Kamera
Schokolade

mbc09: Die Café-Nachlese

Veröffentlicht in Gesellschaft, Internet, Kultur, Medien, Mobilität, Technologie | 26. Januar 2009 | 03:30:31 | Dirk Kirchberg

Wenn für Blogger schon einmal der rote Teppich ausgerollt wird wie am vergangenen Wochenende in Hamburg anlässlich der mbc09, der Microblogging Conference, packen wir vom Café Digital natürlich sofort unsere miniaturisierte Reporterausrüstung ein und machen uns auf den Weg. Organisator der mbc09 ist Cem Basman, der in seinem privaten Blog Sprechblase seine Motivation so beschreibt: „Vogel fliegt. Fisch schwimmt. Ich blogge.“ Cem ist Unternehmer, Webaktivist und leidenschaftlicher Microblogger. Letzteres veranlasste ihn, die mbc09 ins Leben zu rufen. Und viele kamen. Ich war für’s Café dabei – hier mein Bericht.

Die mbc09 fand im Lichthof der Staats- und Universitätsbibliothek statt. Das erste Merkmal: das riesige Oberlicht und die Bogenarchitektur. Hätte meine Unibibliothek so ausgesehen, wäre ich wahrscheinlich öfter dagewesen.

Cem begrüßte die Teilnehmer der ausverkauften Konferenz und dankte den zahlreichen Sponsoren, die sich auf das Abenteuer Microblogging Conference eingelassen hatten. Microblogging ist zwar mehr als Twitter, aber Twitter ist der derzeit mit Abstand größte und populärste Microblogging-Dienst der Welt mit zwischen 3 und 5 Millionen Nutzern. Da Twitter zwar über viele Schnittstellen verfügt, aber eigentlich ein geschlossenes System ist, hat sich Evan Prodromou daran gemacht, eine Open-Source-basierte Alternative zu programmieren. Dabei herausgekommen ist identi.ca mit derzeit rund 40.000 Nutzern. Evan hat mir im Interview erklärt, warum auch Microblogging nicht an Open Source vorbeikommen wird.

Da Evan sich zu Beginn seiner Präsentation als Hacker vorgestellt hatte, nutzte ich die Gelegenheit und bat ihn um eine Definition. Man beachte, wie Evan hin und wieder die Augen schließt, während er redet. Man merkt förmlich, wie er seine Gedanken zu fangen versucht, und bekommt eine Ahnung, wie aktiv seine Synapsen aus allen kreativen Rohren feuern müssen.

Bleiben wir aber bei Twitter, weil man am Beispiel dieses Dienstes die Vorzüge des Microbloggings erklären kann. Denn spätestens seit den Anschlägen von Mumbai und dem im Hudson notgelandeten Jet haben auch die klassischen Medien Notiz von diesem extrem schnellen Dienst genommen.

Und da Don Dahlmann nicht nur Blogger erster Stunde und selbiger Güte, sondern zudem auch Dozent an der Deutschen Angestellten-Akademie ist, habe ich ihn das machen lassen.

Übrigens wurden die Diskussionen und Sessions auf der Hauptbühne fleißig gefilmt. Eigentlich sollte es einen Livestream geben, doch warum auch immer – das klappte nicht. Laut Cem gingen die Signale raus, kamen beim zuständigen Sponsor auch an, doch da hatte die Kette dann anscheinend ihre Sollbruchstelle.

Die Livestreampanne wurde aber schnell überbrückt, indem einfach die iSight eines MacBooks zur Kamera umfunktioniert wurde, und nun doch ein Stream verfügbar war.

Die Mitschnitte – HD und 16.9 – sollen übrigens demnächst auf der mbc09-Website verfügbar sein. Wer diese Konferenz also verpasst hat, kann die Höhepunkte dann dennoch erleben – live on tape, sozusagen.

