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Word 2008 – besser, aber gut genug?

Veröffentlicht in Apple & Co | 18. April 2008 | 10:33:36 | Roland Müller

word2008.jpg

Ich gebe zu, aus vielerlei Gründen geht es, wenn man als Selbstständiger arbeitet, sei es journalistisch oder in der werblichen Kommunikation, nicht ohne Word. Nachdem Microsofts neueste Word-Version im Rahmen des Launches von Office 2008 nun bereits einige Monate auf dem Mac-Markt ist, sind uns hier in der Redaktion neben (endlich) allerlei lichten Seiten leider auch wieder ein paar schattigere Aspekte am Textverarbeitungs-Platzhirsch aufgefallen. Von beidem soll in diesem kurzen Erfahrungsbericht die Rede sein…

Das Positive zuerst: Endlich verfügt Word über eine aufgeräumte und logisch strukturierte Benutzeroberfläche! Sollte Redmond hier tatsächlich seine Hausaufgaben gemacht haben? Die Inflation unterschiedlichster Paletten, die man bis dato gezwungen war, ständig offenzuhalten, scheint jedenfalls vorüber zu sein. Die erstmals durchgängige Werkzeugpalette, individuell anpassbar, und die schnell erfassbare Leiste mit den wichtigsten Symbolen oberhalb des jeweiligen Manuskripts greift das auf, was die Mehrzahl von Mac-Programmen bereits seit Jahren pflegt. Wunderbar. Warum nicht gleich so? Offenbar ist man in Redmond über den eigenen proprietären Schatten gesprungen. Und das sogar mit erkennbarem Enthusiasmus für Mac OS X. Denn das Fenster für die Voreinstellungen von Word erinnert stark an die Systemeinstellungen von Tiger oder Leopard. Auf Formatierungsdetails, das neue docx-Format etc. will ich hier gar nicht weiter eingehen. Dazu gibt es online schon genug Kommentare. Stattdessen muss ich auf die Schattenseiten von Word 2008 eingehen. Und da gibt es für ein Programm, das a) so lange am Markt ist und b) von einem Marktführer präsentiert wird, doch ein paar recht ärgerliche Eigenheiten zu berichten. Angefangen bei der nach wie vor mäßigen Performance (zumindest auf unserem G5 Quadcore Powermac mit 7 GB RAM). Der Programmstart ist quälend langsam. Das Öffnen von Dateien ebenfalls. Wohlbemerkt, wir reden hier von einer Textverarbeitungs-Software und nicht von einem 3D-Grafikprogramm! Aber damit könnte man sich ja notfalls noch abfinden. Nicht jedoch hiermit:

wordbruch.jpg

Ein ums andere Mal, in immer wieder anderen Konstellationen offener Programme, hängt sich Word 2008 auf. Oder es crasht komplett. Dies passiert besonders häufig, wenn gleichzeitig Adobe Photoshop (CS2) geöffnet ist. Oder, wie ebenfalls mehrfach – wenn auch nicht immer – geschehen, wenn mehrere Word-Dokumente geöffnet sind und der Mac in den Schlafmodus geht. Und dann gibt es da noch einen reichlich merkwürdigen Bug, zumindest bei unserer Hard-/Software-Konstellation: Word verweigert mitunter das Einfügen von .jpg-Dateien über die Menüfunktion EINFÜGEN > BILD > AUS DATEI und meldet dann zurück, die Datei könne nicht gelesen werden – während das manuelle Einsetzen der gleichen Datei per Drag und Drop problemlos funktioniert! Dieser Effekt tritt allerdings nicht immer auf, sondern nur bei ganz bestimmten Bilddateien. Wir werden noch versuchen, zu verifizieren, bei welchen. Was mindestens genau so ärgerlich ist: Ein schnelles Hin- und Herkopieren und -einsetzen von Objekten zwischen dem Vorgänger Word 2004 und Word 2008 funktioniert zwar auf unserem G5 Quad, aber nicht auf Intel-basierten Macs, wie ein Kollege berichtet! Warum? Und dann gibt es noch Kommunikationsprobleme zwischen Word 2008 und Adobe Illustrator – Drag und Drop unmöglich! Viele dieser Bugs sind übrigens MS durchaus bekannt, wie diese wachsende Liste zeigt. Aber okay. Beschränkt man sich auf die rein textlichen Qualitäten des neuen Word und missbraucht es nicht als Layout-Programm, dann muss man immerhin zugestehen, dass der Fortschritt vom Handling gegenüber dem Vorgänger beachtlich und damit anerkennenswert ist. Auch wenn der Leistungshunger des Textmonsters im Vergleich zu den durchweg schlankeren, schnelleren Wettbewerbern von Nisus Writer Express oder Pro über Mellel bis Ulysses immer noch geradezu vampirhaft erscheint.

Um abschließend die eingangs gestellte Frage zumindest vorläufig zu beantworten: Word 2008 ist erheblich besser als sein Vorgänger. Gut genug wird es aber erst sein, wenn die teils neuen Bugs ausgemerzt sind und das Programm zudem deutlich weniger ressourcenhungrig geworden ist.

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Eine Antwort zu “Word 2008 – besser, aber gut genug?”

  1. 18. April 2008 um 14:04:40 | radneuerfinder sagt:

    Zum Schreiben bin ich mittlerweile beim weniger ist mehr: Bean – ein aufgebohrtes Textedit:
    http://www.bean-osx.com/

    Wenn ich doch mal eine Funktion vermisse (z. B. Links, die auch im PDF noch funktionieren), starte ich NeoOffice. Dieses nehme ich auch um hereinkommende Office Dateien lesen zu können. Für den Notfall, halte ich noch die Microsoft Office Viewer unter VM Ware Fusion/XP bereit. Wirklich gebraucht habe ich die allerdings noch nie.

    Alle Programme sind kostenlos.