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Premiere: Wir fahren nach Leipzig!

Veröffentlicht in Gesellschaft, Internet, Kultur, Kunst, Literatur, Medien | 15. März 2024 | 16:04:22 | Roland Müller

Zum ersten Mal wird das Team von Cafedigital auf der Leipziger Buchmesse aufschlagen. Wir berichten zwar seit 2007 alljährlich von der Frankfurter Buchmesse, wie treue Leser wissen, aber Leipzig ist mindestens genauso spannend. Nur ganz anders, wie erfahrene Autorenkolleginnen und Kollegen berichten. Grund genug, das wir uns zum ersten Mal selbst ein Bild verschaffen. Keine Ahnung, ob unsere Reportagen vor Ort genauo ausführlich werden, wie jene, die wir aus Frankfurt liefern. Nach einem ersten Eindruck vor Ort werden wir dazu mehr sagen können. Zumal dieser Messebesuch auch ein erstes persönliches Treffen mit einer Lektorin der Aufbau Verlage beinhalten wird. Jener nämlich, die das Thriller-Debüt EISRAUSCH, das am 13. August 2024 als Aufbau Taschenbuch und aller Vorausicht nach zusätzlich als Aufbau Hörbuch erscheinen wird, betreuen wird. Wir berichteten in einem früheren Beitrag darüber. Spannende Zeiten! Wir sind an allen vier Messetagen in den Hallen unterwegs und werden uns umschauen. CU there!

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In eigener, ganz anderer Sache …

Veröffentlicht in Arktis, Klimakrise, Kultur, Kunst, Literatur, Medien, Politik, Unterhaltung | 08. Dezember 2023 | 15:19:50 | Roland Müller

Dem einen oder anderen Besucher unseres digitalen Cafés mag es bereits bekannt sein, einigen aber vielleicht noch nicht: Seit einer Weile blogge ich nicht nur hier auf dieser Seite, sondern betätige mich auch als Schriftsteller. Als Thriller-Autor, um genau zu sein. Noch genauer: Als Autor von Thrillern, die im abtauenden Eis der Arktis spielen. Und das auf professioneller Basis als Verlags-Autor. Ende November, Anfang Dezember 2022 konnte ich einen Literaturagenten für meine Ideen begeistern. Und der wiederum hat mich anhand von Expo und Leseprobe an die Aufbau Verlage in Berlin vermittelt. Mein Thriller-Erstling EISRAUSCH ist in der Frühjahrs-Vorschau 2024 des Verlages angekündigt (ein PDF der Vorschau von Aufbau Taschenbuch kann man sich herunterladen) und wird ab 13. August 2024 in den Buchhandlungen ausliegen. Vorbestellt kann er natürlich jetzt schon werden. Und zwar hier: EISRAUSCH.

Wer mehr zu diesem meinem Herzensprojekt erfahren will, findet allerlei Informationen dazu auf meiner Autoren-Homepage. Ebenso wie ein paar Hinweise, wieso ich mich thematisch ausgerechnet in der Arktis herumtreibe. Der zweite Band der Thriller-Reihe ist übrigend bereits in Arbeit und soll 2025 erscheinen. Manuskriptabgabe ist laut Vertrag der Mai 2024. Wie es danach weitergeht, werden ich dann sehen. Ideen für zwei weitere Bände gibt’s bereits …

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FBM 2023 – Sonntag (5/5): Dichtung und Wahrheit

Veröffentlicht in Gesellschaft, Kultur, Kunst, Literatur, Medien, Politik, Unterhaltung | 22. Oktober 2023 | 22:00:50 | Roland Müller

Heute hat Sir Salman Rushdie in der Frankfurter Paulskirche den Friedenspreis des deutschen Buchhandels entgegengenommen. Die Laudatio hielt sein Freund Daniel Kehlmann. Gestern Abend war Rushdie zu Gast bei der Literaturgala der Frankfurter Buchmesse, bezeichnenderweise im Raum Harmonie des Conference Centers. Noch gezeichnet von dem zurückliegenden Attentat, aber mit dem ihm eigenen unzerbrechbaren Optimismus. Der Kernsatz seines heutigen Auftritts in der Pauklskirche stand unausgesprochenauch über dem gestrigen Abend: „Wir sollten weiterhin und mit frischem Elan machen, was wir schon immer tun mussten: schlechte Rede mit besserer Rede kontern, falschen Narrativen bessere entgegensetzen, auf Hass mit Liebe antworten und nicht die Hoffnung aufgeben, dass sich die Wahrheit selbst in einer Zeit der Lügen durchsetzen kann“. Wir nehmen diesen Satz als Einleitung zu unserer heutigen Würdigung des literarischen Schreibens und des letzten Tages der 75. Frankfurter Buchmesse. Und wir beginnen mit einem kurzen Rückblick auf die gestrige Literaturgala …

Moderiert wurde der Abend von Thea Dorn und Denis Scheck. Was erwartbar war.

Denis Scheck und Thea Dorn dürfen vermutlich als das Dream Team der deutschen Literaturkritik gelten. Zumindest wenn man die Popularität und die mediale Aufmerksamkeit als Maßstab nimmt. Und in der Tat, sie liefern.

