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iPad oder kein iPad?

Veröffentlicht in Apple & Co, Design, Gadgets, Internet, Medien, Mobilität, Technologie, Unterhaltung | 30. Januar 2010 | 00:53:10 | Dirk Kirchberg

The Book of JobsApple hat seinen Tablet-PC vorgestellt und die die Datenflunder iPad getauft. Auch wenn das vielleicht nicht die geschickteste Namenswahl war, so scheint das Gerät revolutionäres Potential zu besitzen. 177.000 Nachrichten in der ersten Stunde während der Präsentation könnten ein Indiz dafür sein, wie sehr Steve Jobs mit dem iPad den Nerv der Zeit getroffen zu haben scheint. Doch auch dieses Apple-Produkt ist nicht ohne Fehler.

Zwar hat das iPad sofort bei vielen Apple-Fans – bei mir auch, das will ich gar nicht verschweigen – Pawlowsche Reflexe ausgelöst, so gibt es einige Punkte, die mich stören und mich an die alte Regel erinnern: „Kaufe niemals eine erste Generation!“ Ob ich standhaft bleiben kann?

Schick ist das Teil allemal, superflach, superleicht. 10 Stunden Batterielaufzeit klingen auch nicht so schlecht. Allerdings muss hier noch geklärt werden, ob es sich um reale oder um Apple-Stunden handelt. Verpasst hat Apple, ein OLED-Display zu verbauen, aber vielleicht war das angesichts der aggressiven Preispolitik, die Jobs vorstellte, nicht drin. Denn das „kleinste“ iPad – 16 GB und kein 3G – kostet 499 Dollar. Da dürfte so manchem im Auditorium kurz das Herz stehengeblieben und gleichzeitig aus der Brust gesprungen sein. Ein echter Kampfpreis.

Zudem ist das iPad an keinen Datenvertrag gekoppelt. Sorgen bereitet mir allerdings die Tatsache, dass das iPad zumindest in den Staaten nicht mit T-Mobile funktionieren soll. Man wird sehen, welche Lösung Apple für Europa vorstellt.

Ein echtes Versäumnis ist auch das fehlende Multitasking, denn das iPad kann jeweils nur ein Programm ausführen. Gerade hier verschenkt Apple revolutionäres Potential, denn wäre das iPad multitaskingfähig, hätte Steve Jobs mit einem Wisch den kompletten Netbook-Markt vom Tisch fegen können. Warum bringt Apple nicht Spaces auf iPhones und das iPad raus? Schon wäre das Problem gelöst. Aber wie gesagt, kaufe niemals eine erste Generation.

Die fehlende Kamera, die etwa Chatten und Videotelefonie über das Internet ermöglicht hätte, vermisse ich auch. In den MacBooks hat Apple doch schon gezeigt, dass so was platzsparend und schick verbaut werden kann. Auch dass das Display 4:3 statt natives 16:9 darstellt, scheint mir nicht sonderlich durchdacht. Oder übersehe ich etwas?

Ich vermisse auch die Möglichkeit, das iPad direkt an einen Beamer anzuschließen. Immerhin wäre dieses Teil so die ultimative Präsentationsmaschine. Schließlich wird mir doch eine iPad-eigene Keynote-Version angeboten. Gizmodo hat noch mehr zu meckern, aber dem will ich mich nicht anschließen.

Eine Andeutung einer Revolution ist für aber neben all den netten Apps und des GUI der Apple-eigene Chip A4, der im iPad verbaut wird. Emanzipiert sich da ein Unternehmen langsam, aber sicher von Chipherstellern? Dass Apple sich besonders gut fühlt, wenn sie alles allein herstellen können, wissen wir spätestens seit den Mac-Clones, die eines der dunkelsten Kapitel in der Geschichte des Apfels darstellen.

Werde ich mir ein iPad kaufen? Aber sicher! Und ich muss mich die ganze Zeit daran erinnern, dass ich niemals eine erste Generation kaufen soll…

Illustration: Jon Berkeley für The Economist

Besonders lesenswert fand ich übrigens den Artikel des verehrten Stephen Fry, der mir doch sehr zu denken gegeben hat. Und das Bild stammt vom Economist, der die Illustration für ihr Titelgeschichte The Book of Jobs verwendet haben.

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9 Antworten zu “iPad oder kein iPad?”

  1. 30. Januar 2010 um 07:11:35 | Lesender sagt:

    Ich freue mich sehr, wenn das Apple ipad in Deutschland zu kaufen ist. Ich lese für mein Leben gern und seit einem Jahr habe ich die eBooks entdeckt und sogar einen Bolg über dieses Thema gebaut. Es kommen spannende Zeiten auf uns zu. Ich freue mich.

  2. 30. Januar 2010 um 08:48:39 | claude sagt:

    Leider ist Steve ein Spielkind, und ein Amerikaner, sonst hätte er sich längst einen SMART-TESLA Wagen entwickeln lassen, oder die Kernfusion für zu Hause. Lösungen für Probleme die es gibt. Vielleicht aber ist das iPad nur ein Schritt auf dem Weg dorthin ? Damit die Entwickler ordentliches Werkzeug an die Hand bekommen ?