Sören Stamer von CoreMedia hielt eine der zahlreichen Sponsoren-Sessions, die mitunter doch recht uninspierend waren und mit schrecklichst gestalteten Präsentationen daherkamen. Ich sage nur: Zu viele Punkte, zu kleine Schrift, es wurde referiert, was auf den Slides stand…

Wer eine Pause brauchte oder eine Session ausfallen ließ, der machte es sich am Rand des Lichthofes gemütlich. Ich verbrachte hier auch so manche halbe Stunde – iPhone-Akku… Wo wir gerade bei Smartphones sind: T-Mobile hatte einen Stand direkt neben der Bühne aufgebaut und präsentierte das Googlephone G1.

Mich persönlich konnte das Schiebehandy mit Tastatur nicht überzeugen. Die iPhone-Dichte auf der mbc09 sprach ebenfalls eine deutliche Sprache. Aber Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft. Und so mancher Fehler bzw. fehlendes Feature gibt es ja auch noch beim iPhone zu beklagen.

Sascha Lobo, einer der Sponsoren des mbc09, leitete passend zum Thema Microblogging einen Workshop, in dem sich die Teilnehmer über Refinanzierungsmöglichkeiten für Twitter Gedanken machten. Die Ergebnisse dieser nicht repräsentativen Mikrostudie sollen demnächst auf seiner Website veröffentlicht werden.

Nicht nur Organisator, sondern auch guter Geist und Schatteneminenz der mbc09 war Cem, der die gesamten beiden Tagen durch den Saal strich, sich hier und da unterhielt, Probleme löste, Zwischenansagen machte und mit seinem Team für einen reibungslosen Ablauf sorgte. An dieser Stelle sei ihm und seinem Team nochmals gedankt. Eure Mühe hat sich mehr als gelohnt!

Das mit Abstand spannendste Panel des ersten Tages war die abschließende von Don Dahlmann moderierte Runde, in der sich Evan Prodromou, Nico Lumma – neuerdings Director Social Media bei der Agentur Scholz & Friends – sowie Marco Kaiser (Entwickler des Twitter-Clients twhirl, mittlerweile aufgekauft von seesmic) über die Frage unterhielten, wie wohl die Zukunft des Microbloggings aussehen wird.

Auch am zweiten Tag wurde fleißig diskutiert, unter anderem von Vertretern verschiedener Zeitungen, die Twitter nutzen und über ihre Erfahrungen berichteten. Da ich abends zuvor bzw. morgens um 5 Uhr das letzte Glas Wein (hervorragender Sizilianer, reiner Nero d’Avola) geleert hatte, ließ ich dieses Panel ausfallen eingedenk der Tatsache, dass ja alles gefilmt wird.

Einen Filmer, besser gesagt, den Videopunk Markus Hündgen, Das fliegende Auge von DerWesten und zugleich Ressortleiter Video bei der WAZ NewMedia, traf ich dann auch noch, der mir gleich einmal Rede und Antwort stehen musste. Er steht zwar sonst lieber hinter der Kamera, aber diesmal musste er dran glauben. Auf dem Foto sieht man ihn übrigens im Gespräch mit mspro, seines Zeichens Mitbegründer von twitkrit.

Woran man merkt, dass man auf einer Konferenz von lauter Weboholics ist? Ganz einfach: drei Laptops für zwei Leute… Aber im Ernst: Blogs können einen trotz aller Freiheiten und unglaublicher Schnelligkeit auch irgendwann einschränken. Dann wird es Zeit für einen Tapetenwechsel.

Einen solche Radikalrenovierung hat Robert Basic gerade erst hinter sich gebracht. Robert versteigerte sein altes und sehr erfolgreiches Blog für schlanke 46.902 Euro und will sich nun ein Jahr Zeit lassen, um neue Projekte zu entwickeln. In der Zwischenzeit bloggt und twittert er natürlich weiter.

Hiermit beende ich meine mbc09-Nachlese und freue mich schon jetzt auf das mbc09sc, das Microblogging Conference 2009 SummerCamp in Köln. Offizielles Fazit zieht mbc09-Organisator Cem Basman. Bis bald!

P.S. Die Tagesschau hat gleich am ersten Tag über die mbc09 berichtet – und Cems Namen nicht einmal richtig geschrieben. Gründliche Recherche sieht anders aus. Mit Twitter wäre ihnen das sicher nicht passiert.