Scheck eröffnete die im Gegensatz zum vergangenen Jahr bis auf den letzten Platz ausverkaufte Literaturgala mit einem Interview mit Salman Rushdie, der Würdigung seiner geradezu märchenhaften Erzählkunst und einer kurzen Vorstellung seines aktuellen Romans Victory City.

Auftritt Thea Dorn. Sie unterhielt sich mit Thomas Hettche, dem Berliner Romancier und Autor und interviewte ihn zu den Hintergründen und womöglich autobiografischen Bezügen, die sich in seinem aktuellen Roman Sinkende Sterne verbergen mögen. Was Hettche nicht verhehlte und, darauf angesprochen, was es mit dem etwas surrealen Titel auf sich habe, schalkhaft darauf verwies, dass ihn eine bekannte Feministin darauf verwiesen hatte, dass alle Männer sinkende Sterne seien. Das habe ihm gut gefallen. Denn dann sei er ja irgendwann einmal ein Stern gewesen. Ach ja, die Koketterie des Autors, kein neues Phänomen, aber in diesem Fall charmant vorgetragen.

Auftritt Scheck. Im Gespräch mit Cornelia Funke zeigte auch sie sich von ihrer koketten Seite. In Gestik und Worten. Was den guten Denis regelrecht hinriss. Funke, die mit Die Farbe der Rache auf der diesjährigen Buchmesse den lange erhofften vierten Band ihrer geradezu legendären Tintenwelt-Romane vorgestellt hat, mag man jede Art von Koketterie verzeihen. Weil sie eine großartige Schriftstellerin und Erzählerin ist und sich für zahllose humanitäre Herzensprojekte engagiert. Zuletzt für ihr ‚Artists in Residence‘ Projekt in der Toskana, von dem Scheck nach einem gerade abgeschlossenen Besuch schwärmte. Und was ist nun die Farbe der Rache? Grau natürlich.

Auftritt Dorn im Zwiegespräch mit Christopher Clark. Der Historiker und großartige Erzähler – keine allzu häufige Kombination – hat mit seinem neuesten Werk Frühling der Revolution nicht weniger vorgelegt als eine grundsätzliche Neubewertung der Revolution von 1848/49 als erste und einzige europäische Revolution, die er zudem als keineswegs gescheitert interpretiert und dafür auch gute Argumente vorbringt. In gewisser Weise bietet er seine Neuinterpretation der EU als Kern eines neuen Selbstverständnisses und für ein neues Storytelling an. Bedenkenswert.

Auftritt Scheck im Interview mit Amir Gudarzi. Und schon stand die politische Gegenwart wieder hart im Raum. Wie schon beim Auftritt von Sir Salman Rushdie. Nur härter und kompromissloser. Der exiliranische Dramaturg und Theaterautor, einst Opfer des Teheraner Ajatollah-Regimes, lebt mittlerweile in Österreich. Er verglich im Gespräch nicht ohne Ironie seine physischen Foltererfahrungen im Iran mit den psychischen Foltermethoden der österreichischen Bürokratie während des viele Jahre dauernden Prozesses der Asylgewährung und schlussendlichen Einbürgerung. Und er schloss mit einem flammenden Appell, die Aussagen der iranischen Regierung, Israel vernichten zu wollen, endlich ernst zu nehmen und nicht nur als Worte abzutun. Nicht von ungefähr pflegt auf iranischen Raketen in hebräischen Lettern „Tod Israel“ zu stehen. Sollte der Iran irgendwann über Atomwaffen verfügen, nicht auszudenken …

Auftritt Dorn im Gespräch mit Lizzie Doron. Die israelische Friedensaktivistin und Autorin und Stimme der sogennanten „zweiten Generation“ wirkte sichtlich traumatisiert, als sie ein Handzettel hochhielt, auf dem unter der Headline ENTFÜHRT auf eine israelische Familie hinwies, die sich wie so viele andere Opfer des zurückliegenden Massakers in den Händen der Hamas befindet und um deren Leben sie bangt. Sie verhehlte nicht ihren mentalen zusammenbruch nach den jüngsten Erfahrungen eines Pogroms in einem sicher geglaubten Land. Es fiel ihr sichtlich schwer, danach auf das Buch zurückzukommen, das sie während der Corona-Pandemie geschrieben hat und das seiner deutschen Veröffentlichung harrt. Bewegend. Der Abend klang mit langanhaltendem Applaus und etlichen Blumensträußen aus. Zurück blieb eine merkwürdige Stimmung irgendwo zwischen Optimismus, Melancholie und Trotz. Immerhin, der 1.800 qm große Saal, in dem all dies spielte, trug den Namen „Harmonie“. Vielleicht muss man das als Hoffnungssignal interpretieren …

Nach diesem kurzen und schnellen Ritt durch die gestrige Literaturgala wenden wir uns nun einer kleinen Nachlese der mittlerweile geendeten 75. Frankfurter Buchmesse zu. Als Anknüpfungspunkt, Schnittstelle zu den folgenden Themen mag dieser Schnappschuss dienen:

