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Schokolade

Drogenmissbrauch am iPhone

Veröffentlicht in Apple & Co, Gadgets, Internet, Mobilität, Unterhaltung | 12. August 2009 | 14:16:50 | Roland Müller

Das iPhone ist ohne Frage ein ganz besonders praktisches Kommunikations- und Arbeitsgerät für den digitalen Nomaden des 21. Jahrhunderts. Insbesondere in seiner jüngsten Darreichungsform, dem iPhone 3Gs. Nur, und damit sprechen wir hier im Café ganz bewusst ein heikles Thema an, es ist auch eine Droge, die zu Missbrauch anregt. Mindestens so sehr wie etablierte Spielkonsolen, Lotto ab einem Jackpot von 1 Mio. Euro oder die unseligen Online-Pokerrunden. Hier und heute möchten wir das Tabu brechen, das bisher über diesem Thema lag und aus ganz aktuellem Anlass einen Junkie beim Drogenmissbrauch qua iPhone über die Schulter schauen. Auf dass es der werten Leserschaft zur Abschreckung gereiche…

Unser Drogendealer der Wahl heißt Punch Entertainment und bietet via App Store und online über seine Plattform Mobile Battles das rundenbasierte Strategiespiel Reign of Swords an. 5,1 MB Daten sind herunterzuladen, zum Preis von suchtfördernden 1,59 Euro. Wie jede Spielsucht beginnt damit auch diese verdächtig harmlos.

Wir starten Reign of Swords und werden von einem angemessen düsteren Start-Screen empfangen. Helden wie wir! Da fühlen wir uns doch gleich zuhause.

Da wir uns nicht zum ersten Mal dem Drogenrausch hingeben, sind wir bereits ein etablierter Teilnehmer der diversen Kampagnen von Reign of Swords und starten unseren Character Droplonder Aquitani durch ein schnelles Fingertippen. Und zittern sie nicht dabei schon ein wenig, unsere Finger?

Erst recht, als wir die Option „Online Play“ aktivieren. Wahrer Drogenkonsum wird schließlich erst im Kreise Gleichgesinnter schön…

Voilà! Es ist wie ein Nachhausekommen nach langer Abwesenheit. Auch wenn die gerade nur eine Stunde gedauert haben mag. Echte Junkies verlieren jedes realistische Zeitgefühl. Wir lassen den Blick über unsere Gemarkungen schweifen – blutig erobert – und sehen in unserer Provinz Merovin ein Schwert mit einem Ausrufungszeichen versehen. Aha!

Da kündigt sich eine Schlacht an, zu der wir online unsere Aufstellung eingegeben hatten. Triumphaler Sieg oder verhehrende Niederlage? Die Finger unserer Schwerthand zittern noch ein wenig mehr, als wir den Button streicheln.

Und in der Tat. Die Schlacht um das Shady Vale scheint geschlagen. Doch wie ist sie verlaufen? haben unsere Mannen Ehre eingelegt für ihren Lehnsherrn?

Wir starten den Augenzeugenbericht unserer magischen Frontbeobachter…

Duke Deathbat Icel hatte uns herausgefordert zum Gefecht um das schattige Tal. In der Tat, ein ebenbürtiger Gegner mit einem höheren Adelstitel als wir selbst. Groß an kriegerischer Erfahrung und gewaschen mit allen Wassern des Onlineschlachtens.

Aber hat er auch mit dem Einsatz unserer Hofmagier gerechnet? Nur wenige Gegner vermögen ihren Feuerbällen, Blitzschlägen und Eiszaubern zu trotzen. Allertdings, wenn der Herzog mit dem tödlichen Namen massiv Reiterei einsetzt oder zahlreiche Bogenschützen, Armbrustschützen oder gar Musketiere, dann mag das Schlachtenglück sich gegen uns wenden.

Die Kriegstrommeln dröhnen, während die Schlachtenreihen sich aufeinander zubewegen. Wer wird den ersten Schlag führen? Und werden die Reihen unter ihm wanken? Wer wird nach 30 Runden als Sieger das Feld der Ehre verlassen?

