 | major-tom sagt:

    Das hat hier das Tag „Fotografie“? Ok.

    Klassiche Bildfehler.

    1. Das Hauptobjekt ist in der Mitte. Besser die Drittelteilung verwenden, noch besser den „goldenen Schnitt“.

    2. Horizont nahezu in der Mitte. Der Horizont ist, wenn sichtbar, das wichtigste Gestaltungsmittel im Bild. Entweder das Bild ist himmellastig (Horizont an der unteren Drittellinie) oder (in diesem Fall) wasserlastig (Horizont an der oberen Drittellinie). In diesem Fall hätte ich mich für himmellastig entschieden um auszudrücken, dass das Bildmotiv eigentlich nicht ins Wasser gehört, sondern in den oberen Teil des Bildes.

    3. Falsche Formatlage. Für ein waagerecht gelegenes Hauptmotiv wurde ein senkrechtes Bildformat verwendet. Das ist, wenn handwerlich sicher verwendet, ein ausdrucksstarkes Stilmittel, hier aber fehl am Platz.

    4. Störende Elemente im Bild durch mangelhafte Aufnahmeposition. Die Schlieren und Spiegelungen in der Scheibe stören den Gesamteindruck und tragen auch nicht zur Steigerung der Dramatik bei. Ein simpler Positionswechsel an Deck der Fähre hätte diesen Anfängerfehler verhindert.

    Nicht unterschlagen möchte ich jedoch die positive Ausnutzung unterschiedlicher Farbtemperaturen im Bild, obwohl sich dies sicherlich auf den Faktor „Zufall“ reduzieren lässt. Das warme Licht in den Wolken und auf der ufernahen Bebauung stehen im schönen Kontrast zur durchweg kalten Farbe des Wassers, bis hin zum finstren Schwarz an der unteren linken Ecke, hervorgerufen durch den nicht auf den ersten Blick erkennbaren Schatten der für die Aufnahme verwendeten Fähre. Was auf den ersten Blick wie ein Anfängerfehler aussieht (unabsichtlich vignettiertes Bild) wird zum dramatischen Stilelement. Sehr gut umgesetzt.

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