Auf der Außenterrasse von Halle 3.1 lief er an uns vorbei: Meron Mendel, der Direktor der Bildungsstätte Anne Frank. Nachdenklich, mit verschränkten Armen und in eher gedrückter Stimmung. Was mag ihm durch den Kopf gegangen sein? Wo weilen seine Gedanken? Und wie bescheuert ist diese Frage so kurz nach dem Hamas-Massaker? Für einen Moment legt sich der Schatten der Zeitgeschichte über unsere Wahrnehmung einer fröhlichen, selbstbewussten und erfolgreichen Buchmesse …

Was tun, um wieder zur Ruhe zu kommen? Vielleicht einfach tief durchatmen und einfach relaxen. Möglichst ohne dabei so angestrengt dreinzuschauen wie diese beiden Herren. Wir versuchen es und steuern danach einmal mehr den Stand der Aufbau Verlage an. Hatten wir gestern ja versprochen.

Mit Jens Andersen: Tove Ditlevsen – ihr Leben nehmen wir eine, nein die Biografie der berühmten dänischen Schriftstellerin und Autorin der Kopenhagen-Trilogie in die Hand. Eine Biografie, glänzend übersetzt aus dem Dänischen von Ulrich Sonnenberg, die sich spannender liest als so mancher Roman. Wir werfen einen Blick auf die Rückseite …

In der Tat, dem ist nichts hinzuzufügen. Bei Aufbau sind natürlich auch weitere Romane von Ditlevsen erschienen sowie die Kopenhagen-Trilogie auch als Aufbau Taschenbücher. Alles ohne Ausnahme Lesetipps!

Beim Verlag Hermann Schmidt ist uns ein ganz anderes Buch ins Auge gesprungen. Andreas Koop: DDR CI. Titel und Thema mögen anfangs verblüffen. Das Buch selbst jedoch ist eine unglaublich gut recherchierte und strukturierte Analyse der Corporate Identity eines Staatswesens, das vielen von uns immer noch merkwürdig fremd erscheint. Die Idee für ein solches Buch ist schlichtweg genial. Denn wo und wie drückt sich die Identität eines politischen Systems und einer Partei deutlicher aus als in ihren Bildern und fragischen Metaphern? Der Informationsdesigner Koop legt mit diesem fiktiven CI-Manual ein brillantes Werk vor. Und: Er ist Wiederholungstäter!

Das fiktive Corporate Design Manual des real existierenden Sozialismus. Ja, genau das: Lesetipp!

Dreimal sind wir daran vorbeigerannt. Typische Buchmesseblindheit. Aber dann stehen wir endlich vor einem unserer Lieblingsverlage: dem Verlag Klaus Wagenbach. Wer ist noch nicht im lokalen Buchhandel über die legendäre Salto-Reihe gestolpert? Die knallroten Leinenbändchen verführen wie kaum ein anderes Buchformat zum spontanen Zugreifen und Schmökern. Und genau das tun wir nun auch. Jedes der nachfolgend gezeigten Salto-Bändchen empfehlen wir als Lesetipp:

Ljubljana und Slowenien – Eine literarische Einladung in das schreib- und lesefreudige Gastland der diesjährigen Frankfurter Buchmesse.

Alexandre Labruffe: Erkenntnisse eines Tankwarts

Joke J. Hermsen: Rosa und Hannah – Das Blatt wenden

Dieter Richter: Con gusto – Die kulinarische Geschichte der Italiensehnsucht

Wir lassen die rote Wand mit den Salto-Bänden rechts liegen und wandern nach links weiter. Gibt’s hier noch etwas zu entdecken? Ja, durchaus …

Marco Missiroli: Alles haben. Rimini im Juni. Ein Vater-Sohn-Roman. Und was für einer. Wie immer werfen wir einen Blick auf die erste Textseite …

Würden wir weiterlesen wollen? Aber ja! Und Ihr? Mit dieser Frage, die wir einfach mal im Raum stehen lassen, weil sie eigentlich für jedes Buch gilt, wenden wir der 75. Frankfurter Buchmesse nun den Rücken zu. Es waren fünf, eigentlich sogar sechs unglaublich intensive Tage. Gefüllt mit vielerlei Erfahrungen, Begegnungen und Erlebnissen, auch Leseerlebnissen. Wir kehren mit einer langen, eigentlich viel zu langen Bücherliste zurück in unser Zuhause.

Wir werfen Jonathan Borofskys Hammering Man einen letzten Blick zu. Er hat sein Hämmern beendet. Die Messe hat ihre Tore geschlossen.

Wir hoffen, es hat Euch Spaß gemacht, dass wir Euer Auge und Ohr auf der Frankfurter Buchmesse waren. Wir werden uns spätestens auf der Leipziger Buchmesse wiedersehen. Und dazwischen gibt’s hier auf cafedigital immer wieder einmal Buchrezensionen und Artikel zu allem, was uns zum Magazin für analoges Leben und digitales Arbeiten macht CU!

