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Schokolade

Das Aus für Aust

Veröffentlicht in Gesellschaft, Kultur, Medien | 16. November 2007 | 13:17:32 | Roland Müller

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Sie werden rarer in der immer kommerzielleren deutschen Medienlandschaft, aber es gibt sie noch, die sogenannten Alpha-Journalisten. Stefan Aust, 13 Jahre lang Augstein-geadelter, designierter Chefredakteur des Spiegel, zählt unbestritten dazu. Seit gestern ist in seinem Fall – wobei Fall durchaus wörtlich zu nehmen ist – in der Vergangenheitsform zu berichten. Denn unter großem Mediengetöse hat ihm die traditionell die Spiegelgeschicke mitbestimmende Mitarbeiter KG einvernehmlich das Vertrauen entzogen. Dass dies ausgerechnet in seiner urlaubsbedingten Abwesenheit vom Arbeitsplatz geschehen ist, kann man nicht als allerbesten Stil interpretieren. Bei aller sicher berechtigten Kritik an seinem Führungsstil und der von ihm forcierten Umpositionierung des Spiegel im seit Focus wesentlich härter gewordenen Markt der meinungsprägenden politischen Magazine sollten gewisse Spielregeln doch eingehalten werden, finde ich. Sei es, wie es sei, er hat es geschafft, die Auflage des Spiegel über der magischen Einmillionenschwelle zu halten, auch wenn er dazu inhaltliche Kompromisse eingegangen ist. Es wird spannend sein, zu beobachten, wer seine Nachfolge antreten wird und auf wessen Betreiben er oder sie in Austs Fußstapfen treten wird, um die „frischen Ideen“ zu liefern, an denen es den Betreibern seines Abgangs zu mangeln schien. Sollte, wie hier und da kolportiert wird, Mathias Müller von Blumencron, der alerte Chef von Spiegel Online, auf den verwaisten Chefredakteurssessel gehievt werden, wäre dies zumindest etwas Neues. Denn damit würde meines Wissens erstmals ein „Onliner“ die Marschrichtung eines großen, klassischen Printmediums übernehmen. Allerdings einer von einiger Ambivalenz

(©Foto ausschnittsweise: spiegelgruppe.de)

Nachtrag: Wer sich einen schnellen Überblick auf die Kollegen-Kommentare zum Aust-Abgang verschaffen will, klickt sich durch die hier im Café Digital traditionell ausliegenden Zeitungen, in der alle zu Worte kommen – FAZ, taz, Tagesspiegel, Die Presse, W&V, Netzeitung, Süddeutsche, Financial Times, Frankfurter Rundschau, Der Standard, Hamburger Abendblatt, Berliner Zeitung, Kölner Stadtanzeiger, NZZ, RP, Welt, Horizont…

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