Kamera
Schokolade

One last thing

Veröffentlicht in Apple & Co, Design, Fotografie, Gadgets, Gesellschaft, Internet, Kultur, Medien, multimedia, Musik, Technologie, Unterhaltung, Videografie | 07. Oktober 2011 | 20:36:10 | Dirk Kirchberg

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»Steve Jobs ist gestorben.« Ich stand am Donnerstag Morgen unter der Dusche, als meine Frau mir die Nachricht überbrachte, die in den darauffolgenden Stunden und Tagen Medien- wie Mac-Welt beherrschen sollte.

Steve war gestorben. Die Tatsache an sich war keine Überraschung, dafür waren in den vergangenen Monaten die Zeichen – und manches pietätloses Paparazzo-Foto – leider zu eindeutig gewesen. Eigentlich war man darauf vorbereitet. Doch als es unumstößlich feststand, dass der Apple-Mitgründer nie wieder sein berühmtes One more thing… inszenieren würde, traf mich die Nachricht schwer. Nun hatte ich Steve Jobs nie persönlich kennengelernt und ihn auch nie »in echt« erlebt. Aber dennoch erfüllte mich eine Art von Trauer.

Es fühlte – und fühlt sich noch immer – merkwürdig und unwirklich an, dass der penible Visionär nicht mehr für ein nächstes Amazing!-Produkt über die Bühne wie ein Dompteur durch die Manege schreiten und uns alle in seinen Bann ziehen wird. Ich erinnere mich sehr genau an die 1998er WWDC-Keynote. Sie war die erste, die ich gebannt (in einem Mac-Shop in Hannover, weil meine Internetverbindung nicht schnell genug gewesen wäre) verfolgte. Und nie wieder hat mich eine Werbekampagne je so begeistert wie Think Different.

Die Stärke dieser Kampagne war, dass ich mich – wahrscheinlich wie viele andere auch – verstanden fühlte, sah ich mich doch selbst als Angehöriger der kreativen Kaste. Bleibt zu hoffen, dass Steve reichlich Ideen für viele Jahre hinterlassen hat. Bei einem Mann, dessen Name auf rund 300 Patenten steht, sicherlich eine durchaus realistische Vorstellung.

Lesetipp #1: Stephen Fry über Steve Jobs

Doch etwas wird fehlen. Der Mann, der Mac-Fans wie ein Magier verzauberte und mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit Produkte präsentierte, bei denen sich treue Apple-Kunden bereits nach den ersten erklärenden Sätzen nicht mehr vorstellen konnten, wie sie ohne das neueste Gadget bisher auskommen konnten.

Lesetipp #2: Walt Mossberg über Steve Jobs (Wall Street Journal)

Ich habe sehr viele Artikel über Steves Leben und sein Werk gelesen. Neben vielen einfühlsamen Nachrufen, die auch durchaus kritisch waren, gab es die üblichen pseudokritischen Gutmenschen-Artikel, die Jobs’ Tod nutzten, um zu zeigen, was für tolle unabhängige und kritische Journalisten es in deutschen Redaktionen doch gibt – If it bleeds, it leads. Schon klar.

Lesetipp #3: David Pogue über Steve Jobs (New York Times)

Gestern habe ich bei Facebook folgenden Eintrag verfasst: »Danke Dir, Steve. Dank Dir habe ich Musik gemacht, obwohl ich nie Noten lesen konnte. Dank Dir habe ich Grafikkrams gemacht, bevor ich auch nur eine Typo-Vorlesung besucht habe. Dank Dir habe ich nie darüber nachdenken müssen, was mein Computer gerade von mir will, sondern konnte immer so arbeiten, wie es mir logisch erschien. Dank Dir bin ich heute ein besserer Journalist, weil ich Möglichkeiten sehe und keine Hindernisse. Think Different. RIP Steve Jobs.«

Lesetipp #4: Lisen Stromberg über Steve Jobs (Palo Alto Patch)

Auf manchen wirkt dieser Eintrag vielleicht pathetisch, aber ich bin fest davon überzeugt, dass der Mac der Grund dafür ist, dass ich heute das mache, was ich mache. Mein Weg von der Uni (mit gleich zwei abgebrochenen Studien) über das Schreiben, den Grafikdesignkrams, die Fotografie und die Filmerei hin zu einer Redakteursstelle heute, für die ich mich jeden Tag mit Cross-, Multi- und Social Media beschäftige, verdanke ich Macintosh Computern.

Lesetipp #5: Bernd Graff über Steve Jobs (Süddeutsche Zeitung)

Ich hatte nie einen Commodore oder einen Atari oder gar einen PC. Ich bin direkt beim Mac gelandet, nachdem mir Mitte der 1990er ein Freund nach einer nächtlichen HipHop-Beats-Bastelsession »nur kurz« die Vorzüge dieses Systems gezeigt hatte. Als ich zwei Stunden später gegen fünf Uhr morgens seine Wohnung verließ, trat ich nicht nur in einen neuen Tag, sondern – ohne es zu wissen oder gar geplant zu haben – in meine Zukunft. Zwischen diesem Morgen und heute liegen unter anderem sieben Jahre MacGuardians, die mich wohl wie keine andere Zeit geprägt haben.

Videotipp: Stephen Colbert über Steve Jobs

John Hodgman formulierte einen wahren Satz – laut Ernest Hemingway das Beste, was einem Schriftsteller gelingen kann -, der ziemlich genau ausdrückt, was ich fühle: »Everything good I have done, I have done on a Mac.«

Dafür danke ich Dir, Steve. Deine inspirierende Leidenschaft wird mir sehr fehlen.

P.S. Ich habe lange überlegt, was ich persönlich tun kann, um das Andenken von Steve Jobs zu ehren. Daher habe ich seit gestern einen Organspendeausweis, sowohl in Papierform wie auch passenderweise als App. Wer wie ich bisher nicht ernsthaft über Organspende nachgedacht hat, sollte sich vor Augen führen, dass Steve dank der Großzügigkeit einer unbekannten Person – die tödlich verunglückt, aber als Organspender eingetragen war – 2009 eine Spenderleber erhielt und so noch zwei weitere Jahre geschenkt bekam.

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