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FBM 2023 –Sa (4/5): Chaos und Kontrolle

Veröffentlicht in Gesellschaft, Klimakrise, Kultur, Kunst, Literatur, Medien, Politik, Unterhaltung | 21. Oktober 2023 | 23:41:26 | Roland Müller

Samstag. Die Pforten der Hölle werden geöffnet. Und Menschenmassen wälzen sich in Richtung Frankfurter Buchmesse. Wie lange werden die beiden dezent verkabelten Bodyguards den Überblick behalten, früh am Morgen? Wie auch immer, wir stürzen uns erneut für Euch ins Getümmel …

Wobei „Getümmel“ der tatsächlichen Situation kaum gerecht wird. Bereits auf den Rolltreppen von der S-Bahn-Station hinauf zur Messe beginnen wir zu ahnen, was dieser Tag bringen wird …

Mit einem Wort: Chaos. Je nach Blickwinkel wirken die verschlungenen Rolltreppen wie ein Labyrinth, entsprungen der Phantasie eines Escher. Nur dass nichts statisch, alles in Bewegung ist.

Und dann stecken wir plötzlich fest! Mitten in Halle 3.0 geht nichts mehr. Erst später erfahren wir, woran das liegt: Am zum Bastei Lübbe Verlag gehörenden Imprint Lyx werden messeexklusiv limitierte Farbschnitte von gängigen Romancebüchern angeboten. Und auf der Gegengeraden signiert gerade Sebastian Fitzek bei Droemer Knaur seinen neuesten Psychothriller „Die Einladung“. Mit der Folge, dass sich im weiteren Verlauf des Tages eine Warteschlange von mehr als 200 Metern Länge bilden wird, nicht nur am Stand, in der Halle, sondern bis weit hinaus auf die Agora. Wir flüchten nach draußen! Was fast eine Viertelstunde dauert und einigen handfesten Nachdruck erfordert.

Draußen auf der Agora ist immer noch hektisch genug, aber zumindest können wir ein wenig Luft holen. Über uns der zunehmend blaue Herbsthimmel. Neben uns der zum Bersten aufgepumpte Asterix des Egmont Verlags, der von einem wummernden Kompresser stetig neu befüllt wird. Ein Häppchen essen an einer der zahlreichen Verpflegungsstellen? Keine Chance. Auch hier Dutzende Meter lange Warteschlangen. Okay. Wir verziehen uns wieder nach drinnen.

Nach oben, Richtung Halle 3.1 – diesmal erklimmen wir die stählerne Außentreppe, clever wie wir sind. Sie bebt zwar bedenklich unter unseren Schritten (und denen jener Hundert, die auf die gleiche grandiose Idee gekommen sind), aber es geht voran.

Oben angekommen, bietet sich uns eine phantastische Aussicht über die gesamte Agora mit dem Frankfurt Pavillon, rechts hinten dem Pavillon des Ehrengasts Slowenien, darüber der Messeturm. Und all das vor einem urplötzlich fast wolkenlosen, blauen Herbsthimmel. Fast waren wir in Versuchung, zu vergessen, weshalb wir uns all das antun …

… Nämlich der Bücher wegen. Bücher wie beispielsweise dem bei C.H. Beck erschienenen Roman Salomés Zorn von Simone Atangana Bekono. Ein in zweierlei Hinsicht wichtiges und lesenswertes Buch. Erstens erzählt Bekono in diesem beachtlichen Debüt aus der Sicht einer wütenden jungen Frau ein Aufwachsen in einem zutiefst rassistischen Umfeld.

Und zweitens schafft sie es, mit einer intensiven und authentischen Sprache zu vermitteln, wie die Heranwachsende mit ihrem Zorn klarzukommen versucht und daran ebenso scheitert wie am blinden Aufgreifen der brutalen Verhaltenstipps ihres Vaters. Ein gelungenes Debüt. Und fast ein Lesetipp.

Auf jeden Fall ein Lesetipp (unser wievielter eigentlich?) ist Colson Whitehead: Die Regeln des Spiels. Erschienen bei Hanser. Ein knallharter Krimi, der im New York der siebziger Jahre spielt. Brillant erzählt, spannend, mit einer guten Prise Witz. Der Text auf der Rückseite bringt es ziemlich gut auf den Punkt:

Ganz sicher einer der drei besten Kriminalromane des Jahres. Von einem, der sein Metier meisterhaft beherrscht. Deshalb ohne Einschränkung ein Lesetipp!

Achtung: harter Kontrast! Im Vorbeigehen (naja, eher Schieben, Drücken, Schubsen) greifen wir nach dem sehr persönlichen Peter Sloterdijk: Zeilen und Tage III – datierte Tagebuchnotizen eines wirklichen Philosophen, nicht eines TV-medialen Meinungsschwurblers, dessen Eitelkeit keine glaubwürdige Entschuldigung zulässt, wenn er wieder (einmal) in die falsche Schublade greift … aber lassen wird das. Wer aus wirklich allernächster Nähe beobachten will, wie ein Philosoph „tickt“, wie er beobachtet und bewertet, ist mit diesem Buch bestens bedient. Sehr anregend und deshalb Lesetipp!

Und wenn wir schon bei Sloterdijk sind, ist auch ein Hinweis auf Wer noch kein Grau gedacht hat statthaft. Vergangenes Jahr erschienen, eine politisch-philosophische Farbenlehre. Niemand polemisiert so elegant wie Sloterdijk, altersweise, wie er mittlerweile daherkommt.