😉

Tags: , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

weitere Artikel

« | »

13 Antworten zu “mbc09: Die Café-Nachlese”

  1. 26. Januar 2009 um 11:17:31 | Roland sagt:

    Gratuliere, Dirk! Du warst ausgesprochen fleißig. Und wir hier in der Redaktion bedauern, dass wir nicht alle rauffahren konnten. Wie es scheint, hätte es sich gelohnt 🙂

    CU!

  2. 26. Januar 2009 um 15:23:03 | MBC09 in der Stabi » Text & Blog – Das Weblog von Markus Trapp sagt:

    […] Update 15:20 Uhr: Eine sehr umfassende Nachlese mit zahlreichen Video-Interviews bietet Café digtital. […]

  3. 26. Januar 2009 um 15:48:46 | Markus Merz | Hamburg St. Georg sagt:

    > Dabei herausgekommen ist identi.ca mit derzeit rund 40.000 Nutzern.

    Die Software ist Laconica. Die prominenteste Umsetzung ist identi.ca.

    Danke! Werde mir mal in Ruhe die Videos reinziehen. Diese sind umso wichtiger, weil ich mich eigentlich auf das Nebenbeiverfolgen des Livesreams am Freitag gefreut hatte.

  4. 26. Januar 2009 um 16:32:03 | lasre sagt:

    Ein wirklich ausführlicher Beitrag zur mbc; ich mausere mich immer mehr zum großen Café digital Fan. Neben den sonstigen kurzen und oberflächlichen Artikeln die man sonst so im WWW findet, gibts hier oft einiges mehr und einen Eindruck auch vom drumherum (Bestens zu sehen auch bei der Berichterstattung zur Macworld). Achja, und was ich auch sehr schön finde ist, das ich langsam das Gefühl kriege, dass sich Vimeo immer mehr durchsetzt. Wird aber auch langsam Zeit bei dem Rückschritt den Google da mit Youtube betreibt!

    Macht weiter so und viele Grüße
    lasre

  5. 26. Januar 2009 um 18:29:40 | MBC09 – Nachbetrachtung #2 » F!XMBR sagt:

    […] im Hamburger Schneetreiben Ringfahndung – MBC09 Markus – MBC09 in der Stabi FLOG – MBC09 Café Digital – mbc09: Die Café-Nachlese untergeek – Kleines Vademecum für Barcamps Werbeblogger Roland – Spam ist des Werbers Tod […]

  6. 26. Januar 2009 um 19:30:58 | Cem Basman sagt:

    Sehr schöner Bericht mit guten Videobeiträgen! Toll! (Bin zZ gerade auf der DLD09)

  7. 26. Januar 2009 um 23:31:45 | Stav Prodromou sagt:

    Danke to Cafe Digital for a great summary of MBC09. Excellent pictures and video!

  8. 27. Januar 2009 um 08:38:06 | Ein Hobel macht noch keinen Zimmermann | Open Source PR sagt:

    […] Conference in Hamburg stattfand, ist toll und dem Initiator Cem Basman gebührt der Dank für zwei schöne Tage in entspannter Atmosphäre unter netten Leuten und bei leckerem Catering (was nicht […]

  9. 27. Januar 2009 um 09:12:53 | 1. Microblogging Konferenz sagt:

    […] Link: Cafe Digital» Blogarchiv » mbc09: Die Café-Nachlese. […]

  10. 27. Januar 2009 um 11:35:50 | kosmar sagt:

    vielen dank. prima zusammengefasst für abwesende wie mich.

  11. 27. Januar 2009 um 16:46:05 | MBC09 Randnotiz: Twerbung und TPromny | 13. Stock Online Relations sagt:

    […] erste Microblogging-Konferenz auf europäischem Boden MBC09 ist nun vorbei und es wurde an verschiedener Stelle schon darüber […]

  12. 28. Januar 2009 um 10:59:27 | lokalreporter sagt:

    makrobiotische zusammenfassung!

  13. 30. Januar 2009 um 21:44:25 | MBC09 in Hamburg was a great Conference! Thank you! « Sprechblase sagt:

    […] hier ein kleines Interview von Cafedigital mit mir am Ende der MBC09. Ziemlich erschöpft und fertig. Kleine rote Augen. Das lag aber nicht […]