Waffengeklirr. Das Schnauben der Streitrösser. Erbittertes Ringen der Infanteristen. Speeträger weichen den schwer gepanzerten Fußkämpfern. Mit Wucht geführte Bihänder spalten Helme und Harnische. Da! An der Flanke taucht ein Trupp Ritter auf. Sind es die Unsrigen?

Sie sind es. Gerade rechtzeitig fallen sie dem Feind in die kaum geschützte Flanke. Berittene Bogenschützen, rekrutiert in den Weiten der Steppen von Rukiev machen mit schnellen Vorstößen die Nachhut nieder, während unsere Magier die Formation des gegnerischen Zentrums aufbrechen. Die Schlacht erreicht ihren Höhepunkt.

Es ist vollbracht! Unser Adjutant vermeldet den Sieg über einen Gegner von hohem Rang. Nun gilt es, die Beute einzubringen und dem eigenen Heerbann zuzuschlagen.

Eine fürstliche Beute, fürwahr! Rüstungen, Waffen, Milizionäre und eine Kavallerieeinheit gesellen sich zu unserem kriegerischen Fundus. Dazu eine der kostbaren Medaillen, die nur für besondere Siege vergeben werden, geeignet, einen Ritter zum Helden zu erheben.

Doch der Gegner hat mit Mut und Ingrimm gefochten. Er ist es wert, in die wachsende Liste unserer Rivalen aufgenommen zu werden. Denn hier wie im Leben gilt: viel Feind, viel Ehr‘! Und wer weiß, fruuher oder später werden wir uns wieder auf diesem oder einem anderen Schlachtfeld gegenüberstehen, Aug‘ in Aug’…

Nun ist es an der Zeit, die gewonnene Beute den Männern zuzuteilen, denen wir sie zu verdanken haben. Dies ist Pflicht und Schuldigkeit des Lehnsherrn.

Und einmal mehr wächst unser Heer an Mannen und Schlagkraft. Ein Reiter wird zum Ritter befördert. Aus normalen Fußsoldaten werden trefflich gerüstete Schwertkämpfer. Und einer unserer bevorzugten Ritter erhält den Adelsschlag zum Helden.

Wir fühlen uns nun wohl gerüstet, im Auftrag und zum Ruhm unseres Königs, der in Caronne Hof hält, unser Banner gen Osten zu tragen. An jene fernen Gestade, wo neuer Ruhm, framdartige Riten und grenzenloser Reichtum locken. Zeit, die zweite Episode unserer ruhmreichen Geschichte in Angriff zu nehmen. Angriff! ANGRIFF!

Fazit: Reign of Swords ist trotz oder wegen seiner einfachen Beherrschbarkeit das derzeit beste Strategiespiel fürs iPhone. Schlimm daran ist nur das enorme Suchtpotenzial. Einerseits, weil der Reiz allzu groß ist, die eigenen taktischen Fähigkeiten online mit jenen anderer Kombattanten zu messen. Und andererseits, weil dies katastrophale Folgen für die berufliche Produktivität hat. Sucht und Drogenmissbrauch kann eben vielerlei Gesichter annehmen. Reign of Swords ist eines davon. Aber ein besonders angenehmes…!

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2 Antworten zu “Drogenmissbrauch am iPhone”

  1. 13. August 2009 um 10:41:07 | stilstand» Blogarchiv » Fünfmal um den Blog sagt:

    […] Werbung machen könnte, die trotzdem die Konsumenten nicht gleich mit ihrer Penetranz vergrault. Hier ein schönes Beispiel für eine ganz neue Gattung von ‘Ads’, die der Mensch deshalb erträgt, weil’s […]

  2. 15. August 2009 um 20:56:18 | Roland sagt:

    Danke fürs nette Zitat nebst Kommentar. Da fühlt man sich doch gleich verstanden als digitaler Drogenkonsument 😉