Und nun kommen wir frei nach Monty Python zu etwas vollkommen anderem … Wien. Genauer gesagt Wolfgang Freitag: Nur in Wien. Ein kleines, grünes, erquickliches Büchlein über Absonderlichkeiten im Wiener Stadtbild. Skurril, nicht ohne Schmäh und einfach nur lesenswert. Eine Entdeckung am Stand des Czernin Verlags, an dem die meisten Besucher einfach vorübergehen (auf der Suche nach neuen Farbschnitten? Wer weiß das schon).

Der rückwärtige Text sagt, worum es geht. Profan? Von wegen! Wir lieben das! Lesetipp? Aber sowas von!

Gleicher Verlag, noch kompakteres Büchlein. Aber das hat es in sich. Beispielsweise für Autoren, deren Geschichten in einer Zeit spielen, als die USA mit dem OSS eine Institution besaßen, der sich auf besonders üble Arbeitsweisen verstand. Sabotage und psychologische Kriegsführung – Ein Handbuch ist genau das: Ein Handbuch mit konkreten Anleitungen, wie man den Feind zerrüttet, seine Moral bricht, seine Strukturen lahmlegt. Alles O-Ton des längst nicht mehr existierenden OSS, des Office for Strategic Services, das eine kurze aber höchst wirkungsvolle Blüte erlebte während des Zweiten Weltkrieges. Ein Blick auf die Rückseite macht Appetit …

Das eigentlich Erschreckende an dieser Fachlektüre: Von wenigen Details abgesehen ist der Inhalt auch heute noch relevant und anwendbar. So etwas gehört in jeden heimischen Bücherschrank. Man kann ja nie wissen …

Ein hübsches Organigramm des OSS lässt auf einen Blick erahnen, womit man es zu tun hat. Ein interessantes Stück Zeitgeschichte.

Zeitgeschichte finden wir auch ein paar Ecken weiter, bei den Aufbau Verlagen. Auf eine Currywurst mit Gregor Gysi würden wir uns auch gerne mal treffen. Eloquent, nachdenklich, schlagfertig, oft witzig lässt uns der linkeste aller Elder Statesmen an seinen Gedanken und Einsichten teilhaben. Schade, dass Politiker wie er zu einer aussterbenden Spezies gehören, sehr schade.

Dann endlich kommen wir an unserem eigentlichen heutigen Ziel an: der Leseinsel der Unabhängigen Verlage. Wir sind ein bisschen früh dran für unser eigentliches Lesungs-Date. Aber Thomas Brussig: Meine Apokalypsen klingt gleichwohl spannend. Er beschreibt in seinem jüngsten Buch recht launig eine lange Reihe von scheinbaren Apokalypsen, denen immer der Ruf vorauseilte, das Ende der Menschheit einzuläuten. So weit, so gut. Vieles davon erscheint uns nachvollziehbar. Ob es allerdings im Kontext von Ozonloch, Millenium-Bug, Finanzkrise 2008 und Corona-Pandemie statthaft ist, die Klimakrise mit dem gleichen Maß zu messen, muss bezweifelt werden. Denn im Gegensatz zu allen vorangegangenen „Apokalypsen“ wird diese Entwicklung nicht wieder verschwinden. Sie wie Brussig (ein ansonsten von uns sehr geschätzter Autor) auf einer rein regionalen und lokalen Ebene hierzulande zu bewerten, geht am globalen Zusammenhang vorbei. Der Moderator (vom Verlag?) bemühte sich nach Kräften, Brussigs etwas schräge Realitivierung aus der Schusslinie zu nehmen. Das gelang allerdings nur teilweise. Aber egal. Wir waren ja nicht wegen Brussigs Apokalypsen hierher gekommen. Sondern …

… wegen einer lieben Forumskollegin vom DSFo, Varina Walenda. Sie hat soeben mit ihrem Debütroman Dopamin & Pseudoretten beim kleinen und feinen Voland & Quist Verlag in Berlin reüssiert. Hier und heute hält sie bereits ihre zweite öffentliche Lesung. Die erste fand in spektakulärer Kulisse statt, nämlich im Frankfurter Römer, bei der traditionsreichsten Literaturveranstaltung der Mainmetropole, Literatur im Römer. Ein tolles Buch, ein richtig guter Gegenwartsroman, der viele Aspekte der Diversität und Buntheit der Gesellschaft, der Licht- und Schattenseiten queerer Existenz beleuchtet, mit einem überraschenden Twist versehen und in einer authentischen, heutigen Sprache geschrieben ist, die einen unmittelbaren Sog in die Story auslöst. Ein glänzendes Debüt, liebe Vari!

Wie es scheint, wurde unser Urteil von einer ganzen Menge der Anwesenden geteilt. Denn im Anschluss an die Lesung knäulte sich bereits eine Gruppe junger, meist weiblicher Fans um die Autorin, um sich den Debütroman signieren zu lassen. Wenn das mal kein gutes Zeichen ist 😉

So nahm ein chaotischer, hektischer, anstrengender vorletzter Messetag dann doch noch ein versöhnliches Ende. Mit einem Blick auf die immer wieder futuristisch wirkende Dachkonstruktion der Halle 3.1 schieben, drängeln und stoßen wir uns durch in Richtung Ausgang der Messe. Wir hoffen , es hat Euch Spaß gemacht, uns auf unserer diesjährigen Rundreise durch die heiligen Messehallen zu begleiten. Nächstes Jahr kommen wir wieder, versprochen!