  3. 30. Januar 2010 um 11:46:47 | warlord sagt:

    Sorry, aber die Verwendung des Terminus „Tablet-PC“ für das iPad halte ich für fundamental falsch. Wikipedia definiert einen PC wie folgt: „A personal computer (PC) is any general-purpose computer whose size, capabilities, and original sales price make it useful for individuals, and which is intended to be operated directly by an end user, with no intervening computer operator.“ Den letzten Teil erfüllt das iPad nicht. Auf ihm geht nichts ohne den eingreifenden Operator (Apple). Ohne die Schönheit oder Nützlichkeit des Geräts irgendwie kommentieren zu wollen, ein PC ist es nicht.

  4. 30. Januar 2010 um 14:24:24 | jensq sagt:

    Das iPad kann sehr wohl Multitasking, nur das iPhone OS 3.2 kann das noch nicht dem Benutzer oder dem Entwickler anbieten. Ich denke, dass es im Sommer wieder eine neue iPhone-OS geben wird, die ein paar neue Möglichkeiten eröffnet. Auf Cut, Copy und Paste hat die Welt ja auch zwei Jahre warten müssen.

    Einen externen Projektor kann man übrigens mit passendem Kabel anschließen – und Apps können dort etwas anderes anzeigen, als auf dem iPad selbst.

  5. 31. Januar 2010 um 15:44:30 | traurig sagt:

    Traurig, traurig wenn man sich so ansieht wie sich alles entwickelt hat

  6. 06. Februar 2010 um 09:00:53 | R. sagt:

    Ich frage mich ja noch immer, wozu ich das iPad wirklich benutzen würde, solange es keine ausreichende Auswahl an Zeitungs-Abos dafür gibt. Denn das wäre meine Hauptanwendung. Ebooks … ich weiß nicht. Geht doch irgendwie nichts über das Feeling eines echten, gedruckten Buchs. (Und das sage ich als ausgewiesener Gadget-Liebhaber.) Aber wenn Ebooks, dann sicher am ehesten hiermit. Mal abwarten, wie sich das Lesen damit in natura „anfühlt“.

    Ansonsten: Mailen und Surfen auf der Couch, da könnte es mein altes Powerbook sicherlich ablösen. Vielleicht auch mal ein Spielchen auf dem großen Display, ja, gerne. Filme gucken? Hmm, eher nicht, da ist mir mein Plasmakino an der Wand schon lieber.

    Zur Kritik, das iPad sei kein Computer, könne kein Multitasking, sei zu eingeschränkt in den Möglichkeiten: dieser Artikel hier bringt dazu einen sehr interessanten Aspekt ins Spiel: http://www.spiegel.de/netzwelt/gadgets/0,1518,674468,00.html

    Vielleicht hat Steve ja tatsächlich die bisher computerferneren Nutzerschichten im Visier. Das würde ich nicht ausschließen, schließlich ist er ein schlauer Kopf und hat schon mehrmals gezeigt, dass er weiter denkt als viele andere.

  7. 06. Februar 2010 um 18:52:18 | Thyl Engelhardt sagt:

    Die zwei Hauptfragen sind meines Erachtens:

    1. Ist das iPad in seiner Kombination aus Bedienung, Kompromiss zwischen Lesen/Video beim Bildschirm und Angebot an Inhalten (Bücher, Zeitschriften, Video) ausreichend, um das Scheitern bisheriger Ansätze -und oha, von denen gab es schon so einige, auch vor dem Kindle, und auch im Bereich Videoanzeige für unterwegs- zu vermeiden? Also, ist das iPad fit?

    2. Ist eine hinreichende Anzahl an Menschen nunmehr bereit, den Paradigmenwechsel von Papier zu elektronischer Anzeige und Unterwegs/im Bett-Kino zu wagen? Also, sind die Menschen bereit?

    Jedenfalls: Noch nie zuvor gab es ein Gerät, das mehr die Idee vom Cafe Digital reflektierte als das iPad!

  8. 16. März 2010 um 20:59:44 | Susanne Arbeit sagt:

    Bin heute über Eure schicke Seite gestolpert. »Café Digital«, das gefällt mir sehr. Und ihr scheint im schönen Taunus zu Hause zu sein.
    Auf meinem Blog http://www.ipadtogo.de schreibe ich immer wieder neues und interessantes zum Thema iPad. Und wo fühlt sich das iPad so richtig wohl? Natürlich im Café – im Café Digital!

    Ich werde ab und zu bei Euch vorbeischauen. Vielleicht gefällt Euch mein Blog und Ihr schaut ab und zu vorbei.

    Susanne A. 🙂

  9. 21. März 2010 um 17:13:12 | Roland Müller sagt:

    Gerade angeschaut, Dein iPad Blog, liebe Susanne. Sieht gut aus und liest sich auch so. Wir werden uns dort gerne öfter sehen lassen…