Morgen gibt’s an dieser Stelle noch einen weiteren, den letzten Beitrag usnerer Berichterstattung von der 75. Frankfurter Buchmesse. Mit einem Rückblick auf Skurriles und Absonderliches der diesjährigen Messe, einer Überraschungszugabe und einer ausführlichen Würdigung einiger Neuerscheinungen des Wagenbach Verlags. Denn der, wie wir gerade mit Entsetzen feststellen, wäre diesmal fast unter unserem Radar geblieben. Unentschuldbar. In diesem Sinne: Stay tuned until tomorrow!

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FBM 2023 – Freitag (3/5): Sloweniens Dichter-Dichte

Veröffentlicht in Gesellschaft, Kultur, Kunst, Literatur, Medien, Politik, Unterhaltung | 20. Oktober 2023 | 21:15:26 | Roland Müller

Waben der Worte. So lautet das Motto, das sich Slowenien als Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2023 gegeben hat. Ein schönes und durchaus poetisches Bild für ein kleines Land, das literarisch mehr Größe zeigt als manches andere von mehrfacher Fläche und Bevölkerungszahl. Aber wir wollen nichts vorwegnehmen …

Der slowenische Pavillon wird wie von früheren Buchmessen bekannt von einem langen Tisch gesäumt, auf dem aktuelle Literatur aus und über Slowenien ausliegt und natürlich die beliebten Stofftaschen eingesackt werden können, zusammen mit Informationen zum literarischen Schaffen des Landes, Lesezeichen, Schreibstifte etc. – Wir haben uns schon eingedeckt und betreten den Pavillon …

… und biegen scharf rechts ab in eine mit langen Gazebespannungen abgetrennte Rotunde, in der soeben fünf slowenische Autor:innen und ein deutscher Übersetzer eine gemeinschaftliche Lesung abhalten – begleitet von einem Cellisten. „My Neighbour on the Cloud“ offenbart zweierlei: die melodische Eleganz und Schönheit der slowenischen Sprache und die poetische Wucht der Worte in ihrer deutschen Übersetzung. Wir sind beeindruckt von diesem Erstkontakt und schauen uns nun im Pavillon selbst um …

Licht, offen, hell, unkompliziert, alles dem Buch und dem Lesen untergeordnet. keine spektakuläre Show, Konzentration auf das Wesentliche. Von der Decke abgehängt das fast einzige spielerische, fast flatterhafte Element: wie Wolken aus feiner Spitze schweben unregelmäßig runde Schirme vor den Beleuchtungskörpern.

Spitze, tatsächlich. Also ein „altmodischer“ und gewiss ein romatischer Stoff. Die wie Beton erscheindenden teils als Wolken, teils als Stufen ausgeformten Sitzelemente bestehen tatsächlich aus einem Schaumstoff, hergestellt aus recyceltem Plastikabfall.

Folienverspiegelte Standwände trennen Regale und Sitzgelegenheiten voneinander. Teils mit informellen Bildschirmen ausgestattet, teils exemplarischen Autor:innen gewidmet. Indem wir uns darin spiegeln, gehen Autor und Leser eine unmittelbare Beziehung ein. Simpel, aber wirkungsvoll.

Wir machen es uns für einen Moment gemnütlich, betrachten die sitzenden, schmökernden und umherwandernden Besucher:innen. Links von uns die Theke einer kleinen Cafeteria mit slowenischen Spezialitäten (dazu später mehr). Vor uns die Glasfront zur Agora der Buchmesse und der Sitzbereich der Gastronomie.

Die teils bepflanzten Schaumstoffmöbel laden zum entspannten Lesen ein. Die extrem funktionalen Bücherregale stellen nicht ihr Design zur Schau, sondern rücken das ins rechte Licht, worauf es dem Ehrengast der Buchmesse offenbar ankommt: Bücher!

Jene slowenischen Autorinnen und Autoren, die sich auf den Weg nach Frankfurt gemacht haben, um hier ihr Schreiben, ihre Kultur einem größeren Publikum vorzustellen, sind in einer nostalgisch anmutenden Bilderwand verewigt.

Der Gastronomiebereich vor einem großen LED-Bildschirm wirkt eher wie ein französisches Bistro.

Eine Kinderschaukel sticht uns ins Auge. Darunter der Name Helena Kraljic. Eine Autorin? Ja, eine Kinderbuch-Autorin. Womit wir an jenem Punkt unserer heutigen, slowenischer Literatur gewidmeter Berichterstattung angekommen sind, an dem wir kurz innehalten …(Sorry an der Stelle, aber die Software verweigert eine einwandfreie Darstellung der Sonderzeichen, die die slowenische Schrift und Namen oft schmücken. Ich muss also darauf verzichten, diese darzustellen).

… nur um dann schaukelnd erneut in Bewegung zu geraten. In diesem Fall ich selbst in meiner silberblickenden Funktion als Autor dieses Beitrags. Slowenien also. Literatur. Wo fängt man da an? Und wieso weiß man so wenig über Land, Leute und Schreiben? Um dem abzuhelfen, sollen nachfolgend ein paar Highlights der slowenischen Literatur vorgestellt und in aller gebotenen Kürze besprochen werden. Und ja, daraus resultieren auch etliche Lesetipps. Eine ganze Menge sogar, ohne zuviel vorwegnehmen zu wollen. Also los, wir gehen hinüber zu den Bücherregalen und beginnen uns einzulesen …

Gabriela Babnick: Trockenzeit. Die in Göppingen geborene slowenische Literaturkritikerin, Übersetzerin und Autorin legt mit Trockenzeit einen Liebesroman vor. Aber keinen üblichen, den Klischees des Genres folgenden. Sondern eine Geschichte, in der nicht nur Europa und Afrika hart im Raum aufeinandertreffen. Sondern auch zwei Menschen, die ein Altersunterschied von 35 Jahren trennt. Wir werfen einen Blick auf den Rückseitentext des Romans …

Eurozentrismus trifft auf modernes Afrika? Ein spannender Ansatz für einen unkonventionellen Liebesroman.

Evald Flisar: Der Zauberlehrling. Ein Autor mit einer außergewöhnlichen Vita. Und ein Roman,der der seit 1945 meistgelesene aus slowenischer Feder ist. Das wird wohl kaum von ungefähr kommen. Wir werfen einen Blick auf die Rückseite des Buches …

Ein Roman über einen Außenseiter? Das ist immer spannend. Ein Buch über die verzweifelten Versuche des Protagonisten, sich selbst beizubringen, dass er, so wie er ist, „in Ordnung“ ist. Eine erkennbar autobiografische Geschichte, die von einer abenteuerlichen Flucht vor den Exzessen westlicher Zivilisation ins ferne Tibet erzählt. Ein Buch, in dem ein indischer Guru, ein dubioser amerikanischer Sucher nach Wahrheit und ein tibetisches Mädchen ihre Rollen spielen. Bildungsroman? Ja, auch. Abenteuerroman? Sowieso. Und zugleich eine böse Satire auf den westlichen Wahn, das Heil in östlicher Spiritualität zu finden. Großes Erzählkino? Wir blättern auf die erste Seite …

Das wollen wir weiterlesen! Also: Lesetipp!

Weiter im Text. Wir entdecken Drago Jancar: Nordlicht. Auch hier wieder ein Autor mit einer dramatischen Biographie. Zudem einer der bedeutendsten zeitgenössischen Autoren Sloweniens. Sein bekanntester Roman und in diesen Tagen vielfach durch die Literaturzirkel geschleust ist sicher Als die Welt entstand. Müßig, dazu noch mehr zu erzählen, als die Feuilletons eh schon kolportiert haben. Worum aber geht es in Nordlicht?

Einmal mehr geht es um die beliebteste Handlungs-Location des Autors: seine Heimatstadt Maribor. Diesmal spielt die Handlung in den Jahren kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. Ein vergleichsweise dünnes Buch, in dem es Jancar gelingt, die Vorahnung auf Kommendes unglaublich zu verdichten, fast körperlich spürbar zu machen. Wir werfen einen Blick auf die erste Seite …

Kein Zweifel. Das ist hohe Erzählkunst (und augenscheinlich toll übersetzt). Auch da möchten wir sofort weiterlesen. Ergo erneut ein Lesetipp!

Ein wenig benommen greifen wir nach Alma M. Karlin: Einsame Weltreise. Wow, was für eine Frau! Eine Weltreisende. Eine Abenteurerin. Eine autarke, unabhängige Persönlichkeit in einer Welt, die mehr noch als heute durch und durch patriarchal strukturiert und dominiert war. Einst von Selma Lagerlöf für den Literatur-Nobelpreis nominiert. Einsame Weltreise. Um was geht es da? Ein Blick auf die Rückseite …

Im November 1919 bricht die Autorin zu einer Weltreise auf. Solo. Acht Jahre durch fünf Kontinente. Eine Weltumrundung, die sie zu einer der berühmtesten Reiseschriftstellerinnen ihrer Zeit machte. Einer Zeit, zu der derlei Reisen, wenn überhaupt, Männersache war und zwar eine elitäre. Chapeau! Und wie liest sich das? Ein Blick auf die erste Textseite …

Herrje, das hat Witz und Selbstironie. Und klar, da will man weiterlesen. Also nochmal: ein veritabler Lesetipp!

Die Kartengrafik eingangs des Buches macht deutlich, über welche Stationen Karlins Reise führte. Beeindruckend.

Cvetka Lipus: Weggehen für Anfänger. Jeder zweite Slowene, so die offizielle Lesart, schreibt Gedichte. Jeder Zweite! Was für eine Vorstellung, würden hierzulande mehr als 40 Millionen Deutsche dichten. Selbst wenn man die Installateure mitzählte … sorry, ich schweife ab. Und ja, Poesie ist nicht unbedingt meins. Aber schauen wir mal. Zuerst auf die Rückseite …

Die Poesie schreibende Tochter eines Schriftstellers. Erfahrungsgemäß ist bei einem Gedichtband der Blick auf die rückwärtige Produktauslobung eher hinderlich. Also machen wir es uns einfach und schlagen eine beliebige Seite des Buches auf …

Puh. Das ist richtig gut, richtig berührend. Und frei von dem – Entschuldigung – verquast Sülzigen, das mir allzuoft Poesie vergällt. Zudem zweisprachig. Ich bin begeistert. Meine mich begleitende Gattin eh. Schon wieder also ein … ich traue es mich kaum auszusprechen: Lesetipp, jawohl!

Roman Rozina: Hundert Jahre Blindheit. Der große Gesellschaftsroman, der große Familenroman, das ist ein ganz spezielles literarisches Genre. Nicht erst seit Thomas Manns Buddenbrocks. 2022 ausgezeichnet mit dem renommierten Kresnik-Preis, dem wichtigsten Literaturpreis Sloweniens halten wir hier einen monumentalen Familienroman in Händen, der am Vorabend der Moderne spielt. Sagt der Verlag. Was sagt uns die Rückseite?

Nicht wesentlich mehr. Aber auf jeden Fall ein Buch, das in die Hand zu nehmen sich lohnen sollte.

Daraufhin etwas ganz anderes … Goran Vojnovic: Tschefuren raus! Der 2008 veröffentliche Debütroman des Autors machte aus dem Stand Furore. Man könnte auch sagen, er wirbelte jede Menge Staub auf. Denn es geht um Ausgrenzung und Rassismus in Slowenien. Ein in jeder Epoche heikles Thema. Und heutzutage vielleicht noch mehr als in früherer Zeit. Zudem lässt sich dieser schmale Band jederzeit auf jedes beliebige europäische Land anwenden. Was sagt uns die Rückseite dazu?

„Abgedreht und melancholisch“ – das klingt schon mal gut. Und wie liest sich das? Wie gehabt werfen wir einen Blick auf die erste Textseite …

Ich-Perspektive und ein raketenschneller Einstieg in einer knallharten Straßensprache. Jeder Satz ein Faustschlag. Toll übersetzt von Klaus Detlef Olof. Was soll man da sagen, außer: Lesetipp!

Damit kommen wir nun zum Hansdampfinallengassen der slowenischen Literaturszene. Ales Steger: Das Lachen der Götter. Lyriker, Romancier, Übersetzer, Verleger, Kurator … Der Man lässt nichts aus. Und einen subtilen Humor hat er obendrein. Jedenfalls lässt das im Göttiunger Wallstein-Verlag erschienene Bändchen diesen Schluss zu. Denn darin adaptiert Šteger Player des griechischen Götterpantheons und lässt sie im profanen Alltag hernieden agieren. Witzig und lesenswert.

Ungeplant mogelt sich doch noch ein weiterer Gedichtband zwischen unsere subjektive Auswahl lesenswerter slowenischer Literatur. Fabjan Hafner: Erste und letzte Gedichte. Übersetzt von keinem Geringeren als Peter Handke. Der Titel des schmalen Bands verweist möglicherweise (?) auf die traurige Tatsache, dass Hafner 2016 gerade mal fünfzigjährig verstorben ist. Selten haben wir kürzere, reduziertere Dichtkunst gesehen …

Auch hier ist wieder die Zweisprachigkeit zu loben. Ansonsten: Sehr gut, kontemplativ und alles, was ein Gedicht auszeichnen sollte.

Jede Kultur birgt einen reichen Schatz an Volksmärchen. Das gilt auch für Slowenien. Ein idealer Einstieg in eine kulturelle Tradition und oft genug ein tiefer Blick in die Seele seiner Bewohner:innen. Anja Stefan: Hinter den neun Bergen. Ein wunderschönes Märchenbuch mit wirklich tollen Illustrationen, wie ein schneller Blick mittenhinein zeigt …

Das wäre doch vielleicht ein prima Vorlesebuch zu Weihnachten für die lieben Plagen im passenden Alter? Nur so als abschließender Lesetipp!

Abschließen werden wir an dieser Stelle auch unseren Bericht zum heutigen Messe-Freitag. Um so mehr, als kurz darauf Max Moor mit seinem ttt-Team im Schlepptau in den Slowenien-Pavillon einfällt. Naja, wir waren halt wieder mal schneller als das Fernsehen 😉

Wir ziehen uns auf einen gemütlichen Aussichtsplatz zurück, genießen Cappuccino und Apfelstrudel (alternativ gerne auch Prekmurska Gibanica) und treffen uns mit lieben Kolleg:innen …

Hans Peter Roentgen und Heike Wiechmann. Es wurde noch ein langes, lustiges Gespräch über Agenten, Autoren und Foren.

Damit genug für heute. Morgen ist auch noch ein Tag. Und zwar ein besonders anstrengender. Denn wenn die Buchmesse alle Schleusen öffnet, wird’s sehr, sehr eng in den Hallen. Gleichwohl: Wir werden wieder vor Ort sein als Euer Auge und Ohr auf der größten Buchmesse der Welt. CU tomorrow!

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